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Investieren mit Impact

Larissa Skarke ist Impact Investorin und Expertin für nachhaltige Investments beim World Fund. Sie weiß, warum Klimarettung alleine nicht der Heilige Gral ist und wieso vielversprechende europäische Start-ups vielfach in die USA auswandern.

Larissa Skarke ist Impact-Investorin beim World Fund. Was genau ist eigentlich Impact Investing? „Beim Impact Investing geht es darum, in Technologien, Businessmodelle und Innovationen zu investieren, die einen positiven Beitrag leisten. Entweder auf sozialer Ebene oder bei Umweltthemen. Zur Umwelt zählen auch Biodiversität und Wasser, wir konzentrieren uns allerdings auf den Bereich der CO2-Einsparung.“ Wichtig ist es der Investorin herorzuheben, dass es sich hierbei nicht um philantrophische Geldflüsse handelt, sondern attraktive Investmentmöglichkeiten, die Profit und Nachhaltigkeit miteinander vereinen. Skarke sucht und analysiert Start-ups, die durch Green Deep Tech oder Business Model Innovation an der Dekarbonisierung der Wirtschaft arbeiten und damit die weltweite CO2-Bilanz verbessern. Ihr Weg führte Skarke über die Unternehmensberatung in den Private Equity Bereich. Dabei hat Skarke ursprünglich Jus studiert, wollte immer Richterin werden. „Bis ich merkte – ich will selbst gestalten, nicht nur reaktiv tätig sein.“ Im Rahmen ihrer beruflichen Laufbahn fielen Skarke immer wieder Spannungen zwischen Investor:innen und Gründerteams auf. Zur Verminderung dieser Friktionen will sie in ihrer jetzigen Rolle beitragen.

Geld regiert die grüne Welt

Nachhaltigkeit steht bei Investitionen des World Funds zwar an erster Stelle, aber auch bei Climate Tech gilt: Money makes the world go round. Wenn Start-ups keine Aussicht haben, sich finanziell selbst zu tragen, kann Larissa Skarke nicht in sie investieren: „Klima und Nachhaltigkeit alleine sind nicht der Heilige Gral. Wir sind ein Fond, haben Anleger:innen, wir brauchen Lösungen, die irgendwann wirtschaftlich tragfähig sind“, sagt die Investorin.

Der World Fund spezialisiert sich dabei auf die Bereiche Ernährung und Landwirtschaft, Energiewende, Industrie und Fertigung, Gebäude und Mobilität. Als Venture Capital ist es die Aufgabe des World Funds, initiales Risikokapital bereitzustellen, damit andere Investor:innen zu einem späteren Zeitpunkt übernehmen können. De-Risking nennt sich diese Vorgehensweise. Dazu analysiert Skarke gemeinsam mit Branchenexpert:innen und Forscher:innen das Potential eines Start-ups.

Erste und wichtigste Analyse hierbei ist das Climate Performance Potential (CPP) eines Start-ups als Indikator für sein ökologisches und ökonomisches Potential. Relevante Fragen hierbei sind: In welchem Markt bewegt sich das Unternehmen, wer sind potenzielle Abnehmer:innen, welche Probleme hat der Markt, was ist der Added Value? Und zu guter Letzt: Wie würden der Markt und die umweltbezogenen Auswirkungen aussehen, gäbe es die Technologie des Start-ups nicht?

Larissa Skarke (2.v.l.) auf dem Podium des Aachen Technology and Entrepreneurship Congress ATEC.
Larissa Skarke (2.v.l.) auf dem Podium des Aachen Technology and Entrepreneurship Congress ATEC.

