StartMoneyFrauenanteil im Vorstand von Börsenunternehmen: Österreich EU-weit an vorletzter Stelle

Frauenanteil im Vorstand von Börsenunternehmen: Österreich EU-weit an vorletzter Stelle

Es war ein langer Prozess bis 2017 die Forderung nach einer verbindlichen Quote für große, börsennotierte österreichische Unternehmen durchgesetzt wurde. Mindestens 30 Prozent Frauen müssen seither in den Aufsichtsgremien Platz finden. Die Wirkung wurde nicht verfehlt, denn der Anteil von 16,1 Prozent im Jahr 2017 hat sich auf aktuell 32,3 Prozent erhöht. Laut Arbeiterkammer (AK) flacht diese Dynamik aber zusehends ab. In den Vorstandsetagen liegt der Frauenanteil gar bei nur 18,3 Prozent.

Der Kurs weist nach oben, aber es wirkt fast schon wie eine Horizontale, denn zuletzt betrug die Steigerung beim Anteil von Frauen in Aufsichtsgremien nur noch einen knappen halben Prozentpunkt. Laut Christina Wieser, Betriebswirtin in der AK Wien deutet diese Entwicklung auf eine neue gläserne Decke bei 30 Prozent hin. Zudem zeige der AK Report auch, dass in den nicht-quotenpflichtigen Unternehmen der Anteil weiter nur schwach zunimmt – und aktuell bei 18,3 Prozent liegt. Zudem ist die Bilanz in den Vorstandsetagen weiter mau. Mit einem Anteil von knapp sieben Prozent ist Österreich in Europa vor Luxemburg an vorletzter Stelle. Der EU-Schnitt liegt bei 19,3 Prozent. In Deutschland oder Italien ist der Anteil mit über 13 Prozent deutlich höher. AK Präsidentin Renate Anderl fordert daher eine Quote für den Vorstand: „Ab drei Personen muss eine davon weiblich sein!“

Der Studie zufolge wären in Österreich 44 Unternehmen von einer Anhebung der Quote für den Vorstand betroffen. Es gehe also um die Besetzung von 33 Spitzenpositionen. Allein das würde aber den Frauenanteil auf rund 22 Prozent steigern. Im Global Gender Gap Report 2020 des Weltwirtschaftsforums erreicht Österreich in der Frage der wirtschaftlichen Partizipation von Frauen unter 157 Ländern lediglich den 86. Rang. Zurückzuführen ist die asymmetrische Repräsentanz von Frauen in Führungspositionen auf das altbekannte Phänomen der Genderstereotypisierung sowie die Ausrichtung von Karriereplänen auf traditionelle Geschlechterrollen. Als entscheidendes Selektionskriterium für die obersten Führungsebenen zeichnet sich zudem das sogenannte „Ähnlichkeitsprinzip“ ab: Ähnlichkeit macht attraktiv und gibt Sicherheit, was zur Folge hat, dass Männer immer wieder Männer rekrutieren.

Fotomaterial© Wiener Börse

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