StartRolemodelsToxische Weiblichkeit – Gefährlich, entbehrlich, aber nicht tödlich

Toxische Weiblichkeit – Gefährlich, entbehrlich, aber nicht tödlich

OMG! Eine Frau soll CEO des Österreichischen Fußballverbandes (ÖFB) werden. Was für ein Affront, was für eine Selbstüberschätzung. Dagegen muss man sofort etwas tun, das geht gar nicht.

OMG! Eine Frau soll CEO des Österreichischen Fußballverbandes (ÖFB) werden. Was für ein Affront, was für eine Selbstüberschätzung. Dagegen muss man sofort etwas tun, das geht gar nicht.  Aber was und vor allem, wie? In Zeiten der Diversität, der Gender Equality und des super erfolgreichen Frauenfußballs kann man nicht einfach dagegen sein, wenn ein reformfreudiger Präsident eine Frau für den höchsten Posten im ÖFB vorschlägt.

Dagegen gibt es nur eines: rechtzeitige Diffamierung und Rufschädigung. Das funktioniert immer. Und zwar so: Man finde eine unberührbare „Wirtschaftsjournalistin“ (Andrea Hodoschek) von einem über jeden Zweifel erhabenen „Qualitätsmedium“ (Kurier), mische ein paar zugespielte Informanten-Gerüchte mit Eigenrecherchen bei ehemaligen Arbeitgebern und „gut informierten Kreisen“. Das Ganze garniert mit Jahrzehnte alten Akten, et voilà, fertig ist die Schmuddelstory. The Bitch is born, würde Sophia Fritz in ihrem Bestseller “toxische Weiblichkeit“ schreiben.

Von Frau zu Frau, Frau Hodoschreck, so einfach darf man damit nicht davonkommen.
Wir sagen endlich! Endlich ein mutiger, längst überfälliger Schritt, mehr als ein Signal an Männer und Frauen. Eine Selbstverständlichkeit im 21ten Jahrhundert, dass nur ein Medium aus dem letzten Jahrhundert glaubt, noch vereiteln zu können. Die von Ihnen besudelte Silvia Kaupa-Götzl ist eine moderne, anerkannte Managerin, die sich gerade Männer als Chefin nur wünschen können. Ich kenne sie als langjährige Kollegin bei den ÖBB, wo wir Frauen keine zwei Tage überlebt hätten, wenn wir nicht teamfähig und sozial hyperintelligent gewesen wären.  Ja, wir waren mutig und haben Konfrontationen niemals gescheut, wenn es um die Durchsetzung von Reformen ging. Dafür wurden wir geholt, dafür werden wir bezahlt.

Aber das gefällt natürlich nicht allen. Das Muster ist durchschaubar: Ist man als Frau mutig genug, in Konfrontation einzugehen, sich zur Wehr zu setzen, hagelt es schnell misogynes Vokabular. Die ist „nicht teamfähig“, „hochemotional“, „bei den sozialen Fähigkeiten hapert’s“ wird da aus natürlich nicht genannten „Kreisen“ zitiert.

Ich frage mich: Was steckt eigentlich dahinter, wenn ausgerechnet Frauen glauben, gegen Frauen anschreiben zu müssen? Ich habe da so meine Vermutung: Die eine (Wirtschaftsjournalistin mit böser Zunge), will nichts, sie stammt eben aus einer Zeit, wo Frau nur gelernt hat, gewollt zu werden. Die andere (ÖFB-Kandidatin) will etwas und verzichtet darauf, gewollt zu werden. Sie kennt den Preis. Der Schmuddel-Artikel im Kurier, hat ihr diesen gerade aufgezeigt. Misogyne Umgangsformen eines Qualitätsmediums muss man erst mal aushalten.

Liebe Silvia, wir von Sheconomy stehen felsenfest hinter deiner mutigen Entscheidung, ein zweites Mal als Topmanagerin in eine Männerdomäne einzusteigen. Und denk daran: „Es gibt einen besonderen Platz in der Hölle für Frauen, die anderen Frauen nicht helfen.“ (Madeleine Albright). Und ich sage: Es gibt diesen Platz auch auf Erden. Da sind toxische Weiber schon jetzt versammelt, und dieser Platz heißt Einsamkeit. Dort ist es kalt, bitterkalt.

Kristin Hanusch-Linser
Herausgeberin

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