StartInnovationMit dem Land verwurzelt – die Flügel in der Welt

Mit dem Land verwurzelt – die Flügel in der Welt

Nach einer unfreiwilligen PP (Pandemiepause) lud die Anthropologin Bettina Ludwig zum 2. Zukunfts.Symposium in ihre Heimat nach Oberösterreich. Dabei füllte sie den traumhaft schönen „Kulturtreff“ in Alkoven mit Unternehmern aus ganz Österreich, um Zukunft in die Visionen der Teilnehmer einzuhauchen.

Von Niki Skene

Klug, berührend und fröhlich: Tolle Stimmung im Publikum und bei den Speakern.

Erfrischend menschlich eröffnete Bettina Ludwig am Freitag, den 17. Juni 2022, das 2. Zukunfts.Symposium mit einer Episode aus ihrer Vergangenheit: Zuletzt war sie auf der Bühne in diesem wunderschönen Schloss Hartheim gestanden, in dem sich im 17. Jahrhundert ein Bräuhaus und Pferdeställe befanden, als sie vor 14 Jahren ihre Matura feierte. Eine Zeit, die für sie vor lauter Ideen und Wertevorstellungen vibrierte. Dieses Offene und Freundliche ihrer einleitenden Worte zieht sich wie ein roter Faden durch den Abend. Ohne je profan zu wirken, spannt sich die Reise der Vorträge vom Umgang mit der Angst (Winthir Brunbauer) und Transformationsmethoden (Barbara Buzanich-Pöltl) über Gesichtslesen (Anne Fierhauser) bis hin zur Wertschätzung für die Lehrlingsausbildung in Österreich (Robert Frasch). Star-Speaker Ali Mahlodji schließt den Abend mit einer geballten Ladung Tiefgang, welche die Teilnehmer bestimmt noch lange begleiten wird.

Bettina Ludwig ist eine beeindruckende Frau. Es ist immer erfreulich, Menschen zu begegnen, die ihren eigenen Weg gehen – bei ihr war das der Weg aus der 6.104 Seelengemeinde Alkoven nach Paris, von dort weiter nach Barcelona und letzten Endes ganz raus aus Österreich, Europa, nämlich in die Natur, zur Anthropologie – der Wissenschaft vom Menschen und seiner Entwicklung –, zu den Jägern und Sammlern.

Bei ihrer Suche, die Jäger und Sammler zu verstehen, hat Bettina das Leben in der Kalahari Wüste erforscht. Alleine und auf sich gestellt. Und unter Menschen, für die Druck und Stress systemfremde Begriffe sind. Sie erzählt von der Acht-Stunden-Woche, also acht Stunden pro Woche, in denen gearbeitet wird – und davon, dass bei den Kalahari nur von eins bis fünf gezählt wird, ab dann sind es „viele“. Was natürlich Begriffe und Vorstellungen, wie „vor 50 Jahren“ oder „in 50 Jahren“ zu einem absurden Denkkonzept macht. Sie erzählt von einer Sprache, in der viele Begriffe unseres Alltags nicht einmal übersetzbar wären: „Hallo“ und „Tschüss“ – Begrüßungsformalismen, die voraussetzen, dass man einander trifft und dann wieder auseinandergeht, machen keinen Sinn, wenn man ohnehin die ganze Zeit miteinander verbringt.

Wo Zukunft passiert, ist auch SHEconomy nicht weit…

Bettina Ludwig hat es in die Kalahariwüste gezogen, weil sie davon überzeugt war, dass das Erwachsenenleben nicht auf „unsere echte Welt“ reduziert werden kann, mit ihren „wirst-schon-sehen“ und „das-wird-nicht-gutgehen“-Glaubenssätzen. Diese, unsere Denkkultur sei auch ein Grund, warum wir so eine schlechte Beziehung mit der Zukunft haben. So baut sie die wunderschöne Brücke, sich für zwei Stunden gemeinsam einige mögliche Blickwinkel auf die Zukunft anzuschauen.

In meinem Leben auf Konferenzen, in Silicon Valley, im Umfeld exponentieller Organisationen und globaler Netzwerke, die alle die Zukunftsgestaltung zum Alltag haben, bin ich wahrscheinlich gleichermaßen verwöhnt, was Zukunftsgespräche angeht und auch ein wenig überheblich: Mal sehen, wieviel Zukunft heute Abend in Alkoven zu hören sein wird.

Sehr schnell aber wird mir klar, was all diese internationalen Konferenzen und Netzwerke nicht können und was Bettina Ludwig heute Abend auf wundervolle Art und Weise geschaffen hat: Nämlich klarzumachen, dass Zukunft ab dem Moment stattfindet, wo wir alle den „Kulturtreff Alkoven“ verlassen, bei der Türe hinausgehen, zurück in unser Leben. Zukunft ist nicht etwas Fernes, Ungreifbares, sondern eine Entscheidung. Dieser Abend hat uns, dem Publikum, viele greifbare Gedanken mitgegeben – und einige Werkzeuge, Zukunft vor uns aufzubereiten, zum Jetzt zu machen und die neu gewonnenen Inhalte und Erkenntnisse unmittelbar im eigenen Leben umsetzen zu können.

Ich zolle es dem Medium, darauf hinzuweisen, dass der Abend perfekt kuratiert war: Wir haben vier Männer und vier Frauen auf der Bühne gesehen – ein Mix, der leider noch alles andere als Selbstverständlich ist – selbst auf Zukunfts-Konferenzen. Insgesamt war es ein Abend, für den es sich mehr als nur gelohnt hat, 400 Kilometer An- und Abreise in Kauf zu nehmen, und seit gestern ein Fixeintrag in meinem Jahreskalender an Konferenzen, die ich nicht auslassen möchte.

Mehr zu Bettina Ludwig lesen Sie in der kommenden Print-Ausgabe von SHEconomy, die am 7. Juli 2022 erscheint. Eine Zusammenfassung der einzelnen Talks lesen Sie morgen, Montag (20. Juni 2022)

https://www.zukunftssymposium.at

Über den Autor: Niki Skene ist Exponentialist, former global TEDxAmbassador und mehrfacher Gründer und Unternehmer. Er war in über 100 TEDx Events weltweit involviert, ist als „Faculty Coach“ bei der Singularity University seit 2015 aktiv und Co-Founder und Kurator der Silicon Valley Inspiration Tours (seit 2018 Global Inspiration Tours), die nicht nur in die Bay Area, sondern auch nach New York, London, Tel Aviv, Dubai, Mumbai, Hongkong führen. 2021 hat er die internationale Community EXO-ONE ins Leben gerufen, die auf „meaningful connections“ setzt, mit wöchentlichen Vorträgen über Zukunfts-Szenarien, neuen Methoden und Skills. www.exo-one.club

Alte Freunde: Unternehmer und Top-Speaker Ali Malhodji (re.) mit Niki Skene

 

STAY CONNECTED