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Mit Female Leadership gegen den Klimawandel

Aktuelle Berichte belegen: Die Zahl der Vorständinnen im DACH-Raum bewegt sich weiter auf niedrigem Niveau. Höchste Zeit, das Tempo zu steigern, denn gerade im Hinblick auf den Klimawandel kann Female Leadership Stärke zeigen.

Ein wichtiger Kollege bei der Suche nach neuen Erkenntnissen heißt nicht selten: Zufall. Im vergangenen Jahr berichtete mir Transformationsforscherin Maja Göpel, dass sie und ihr Team für den Bestseller „Wir können auch anders“ Beispiele für systemisches Denken suchten. „Erst zum Schluss haben wir bemerkt, dass wir nur Frauen gesammelt haben. Das war Zufall, kein Filter im Kopf“, so Göpel, die systemische Veränderungen als Voraussetzung für einen nachhaltigen Wandel sieht.

Auch Forschende bei der Boston Consulting Group waren eigentlich einer anderen Fragestellung auf der Spur, als sich ein deutliches Muster in ihren Untersuchungen zeigte: „Unternehmen, die rund ein Drittel Frauen in ihren Vorständen vorweisen können, erzielen auch hervorragende Nachhaltigkeitsergebnisse. Und zwar ohne, dass diese Frauen speziell für Nachhaltigkeit verantwortlich sind – alle C-Level-Rollen führen zu diesem Ergebnis“, erklärte Top-Managerin Christina Bösenberg, Geschäftführerin von BCG Brighthouse und Partnerin, beim Launch-Event unserer deutschen Ausgabe im Münchner Headquarter von Meta. Die „SheconomyNight@Meta Munich“, zu der wir in der vergangenen Woche fast 150 Gäste begrüßen durften, hinterließ jede Menge „Brain Tattoos“, wie ich sie gern nenne: Learnings  und Gespräche, die haften bleiben – lange nachdem die Lichter auf der Bühne erloschen und das letzte Glas beiseite gestellt wurde.

Diese wichtige Erkenntnis aus der BCG-Studie zu teilen, liegt jetzt auch an uns, denn sie bringt konkrete Hoffnung. „Frauen sind mutiger, unpopuläre Maßnahmen umzusetzen und denken langfristiger – deswegen sind sie auch erfolgreicher in Sachen Nachhaltigkeit. Wären rund 30 % Frauen in Vorständen, könnten die weltweiten CO2-Emissionen pro Jahr um rund 1,5 Gigatonnen gesenkt werden – so viel, wie die globale Luftfahrtindustrie pro Jahr ausstößt“, rechnet Christina Bösenberg vor.

Im DACH-Raum ist es bis dahin allerdings noch ein etwas weiterer Weg. Laut Statista lag bei den 200 größten deutschen Unternehmen der Frauenanteil in den Vorständen im Jahr 2023 bei 15,6 Prozent und in den Aufsichtsräten bei 30,9 Prozent. In Österreich wurden Anfang 2023 bei den 200 umsatzstärksten Unternehmen 12,2 Prozent der Positionen in den Geschäftsführungen und 26,8 Prozent der Aufsichtsratsposten von Frauen besetzt. Am besten steht die Schweiz da: Hier waren es 2023 rund 22 Prozent im Top Management und 37 Prozent auf unterster Managementebene.

Für Deutschland meldet die Allbright-Stiftung in ihrem aktuellen Halbjahresbericht einen nur noch leicht steigenden Frauenanteil in den Vorständen der Unternehmen in DAX, MDAX und SDAX in den vergangenen sechs Monaten (1. März 2024: 19 Prozent versus 17,4 % im September 2023. Konkret heißt das: 560 Männer und 131 Frauen.

„Dass die Entwicklung des Frauenanteils in den Vorständen der 40 großen DAX-Konzerne zurzeit stagniert, ist kein gutes Zeichen“, kommentieren die Geschäftsführenden der AllBright Stiftung Dr. Wiebke Ankersen und Christian Berg. „Die Mehrzahl hat inzwischen eine Frau im Vorstand, und mit dieser einen Frau scheinen die meisten sich begnügen zu wollen, auch teils sehr große Vorstände wie Volkswagen oder die Deutsche Bank. So erreichen wir aber nie ein ausgewogenes Verhältnis. Es braucht eine klare Positionierung des Aufsichtsrats und eine strategische Entscheidung für eine gesunde Mischung von Frauen und Männern im Vorstand.“ Diese strategische Entscheidung könnte viele unerwartete Ergebnisse nach sich ziehen. Aber eben auch Erwartbares und bereits Gemessenes. „Frauen an der Spitze des grünen Wandels zu positionieren, ist keine Frage der Gleichberechtigung, sondern eine strategische Notwendigkeit“, bringt es Christina Bösenberg auf den Punkt.

Fotomaterial© Tetyana Pirker

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