StartBusinessSuccess„Vorbilder gegen Vorurteile“

„Vorbilder gegen Vorurteile“

Wie können Männer dabei unterstützen, den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen? Steffen Breucker, Head of Group Nearshoring & Managing Director UNIQA Group Service Center, und Sabine Gruber, Head of Group Customer bei UNIQA Insurance Group, erzählen aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz.

Wie wichtig ist das Ziel, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen?

Sabine Gruber: Ich bin der Meinung, dass eine hohe Diversity im Führungsteam eine Bereicherung für ein Unternehmen ist, da die unterschiedlichen Perspektiven genutzt werden können. Persönlich sehe ich es als eine Chance, Vorbilder zu schaffen und anderen Frauen zu zeigen, dass sie ebenfalls in der Lage sind, Führungsrollen zu übernehmen und erfolgreich zu sein.

Gab es in Ihrer Karriere Momente, in denen Sie sich durch männliche Unterstützung besonders gefördert beziehungsweise gebremst gefühlt haben?

Sabine Gruber: Ich hatte einen sehr guten Mentor, der mir laufend Feedback gegeben hat, mich ermutigt hat, Neues auszuprobieren und mich schlussendlich unterstützt hat, den nächsten Karriereschritt zu gehen. Auf meinem Karriereweg habe ich aber durchaus auch gegenteilige Erfahrungen gemacht, wo Feedbacks von Vorgesetzten oder Kollegen zu Zweifel und Verunsicherung geführt haben. Mit der Zeit habe ich gelernt, mir und meinen eigenen Prinzipien treu zu sein, in meinen Handlungen authentisch zu bleiben und mich nicht durch andere verunsichern zu lassen.

Wie können Ihre männlichen Kollegen dazu beitragen, dass mehr Frauen in Führungspositionen gelangen?

Sabine Gruber: Ich sehe das nicht rein als Aufgabe von männlichen Kollegen, wir sollten uns mehr die Frage stellen, wie wir gemeinsam Kolleg:innen unterstützen und ermutigen können, diesen Karriereschritt zu gehen. Mein eigenes Verhalten innerhalb des Führungsteams hat einen Einfluss darauf, ob sich Nachwuchstalente für eine Führungsposition interessieren – ebenso wie mein Verhalten und meine Kommunikation nach außen hin. Wir sollten offen über unsere Herausforderungen sprechen und erzählen, wie wir Hürden überwunden haben. Als Vorgesetzte versuche ich, meinen Führungskräften die Flexibilität und den Freiraum zu geben, ihren Arbeitsalltag so zu gestalten, dass auch familiäre Verpflichtungen Platz finden. 

Wie können Männer im Unternehmen aktiv dazu beitragen, unbewusste Vorurteile oder systemische Barrieren für Frauen abzubauen?

Steffen Breucker: Es gibt wohl zwei Arten, unbewusste Vorurteile zu verringern und dadurch Barrieren zu reduzieren. Der eine Weg ist, dass wir unsere Mitarbeitenden dafür sensibilisieren, welche typischen Vorurteile es gibt, und dass wir diese faktenbasiert und wissenschaftlich klar thematisieren und nicht tabuisieren. Diese Maßnahme ist an sich geschlechtsneutral, denn für Frauen ist es genauso wichtig, zu verstehen, welchen Vorurteilen gegenüber sie sich möglicherweise konfrontiert sehen – hauptsächlich wohl durch Männer, aber eventuell auch durch andere Frauen. Der andere Weg besteht darin, dass wir Normen und Regeln setzen, die eine Gleichbehandlung zum Ziel haben. Durch die Einhaltung dieser Normen wird dann über die Zeit auch eine Bewusstseins- und Verhaltensänderung herbeigeführt. Also: Bewusstsein bei sich und anderen schärfen und Vorbild sein durch Verhaltensänderung.

Was tun Sie persönlich für die Förderung von Frauen in Führungspositionen?

Steffen Breucker: Ich bin ein überzeugter Vertreter der Chancengleichheit: In meiner letzten Funktion hat sich der Anteil an Frauen unter meinen Führungspersonen über die Zeit signifikant verbessert. Das bedeutet, dass ich Mitarbeitende gleichermaßen in ihrer Entwicklung fördere, ihr Potenzial auszuschöpfen. Meiner Erfahrung nach ist es nicht die Frau in einer Führungsposition, die besonderer Förderung bedarf. Vielmehr sind Frauen oft zögerlicher, Führungspositionen für sich überhaupt in Erwägung zu ziehen. Ich erlebe oft, dass Frauen besser in der Einschätzung ihrer eigenen Fähigkeiten sind als männliche Kollegen. Das ist eine Stärke, kann aber auch hinderlich sein, wenn man das Risiko eingehen soll, über die bisherigen Fähigkeiten hinaus neue Funktionen anzunehmen.

Können Männer selbst davon profitieren, wenn es mehr Frauen in Führungspositionen gibt?

Steffen Breucker: Grundsätzlich erhöht mehr Diversität in Führungspositionen sicherlich die Ideenvielfalt und die inklusive Atmosphäre am Arbeitsplatz. So schaffen wir einen Business-Mehrwert mit einer Kultur, in der die beste Idee Gehör findet und nicht die buchstäblich lauteste Stimme. Davon profitieren Männer ebenso wie Frauen – also alle Mitarbeitenden.

 

STAY CONNECTED