Mehr als 160 000 Follower und Top Voice auf LinkedIN – wie setzen Sie diese Reichweite am klügsten für sich ein?
Der Schlüssel ist, die Reichweite nicht für sich selbst einzusetzen, sondern Inhalte zu kreieren, die in erster Linie einen Mehrwert für die Community bieten. Wer den Fokus von sich weg richtet und auf die Zielgruppe lenkt, der wird erfolgreich auf LinkedIn sein. Ich stelle mir daher immer die Frage: Was ist für meine Zielgruppe spannend, welche Insights sind für meine Community interessant? Darum herum baue ich den Content. Ich bin davon überzeugt, dass ich heute nicht so viele Follower:innen hätte, wenn ich ausschließlich über mich selbst kommuniziert hätte.
Wie hat sich die Kommunikation auf LinkedIN für Sie in den vergangenen Jahren verändert?
Es ist diverser und bunter geworden. Das liegt natürlich daran, dass die Plattform enorm gewachsen ist, laut Statista um 67 Prozent seit 2018. Von zwölf auf heute 20 Millionen Nutzer im deutschsprachigen Raum. Dadurch gibt es einerseits viel mehr Themengebiete, die besetzt werden, andererseits hat sich die Themenlandschaft auch mehr spezialisiert, ist nischiger geworden. Und der Umgangston hat sich verändert. 2018, als ich angefangen habe, war das alles noch sehr wohlwollend und wenig kritisch. Heute entstehen tolle Debatten und ein lebendiger Diskurs, das gefällt mir richtig gut. Und davon lernt und profitiert die Community.
Wie unterstützt Ihre Sichtbarkeit Ihre Arbeit als Gründerin und Unternehmerin?
Ich bin als Single-Founder mit einer Idee gestartet und musste natürlich die richtigen Leute für meine Vision begeistern. Andere Start-Ups nehmen Kapital auf, ich habe in meine Personal Brand investiert. Meine Personal Brand ist meine Währung, vor allem in der Schlacht um die besten Talente. Denn durch meine Reichweite erreiche ich sie und das bedeutet in Konsequenz, dass wir dauerhaft tolle Bewerbungen erhalten. Recruiting über Personal Branding auf LinkedIn hat einen unglaublichen Hebel!
„Der Schlüssel ist Authentizität“
Sie berichten nicht nur über Gelungenes, sondern auch über Fails – ist das der Schlüssel zu Ihrer Community auf LinkedIn?
Das hat weniger mit Fails zu tun, der Schlüssel ist Authentizität. Und das bedeutet eben auch mal, Fassaden fallen zu lassen. Ehrliche Kommunikation bedeutet, dass die Person nahbar sein muss, und das funktioniert aus unserer Erfahrung übrigens besonders gut über Video-Content. Denn das Videoformat ist das nahbarste Medium im Internet. Das sieht man vor allem an dem Erfolg von TikTok oder Youtube Shorts. Doch auch auf der Business Plattform bietet der Videocontent ein großes Potenzial. Denn alles, was du mit einem Video an Emotionen und Stimmung transportieren kannst, erreichst du weder mit einem Bild, noch einer Grafik, noch einer Statistik.
Was sollten aus Ihrer Sicht speziell CEOs beachten, wenn sie sich auf Social Media bewegen?
Die CEO-Kommunikation auf LinkedIn ist eines der spannendsten Felder. Menschen auf C-Level-Positionen und Unternehmer:innen haben eine Vorbildfunktion und eine große Wirkung, sowohl innerhalb des Unternehmens als auch nach außen. Aber wenn sie sich für LinkedIn entscheiden, sollten sie ein wahrhaftiges Interesse an der Plattform haben. Das ist eine absolute Voraussetzung, denn ich weiß, dass nur die CEOs erfolgreich auf LinkedIn sind, die Social Media eine gewisse Priorität einräumen. Douglas-Aufsichtsrätin Tina Müller zum Beispiel beantwortet die Kommentare persönlich. Daher wirkt sie authentisch und hat über 230K Follower:innen. Mein Rat ist, holt euch Hilfe von Leuten, die mit LinkedIn und der Aufbau einer unverwechselbaren Personal Brand Erfahrung haben und arbeitet eng mit ihnen zusammen. Es ist utopisch zu glauben, dass ein CEO neben der Steuerung eines Unternehmens noch die Zeit findet, strategisch klug seinen LinkedIn-Account zu bespielen und zu pflegen.
Wie wichtig ist es für Unternehmen aus Ihrer Sicht, Corporate Influencer:innen, also Mitarbeitende in der LinkedIn Kommunikation einzusetzen?
