What the fem*?

In der aktuellen Ausstellung in Linz wird durch den Feminismus navigiert und es werden dabei alte und neue Fragen gestellt.

Gibt es den „einen“ Feminismus? Was bedeutet feministische Kunst heute? Und welchen Auftrag hat sie heute und hatte sie früher? Anhand der von Klaudia Kreslehner kuratierten Ausstellung What the Fem*?, wurde in den Räumlichkeiten der Künstlervereinigung MAERZ in Linz über den Status quo feministischer Kunst und ihre gesellschaftspolitischen Relevanz diskutiert. Am Podium sprachen dabei die Gründungsdirektorin der Sammlung Verbund Gabriele Schor, die Leitung der Kunstvermittlung Museen der Stadt Linz Karin Schneider und die Künstlerinnen Elisa Andessner und Monika Pichler. Moderiert wurde die Diskussion von Abena Twumasi, Frauenbeaufragte der Stadt Linz.

Facetten des Feminismus

Für Karin Schneider und alle weiteren Podiumsgäste gibt es ihn nicht, den einen Feminismus: „Ich wünsche mir, dass die vielen Frauen, die in verschiedenen Bereichen für Gleichstellung kämpfen, in einer Inspiration stehen. Feministische Kunst verstehe ich als Mittel um dort in Kommunikation und Debatte gehen zu können, wo es mit Worten nicht mehr funktioniert.“ Feminismus soll keine homogene Masse sein, sondern es müssen unterschiedliche Perspektiven und Bedeutungen nebeneinander existieren können, um voranzukommen.

Podiumsgast Kuratorin Gabriele Schor berichtete zu Beginn über ihre Gründungsmotivation der Sammlung Verbund mit dem Schwerpunkt auf feministische Kunst. Die Sammlung Verbund enthält mittlerweile 600 Werke von 84 Künstlerinnen. Über die aktuelle Ausstellung im Nordico Linz sagt sie: „Es ist keine Frauenausstellung, sondern eine Themenausstellung und die Werke haben immer feministische Aussagen. Die Werke zeigen mit Ironie, Aggression und viel Feingefühl zahlreiche feministische Themen der letzten Jahrzehnte.“  Es sei spannend und wichtig zu sehen, wie sich feministische Kunst im Laufe der Jahre verändert habe. „Feministische Kunst erweitert den Horizont, ist immer politische Kunst und gibt Auskunft über die Lebenssituation von Frauen. Zum Glück ist feministische Kunst heute in den meisten österreichischen Museen gut vertreten“, sagt Schor.

Künstlerin Elisa Andessner bestätigt die Entwicklung, dass feministische Kunst immer mehr in den Institutionen ankommt und „dass es selbstverständlicher mitgedacht wird.“ Sie wünsche sich mehr Raum für Diversität von Künstlerinnen, viel Raum für Vernetzung und plädiert für viel mehr Sichtbarkeit von Frauen und ihre Themen.


Die­ aktuelle Aus­stel­lung What the Fem* möchte ​Femi­nis­men“ in ihrer Viel­falt zu zei­gen: zu Aus­stel­lungs­be­ginn blei­ben ein­zel­ne Wand­be­rei­che erst­mals leer. Bis zum Ende der Aus­stel­lung kön­nen und sol­len die­se Leer­stel­len durch einen Pro­zess gemein­sam mit dem Publi­kum sowie mit ein­ge­la­de­nen Aktivist:innen befüllt wer­den. Dabei kann es pas­sie­ren, dass die ursprüng­li­che Muse­ums­er­zäh­lung in Fra­ge gestellt oder unter­bro­chen wird. So flie­ßen alle paar Wochen die Ergeb­nis­se der fünf geplan­ten Arbeits­grup­pen­tref­fen ein – auch im Sin­ne einer mög­li­chen Dekonstruktion.

In sechs The­men­räu­men füh­ren zeit­ge­nös­si­sche künst­le­ri­sche Posi­tio­nen gemein­sam mit his­to­ri­schen Arte­fak­ten durch einen leben­di­gen Dis­kurs. Es geht um öster­rei­chi­sche Geschich­te mit Schwer­punkt Linz, um Fak­ten, Gefüh­le, Erfah­run­gen, sub­jek­ti­ve Wirk­lich­kei­ten und aktu­el­le Hal­tun­gen. Die Schau ver­steht sich auch als Vor­schlag, ande­ren Per­spek­ti­ven mit Neu­gier zu begeg­nen und fixe Zuschrei­bun­gen zu hinterfragen.

Die Ausstellung What the fem* läuft noch bis 28. Mai 2023 im Stadtmuseum Nordico in Linz.

Fotomaterialprivat

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