»Guten Morgen an alle Kollegen, es freut mich, dass alle so zahlreich erschienen sind, obwohl unsere Techniker derzeit so viel zu tun haben.« Solche und ähnliche Begrüßungen höre ich seit Jahren, auch wenn ein Drittel der Anwesenden weiblich ist. Und auch bei Verabschiedungen hört man vor allem in techniklastigen Unternehmen einen »Schönen Tag die Herren.« Ach ja und in der Volksschule meiner Tochter wird ein »Lesekönig« und keine »Lesekönigin« gekürt.

Ist es schlimm, dass wir Frauen im sprachlichen Alltag teilweise immer noch nicht vorkommen? »Nein« sagt ein hoher Anteil der Frauen, die ich darauf anspreche. »Was du immer hast mit der Sprache, wir Frauen haben ganz andere Probleme!« Stimmt. Trotzdem darf die Macht der Sprache nicht unterschätzt werden.

Sprache hilft uns auch, einander auf Augenhöhe zu begegnen – egal, welchem Geschlecht wir angehören.

Es ist gut, wenn Vorstände nicht nur zu ihren »Mitarbeitern« sprechen, sondern auch ihre »Mitarbeiterinnen« erwähnen – gerade, wenn der Frauenanteil 70 Prozent beträgt. Es angenehm für mich, wenn ich als »Frau van Beekhuis« und nicht als »Herr« angesprochen werde. Sprache formt unsere Gedanken und signalisiert Respekt und Wertschätzung. Sprache hilft uns auch, einander auf Augenhöhe zu begegnen – egal, welchem Geschlecht wir angehören.

Wenn ich aber ein bestimmtes Geschlecht nicht erwähne bzw. nicht willkommen heiße – wie soll Sprache dann Gemeinsamkeit und Teamgeist fördern? Wenn ich als Frau sprachlich ausgeschlossen werde, entsteht im Unterbewusstsein das Gefühl, nicht wichtig zu sein. Als wäre man »vergessen« worden.

Ein derartiges »Ausgrenzen« durch eine rein männliche Sprache nagt bei der einen oder anderen Frau am Selbstbewusstsein. Ich gebe zu, dass der Genderwahnsinn mit mehreren Geschlechtern an Intensität gewinnt und schwierig zu händeln ist. Trotzdem: Ich bin stolz eine Frau, Technikerin, Autorin und Beraterin zu sein. Und genau als solche will ich auch angesprochen werden.

Header © Niklas Schnaubelt