Menschen folgen am liebsten anderen Menschen. Menschen vertrauen Menschen. Das kennen wir alle aus dem privaten Umfeld. Wie gerne nehmen wir Empfehlungen von Freunden und Bekannten entgegen, wenn es um z. B. Kaufentscheidungen oder Inanspruchnahme von Dienstleistungen geht. Im B2B-Umfeld funktioniert das nicht anders. Hinzu kommt, dass Aufmerksamkeitsspannen extrem kurz sind. Unternehmen dringen mit ihren Werbebotschaften kaum mehr durch. Daher ist es aus meiner Sicht extrem wichtig, zufriedene Mitarbeiter, die Spaß an der LinkedIn Kommunikation haben, für das Unternehmen sprechen und sie als Markenbotschafter fungieren zu lassen.
„Mein eigener Account ist die ideale Testumgebung“
Können Ihre Kunden von Ihrer Reichweite profitieren und wenn ja, wie?
Und ob, von meinem LinkedIn-Profil profitieren alle CEOs und Führungskräfte, deren LinkedIn-Account wir managen. Mein Team von The People Branding Company übernimmt das gesamte Handling, von der Positionierungsstrategie, über die wöchentliche Content-Erstellung bis hin zum Community Management auf LinkedIn. Mein eigener Account mit über 160K Follower:innen ist die ideale Testumgebung, um neue Formate zu testen und zu experimentieren. Wir setzen dann die Strategien und Ideen um, von denen wir wissen, dass sie wirklich funktionieren.
Sie veranstalten mit Ihren Kunden Trainings, um Mitarbeitende zu Markenbotschaftern zu machen. Was hat das für Vorteile für Unternehmen und gibt es da nicht auch Gefahren?
Durch den Einsatz von Mitarbeitern in der LinkedIn-Kommunikation haben wir schon nachweislich neue Mitarbeiter und Kunden gewinnen können. Das sind meist auch die Hauptziele, die ein Unternehmen mit der Aktivität verfolgt. Aber auch der Expertenstatus ist ein wichtiger Grund, Mitarbeiter auf LinkedIn aktiv werden zu lassen. Wir haben beispielsweise auch schon Interviewanfragen von renommierten Medien wie z. B. der Süddeutschen Zeitung über Mitarbeiterpostings erzielt.
Die größte Gefahr sehe ich darin, die Leute alleine zu lassen und sie über zu strenge Regularien zu steuern. Damit Corporate Influencing erfolgreich und zielführend ist, muss man die Mitarbeitenden entsprechend an die Hand nehmen, sie schulen und Trainings anbieten, damit sie die nötige Sicherheit und Motivation haben. Anfangs haben Mitarbeiter oft Respekt davor, etwas Falsches im Namen des Unternehmens nach außen zu tragen. Diese Berührungsängste muss man ihnen nehmen und sie ermutigen. Genau dort setzen wir mit unserem 12-wöchigen Corporate Influencer Training an.
Auch im Hinblick auf die Erfahrungen bei der OMR: Wie wichtig ist die Online-Präsenz, wie wichtig physische Treffen für Ihr Business?
Es ist beides extrem wichtig. Online-Präsenz ist unheimlich zeit- und ressourcenschonend. Persönliche Treffen unglaublich wichtig für Beziehung und Vertrauen. Bei der OMR haben wir beispielsweise im Vorfeld mit vielen potenziellen Bewerbern und Kunden digital Kontakt aufgenommen, erste Gespräche digital geführt. Wir haben die Community aufgefordert, sich digital für unseren OMR-Pre-Event in den Design Offices in Hamburg zu bewerben. Und dann haben wir sie alle live vor Ort getroffen. Das bringt unheimlich viel Persönlichkeit und Nahbarkeit rein. Wenn man Beziehungen zu Menschen im Business aufbauen will, zahlt jeder Kontakt darauf ein, egal ob digital oder physisch.
Céline Flores Willers ist Unternehmerin, Gründerin und CEO von The People Branding Company. Die 30-jährige hat 2020 eine der führenden deutschen Beratungen für Personal Branding und Corporate Influencing auf LinkedIn gegründet. Sie beschäftigt ein Team aus rund 20 Mitarbeitern (remote only), das über 50 Großkunden-Accounts (darunter Unternehmen, wie SAP, LANXESS und Fujitsu) mehr als 20 CEO-Accounts betreut. Sie wurde wiederholt als LinkedIn Top Voice ausgezeichnet und hat sich auf der Business-Plattform eine Reichweite von über 160K Follower:innen aufgebaut.
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