Auf nach Übersee

Viel zukunftsweisende Technologie kommt aus Europa – häufig bleibt sie jedoch nicht dort. Denn Start-ups, die den Durchbruch schaffen (wollen), haben in den USA oft bessere Karten. Der Investor:innen-Markt ist in den Vereinigten Staaten besser aufgestellt: Es gibt nicht nur mehr Risikokapital, sondern vor allem mehr Risikobereitschaft. Hier kommt es zum Matthäus-Effekt: Schaffen Start-ups es erst einmal, amerikanische Investments zu lukrieren, steigen auch die Bewertungen, was wiederum mehr Investor:innen anzieht. Jede:r will ein Stück vom Kuchen. Skarke veranschaulicht die Fonds-Größen: „Als der World Fund gegründet wurde, haben uns alle für verrückt erklärt, weil wir 350 Millionen Euro einsammeln wollten. Nachhaltigkeitsfonds in den USA sind milliardenschwer. Und auch wir könnten weit mehr Geld investieren als die 350 Millionen. Die Mentalität in den USA ist einfach eine andere.“

Mehr Investitionen, mehr Vielfalt

Um grüne Technologien auch in Europa voranzubringen, wünscht sich Larissa Skarke ein weniger konservatives Mindset bei den Kapitalgeber:innen. Erst wenn genügend Investitionen getätigt werden, können Start-ups sich entwickeln und so skalieren, dass auch messbarer Impact erzielt wird, wenn die neuen Technologien in der Industrie ankommen.

Die Investitionsfelder sind dabei breit gestreut: Das Start-up Cylib steigert die Recyclingeffizienz von Batterien auf über 90 Prozent, Juicy Marbles stellt pflanzenbasierte Steaks her, Freshflow will mit Unterstützung von KI zu weniger Verschwendung im Lebensmittelhandel beitragen. Der World Fund streckt seine Fühler also in verschiedene Richtungen aus. Das ist wichtig, denn die bisher registrierten Investitionssummen am Markt decken sich nicht immer mit dem Bedarf beziehungsweise dem möglichen Impact, den gewisse Branchen zum Klimaschutz leisten können: „Wir sehen ganz viel Investment in die Dekarbonisierung des Mobilitätsbereichs. Die Industrie und die Landwirtschaft, die weit größere Emittenten von CO2 sind, werden weniger beachtet. Diese Lücke wollen wir schließen.“

Impact Investing ist zukunftsfähig

Auch Nachhaltigkeitsinvestments waren in letzter Zeit Schwankungen unterworfen. Skandale zu Greenwashing und Offsetting haben die Anleger:innen verunsichert, hohe Inflationsraten und gestiegen Zinsen die gesamte Wirtschaft erschüttert. Wie volatil ist der Markt also? „Hier kommt es immer auf den betrachteten Zeitraum an“, sagt Skarke. „Kurzfristige Investitionen in nachhaltige Technologien sind genauso abhängig von externen Faktoren wie andere Branchen auch. Langfristig halte ich den Markt jedoch für vergleichsweise wenig volatil“, so die Expertin. Das liegt daran, dass alle Zeichen auf „Grün“ stehen. Rund um den Globus wird an Technologien geforscht, die das Klima stabilisieren oder den Klimawandel verlangsamen sollen.

Angetrieben werden diese Entwicklungen auch von politischer Seite. Der Green Deal der Europäischen Union, die dazugehörigen ESG-Kriterien, die Unternehmen ab einer bestimmten Größe zum Reporting ihres Fußabdrucks verpflichten, all das wird helfen, Unternehmen nachhaltig auf Kurs zu bringen. Aber, hier schließt sich Skarke anderen Nachhaltigkeitsexpert:innen an: Die großen Ziele müssen auch in die Praxis umgesetzt werden. Wenn vorgerechnet wird, welche messbaren negativen Auswirkungen Naturkatastrophen, schlechte Luftqualität oder Hitzewellen auf das Bruttoinlandsprodukt haben, kann diese Bezifferung vermehrt Eingang in die Staatshaushalte finden. Allerdings bedarf es weiterhin privater Initiativen und Investments, um den Weg in eine nachhaltigere Zukunft zu bereiten.

Dieser Beitrag ist Teil unser Investorinnen-Serie. Hier gehts zu den weiteren Artikeln.

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