Falls Sie den G7-Gipfel mitverfolgt haben, werden Sie bestimmt schon die Fotos gesehen haben, bei denen man meinen könnte, es seien Symbolbilder. Denn außer einer Frau saßen mal wieder nur Männer am Verhandlungstisch. Das ist ein Problem.
Im Hintergrund das traumhafte Alpenpanorama rund um Schloss Ellmau in Bayern, davor eine Gruppe Männer. Es sind die Regierungschefs der G7-Länder Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Großbritannien und der USA. Die westlichen Wirtschaftsnationen suchten gemeinsam einen Weg, um den Aggressor Putin in die Schranken zu weisen und die anhaltende Invasion in der Ukraine zu beenden. Lediglich eine Frau, nämlich die Präsidentin der EU-Kommission Ursula von der Leyen, sitzt mit den Männern am Verhandlungstisch.
Gar keine Frauen? Nein. Denn die Regierungschefs kamen keineswegs allein – mit dabei die First-Ladies der G7 Nationen. Auch wenn Sie keine politische Funktion am G7-Gipfel ausüben, sind sie dennoch mit von der Partie. Da könnte man sich schon fragen, wofür eigentlich? An und für sich könnte man ja meinen, dass auf Ehepartner:innen, die keine direkte Funktion bei politischen Treffen innehaben, verzichtet werden kann. Tageszeitungen berichteten bereits von den Wandertouren der First Ladies und dem „Damenprogramm“. Zwar sind Alternativprogramme für die Gatt:innen der Regierungschefs keineswegs ein Ausnahmefall – allerdings liegen Bezeichnungen wie „Damenprogramm“ schwer im Magen. Allein schon die fast zur Gänze männliche Runde symbolisiert einmal mehr, dass besonders in der Führung – sei es von Unternehmen oder Staaten – Frauen eine absolute Nebenrolle spielen. Zwar wurde das Stigma des „Damenprogramms“ während der Ära Merkel durch Merkel selbst oder besser durch ihren Ehemann Joachim Sauer aufgebrochen. Dieser war bei den wenigen Treffen, bei denen er seine Frau begleitete, der Hahn im Korb. Es scheint jedoch als bewegen wir uns nun wieder langsam zurück in tradierte Rollenkonstellationen, in denen die Frauen eine Nebenrolle spielen. Die Bilder und Headlines des G7-Gipfels sprechen für sich – wir tendiere wieder dort hin, in der Geschlechtergleichheit eine kleinere Rolle spielt. Die Signale, die ausgesendet werden, verhindern die Sichtbarkeit von Frauen als Rolemodels und behindern damit – auf kurz und lang – den weiteren Weg zur Geschlechtergerechtigkeit.