StartBusinessWas Führungskräfte über KI wirklich wissen sollten - Corporate AI Responsibility

Was Führungskräfte über KI wirklich wissen sollten – Corporate AI Responsibility

Was ist bei der betrieblichen Nutzung von KI wirklich wichtig? Im dritten und letzten Teil unserer Serie beleuchten Martin Giesswein und Barbara Stöttinger die Themenfelder Digital Impact, AI-Act und Europe AI.

Kennen Sie Ihren Digital-Impact?

Jede Organisation hat einen digitalen Impact: Durch die verwendeten digitalen Systeme werden zum Beispiel Mitarbeiter:innen, Kund:innen aber auch die Umwelt wesentlich beeinflusst. Systeme mit künstlicher Intelligenz haben die Frage nach dem richtigen Umgang mit „dem Digitalen“ noch mehr ins Zentrum der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Diskussion gerückt. Unter dem Titel “Digitaler Humanismus” oder auch “Corporate Digital Responsibility (CDR)” rückt bei immer mehr Entscheider:innen dieses Thema in den Fokus ihres Interesses. Zurecht, wie wir meinen. Ausgangspunkt ist oft die persönliche Überzeugung, dass man als Chef einer Digitalfirma oder eines Unternehmens, in dem viel IT zum Einsatz kommt, etwas für eine faire und nachhaltige digitale Zukunft machen möchte.

Aus diesem Grund haben wir an der WU Executive Academy gemeinsam mit Goodshares eine einfache 6-Schritte Methode für Unternehmen entwickelt – ein Projekt, das durch die Wirtschaftsagentur Wien gefördert wurde: Die Digital-Impact-Methode – diese ermöglicht es Firmen, die digitale Wirkung ihrer Systeme und der eingesetzten KI zu analysieren, eine einfache Leitlinie zu erarbeiten und gleich mit den ersten konkreten Maßnahmen in der Praxis zu beginnen.

Warum auch bei Ihrem Unternehmen der digitale Humanismus ganz oben auf der Agenda stehen sollte? Hier sind die fünf wichtigsten Gründe aus betriebswirtschaftlicher Sicht für mehr Digitalen Humanismus im Business:

  • Positionierung als attraktiver Arbeitgeber im Recruiting
  • Talente-Bindung durch gelebten werte-basierten Purpose
  • Langfristige Wettbewerbsvorteile und Stabilität durch nachhaltiges digitales Wirtschaften
  • Kosteneinsparungen durch effizienteren Energie- und Ressourcenverbrauch bei digitaler Hardware
  • Proaktive Vorbereitung auf zukünftige EU-Regularien (Stichwort Taxonomie), einschließlich Berichterstattungsvorschriften und dem kommenden AI Act.

Was kommt mit dem AI Act im Jahr 2026?

Der Artificial Intelligence Act (AI Act) ist die Antwort der Europäischen Union auf Risiken durch Künstliche Intelligenz, und bietet eine rechtliche Grundlage für die Entwicklung und den Einsatz von KI. Ziel ist es, „Schäden durch KI zu minimieren und einheitliche Regeln für den KI-Markt in der EU zu schaffen. Der AI Act betrifft alle EU-Bürger, Unternehmen und Behörden, die KI-Systeme anbieten oder nutzen.“

Aus diesem Grund raten wir Unternehmen dringend, sich bereits jetzt intensiv mit den Prinzipien des bevorstehenden AI Act auseinanderzusetzen und ihre Systeme entsprechend auszurichten. Eine proaktive Herangehensweise soll verhindern, dass Firmen später unter Druck umfangreiche Anpassungen vornehmen müssen, wie es etwa bei der Einführung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) 2018 der Fall war. Unternehmen, die sich frühzeitig mit den Anforderungen des AI Act beschäftigen, können nicht nur ihre Compliance Maßnahmen frühzeitig auf Schiene bringen, sondern sorgen gleichzeitig auch für eine reibungslosere, kosten- und zeiteffizientere Implementierung aller notwendigen Änderungen, sobald der Act 2026 in Kraft tritt.

Um sich frühzeitig auf den kommenden AI Act vorzubereiten und der besondere ethischen Verantwortung als Medienunternehmen gerecht zu werden, hat die APA seit April 2022 eine Richtlinie für den ethischen Einsatz von KI ungesetzt. Der Fokus liegt hier nicht nur auf der Achtung der menschlichen Autonomie und der Schadensverhütung, sondern auch auf Fairness und Erklärbarkeit der von ihr eingesetzten KI-Systeme.

Aber was bedeutet menschliche Aufsicht („Human-in-the-Loop“) in der Praxis wirklich? Verena Krawarik, Head of APA-medialab, erklärt: „Wenn menschliche Aufsicht über die KI gefordert wird, bedeutet dies nicht nur, dass die Maschine die Arbeit erledigt und ein Mensch diese dann freigibt. Die Automatisierung durch KI erfordert vielmehr ein tiefes Verständnis und Einblick in die Algorithmen sowie kontinuierliche Tests vor und während des Betriebs der KI.“

Europe KI First?

Bei der Entwicklung von Generativer Künstlicher Intelligenz hat sich die Europäische Union vorgenommen, eine starke Rolle einzunehmen und nicht den amerikanischen und chinesischen Unternehmen das Feld gänzlich zu überlassen. Eine Hoffnung dabei ist ein Start-up aus Heidelberg: Aleph Alpha. Dieses Unternehmen ist auch Teil des Innovationsparks AI in Heilbronn, wo ein AI-Ökosystem zwischen Unternehmen und Wissenschaft entstehen soll.

Soll man als Unternehmen, das KI-Systeme einsetzen möchte, nun auf ein europäisches oder sogar österreichisches KI-Angebot setzen, um die Binnenwertschöpfung anzukurbeln? Die oben erwähnte Austria Presse Agentur hat eine klare Antwort auf diese Frage: In einem nächsten Schritt baut sie ihr CompanyAI mit dem Anbieter 506.ai aus Linz, der wiederrum auf europäische KI-Modelle und Datenzentren setzt.

Kaum ein anderes technologische Thema hat – global gesehen – jemals in so kurzer Zeit so viel Aufmerksamkeit des Top-Managements bekommen wie KI. Aber genau das ist notwendig, um alle betriebswirtschaftlichen Chancen zu nutzen und die unzähligen Stolpersteine bei dieser digitalen Evolution auszulassen.


Dieser Kommentar von Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy, und Martin Giesswein, Digitalisierungsexperte und Faculty Member der WU Executive Academy, ist Teil eins der dreiteiligen Serie. Teil eins, Business und KI, lest ihr hier, Teil drei, Corporate AI-Responsibility, hier.

Fotomaterial(c) Canva

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