StartRolemodelsKopf der Woche"Ohne meine zwei Zwergziegen kann ich nicht leben"

„Ohne meine zwei Zwergziegen kann ich nicht leben“

Seit Dezember 2021 ist Mirjam ´t Lam Geschäftsführerin von Oikocredit International. Aufgrund der Pandemie bestreitet sie ihren Arbeitsalltag überwiegend aus dem Homeoffice. Dabei gibt es eine „Sache“, ohne die sich ´t Lam ihren Tag nicht mehr vorstellen kann – oder besser zwei. Ihre Zwergziegen Messi und Ronaldo.

Wenn sich Mirjam´t Lam morgens an den Schreibtisch setzt und an ihrem Computerbildschirm vorbei durch das Fenster blickt, sieht sie Messi und Ronaldo. Nein, draußen läuft kein Champions-League-Spiel. Die Geschäftsführerin von Oikocredit International sieht von ihrem Homeoffice im niederländischen Heerde aus ihre Zwergziegen, die nach den beiden Profi-Fußballern benannt sind.

Ohne sie kann sich Mirjam´t Lam ihren Arbeitstag kaum noch vorstellen. „Ich hänge an den Ziegen. Wenn ich im Homeoffice bin, sehe ich sie acht bis zwölf Stunden am Tag und kümmere mich in meinen Pausen um sie“, so ‚t Lam.

Die Niederländerin und ihr Ehemann legten sich die mittlerweile ein Jahr alten Ziegen im Frühjahr 2021 zu. Sie sind knapp 60 Zentimeter groß und können 120 Zentimeter hoch springen, haben kurze Hörner und einen breiten Kopf. Als das Ehepaar ´t Lam 2019 in ein neues Haus in der 250-Seelen-Gemeinde zog, entschied es, Westafrikanische Zwergziegen zu halten. Nicht nur weil sie pflegeleicht, sondern auch „ziemlich intelligent“ seien, erklärt ´t Lam. Dies bestätigt die Studie eines Schweizer- deutschen Forscherteams: Zwergziegen sind nicht nur in der Lage, Probleme zu lösen – die Herausforderung bereitet ihnen sogar Freude.

Illustration: Magda Rawicka

Seit Jahrhunderten wird die Zwergziege in westafrikanischen Ländern wie Nigeria und Kamerun als Nutztier gehalten. Mirjam ‚t Lams Ehemann wuchs in Marokko auf und habe deshalb seit seiner Kindheit einen engen Bezug zu Ziegen.

Doch auch seine Frau kann viel mit den Tieren anfangen. „Meine Großeltern hatten in den Niederlanden einen kleinen Bauernhof“, erinnert sich die heute 43-jährige Mirjam ´t Lam. Mittlerweile sei sie diejenige, die eine stärkere Bindung zu Messi und Ronaldo habe. Das liege auch daran, dass sie über die Ziegen eine Verbindung zu den Aktivitäten von Oikocredit in Afrika empfinde.

„Die Ziegen erinnern mich jeden Tag daran, was wir mit Oikocredit bewirken wollen – nicht nur in Afrika, sondern auch in Lateinamerika und Asien. Wir versuchen Menschen im Globalen Süden dabei zu helfen, ihre Lebensqualität zu verbessern und sicherzustellen, dass sie die Basics haben: Essen, Betreuung und ein Dach über dem Kopf.“

Messi und Ronaldo leben auf rund 120 m2 im Garten von ´t Lam, haben einen kleinen Stall und sind einfach zu halten. „Wir reisen beruflich viel. Normalerweise sind wir rund eine Woche pro Monat unterwegs“, sagt die Finanzexpertin.

Aktuell spiele sich ihr Berufsleben jedoch in ihren eigenen vier Wänden, in diesem ländlichen Umfeld, ab. Ihr Arbeitstag beginnt in der Regel früh morgens mit Video-Calls nach Asien und endet spät mit Gesprächen nach Lateinamerika. In ihren Arbeitspausen besucht ´t Lam die Ziegen, um sie zu füttern und den Stall zu säubern. „Es ist schön, zwischendurch an die Luft zu gehen, das frischt den Geist auf“, so ´t Lam.

Messi und Ronaldo sind übrigens beide weiblich. „Wenn wir von Anfang gewusst hätten, dass ich den Ziegen näher sein werde als mein Mann, wäre ich diejenige gewesen, die die Namen auswählt“, so ´t Lam lachend. Nicht, weil sie den beiden lieber weibliche Namen gegeben hätte, sondern weil ´t Lam einen anderen Sport bevorzugt: „Ich spiele Tennis und hätte sie deshalb eher nach Roger Federer und Rafael Nadal benannt.“


Zur Person

Mirjam ‚t Lam leitet seit Dezember 2021 die Genossenschaft Oikocredit International in Amersfoort. Zuvor war die Finanzexpertin im Vorstand der Zanaco Bank in Lusaka, Zambia, und gründete die afrikanische Investmentgesellschaft Arise mit.

Oikocredit ist eine internationale Entwicklungsgenossenschaft, die Organisationen im Globalen Süden finanziert, die unter anderem Mikrokredite an Bäuer:innen und Kleingewerbler:innen vergeben.

Das für die Finanzierung der Partner aufgebrachte Kapital stammt aus nachhaltigen Investments von weltweit knapp 60.000 Anleger:innen, rund 6.500 davon aus Österreich. Oikocredit ist in 33 Fokusländern aktiv und hat aktuell mehr als 500 Partnerorganisationen.

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