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Was Führungskräfte über KI wirklich wissen sollten – KI-Strategie für die nächsten Jahre

Was ist bei der betrieblichen Nutzung von KI wirklich wichtig? Auf welche Bereiche sollte ich mein Augenmerk als Führungskraft zuerst legen und wo fange ich am besten an? In unserer dreiteiligen Serie haben Martin Giesswein und Barbara Stöttinger die wichtigsten "AI Thinking Points" zusammengefasst. (Teil 2)

Ich will meine eigene KI

Die Arbeitserleichterung, die von frei im Internet verfügbaren KI-Tools ausgeht, ist verlockend und gefährlich zugleich. Täglich werden dank schlecht geschulter Mitarbeiter:innen Unmengen von vertraulichen Firmen- und Kundendaten Teil eines fremden KI-Modells. Die Firma Samsung etwa musste diese schmerzvolle Erfahrung bereits machen. Genauso problematisch ist die KI-Bearbeitung personenbezogener Daten, die ohne Zustimmung von einer nicht-EU KI verarbeitet werden. Die Lösung für diese Herausforderungen ist für viele Unternehmen ein firmeneigenes, maßgeschneidertes KI-System (CompanyGPT oder CompanyAI), also eine firmenexklusive Nutzung eines in Europa gehosteten KI-Modells. Hat eine Firma einen reichen Datenschatz, kann auch das Erstellen, Trainieren und Nutzen eines eigenen KI-Modells sinnvoll sein.

Genau diesen Weg hat die Drogeriekette dm mit „dmGPT“, einem eigenen KI-Chatbot, eingeschlagen, mit dem sie sich als KI-Vorreiter im Handel positionieren möchte. Dieser eigenentwickelte Bot hat eine ähnliche Funktionsweise wie sein großer Bruder ChatGPT, soll aber einen völlig sicheren Umgang mit der neuen Technologie gewährleisten. Im Gegensatz zu anderen großen Industrieunternehmen wie Mercedes, Siemens, Bosch und Merck, die ebenfalls eine exklusiv gehostete ChatGPT-Technologie nutzen, hat dm sich dazu entschieden, dmGPT ausschließlich auf der eigenen Infrastruktur zu betreiben. Das neue Tool, das bereits erfolgreich von den Mitarbeiter:innen getestet wurde, unterstützt sie bei einer Vielzahl von Aufgaben, von der Textbearbeitung bis zur Erstellung von Social-Media-Beiträgen.

Haben Sie schon eine KI-Richtlinie?

Wer kennt Sie nicht: Firmenrichtlinien oder Guidebooks, wie man sich beruflich in Social Media zu verhalten hat, Trainings-Manuals, wie man Cybergefahren im Arbeitsalltag abwehrt, oder regelmäßige Governance-Tests. Aufgrund der anfangs ungesteuerten KI-Nutzung erstellen immer mehr Unternehmen grundlegende Regeln, wie Mitarbeiter:innen mit KI umgehen sollen: Welche Daten dürfen eingegeben werden? Wie wird Datenschutz sichergestellt? Welche internen Systeme gelten als sicher und sollen daher verwendet werden? Wie schaut das Trainingsprogramm aus? Wie gehen Sie mit freiwerdender Arbeitszeit um?

Ein aktuelles Beispiel ist der KI-Kompass der Stadt Wien. Mit dem “Kompass für den dienstlichen Umgang mit generativer künstlicher Intelligenz, bei dem das Grundprinzip Eigenverantwortung mit Erfahrung und Sachverstand im Fokus steht, wurden wesentliche Grundsätze für den dienstlichen Gebrauch formuliert:

  • Bei der Verwendung von KI-generierten Inhalten trägt der Mensch die Verantwortung.
  • Generative KI kann in der öffentlichen Verwaltung Arbeitsprozesse unterstützen, vereinfachen und beschleunigen.
  • Auf einen rechtskonformen Umgang mit sensiblen beziehungsweise personenbezogenen Daten und dem Amtsgeheimnis ist zu achten.
  • Die transparente Kennzeichnung der Verwendung mittels KI-erstellter Inhalte nach außen ist erforderlich.
  • Austauschformate für Mitarbeiter:innen sind etabliert.
  • Inhalte sind kritisch zu hinterfragen und auf Nachvollziehbarkeit zu prüfen, etwa KI-generierte Deepfakes.

Wie sieht Ihre Firma in 5 Jahren aus? Es gibt noch (viel) mehr Zukünfte durch KI

Einige Business-relevante Fragen beschäftigen dieser Tage viele Unternehmen ganz besonders: Welche meiner Produkte und Services werden durch KI-Anbieter bedroht? Überholt mich die Konkurrenz, weil sie mithilfe von KI neue Prozesse, Geschäftsmodelle oder Märkte bedienen kann? Derartig elementaren Veränderungen kann man nicht einfach mit einem Jahres-Forecast begegnen, oder sauberer Strategieplanung begegnen.

Was es braucht, ist Strategic Foresight und eine entsprechende Szenario-Planung. Diese Methode funktioniert deshalb so hervorragend, weil es klassische vergangenheitsorientierte Performance-Managementsysteme mit operativer Strategieimplementierung und situativen Tools des Zukunftsmanagements verbindet. Mit Foresight gelingt es, die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft gleichzeitig zu managen. Unternehmen, die in diesem Umfeld gut aufgestellt sind, wissen daher genau über ihre Vergangenheit Bescheid, bewältigen die Aufgaben des täglichen operativen Business erfolgreich, und gestalten ihre Zukunft in einer BANI-Welt aktiv. Sie lassen sich weder von einem blinden Fleck noch von plötzlich auftretenden neuen Phänomenen irritieren, sondern sind in der Lage, alternative Zukünfte zu antizipieren, schnell zu reagieren und strukturiert mit Neuem umzugehen.


Dieser Kommentar von Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy, und Martin Giesswein, Digitalisierungsexperte und Faculty Member der WU Executive Academy, ist Teil eins der dreiteiligen Serie. Teil eins, Business und KI, lest ihr hier, Teil drei, Corporate AI-Responsibility ab 22.10.

Fotomaterial(c) Canva

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