Die Verfügbarkeit ist noch begrenzt, und die Nachfrage hängt von Faktoren wie Kultur, Tradition, ebenso von der individuellen Einstellung der jeweiligen Generationen ab. Ob sich Insekten als Lebensmittel in Europa durchsetzen, hängt von mehreren Faktoren ab, darunter die Akzeptanz der Verbraucher, regulatorische Rahmenbedingungen und die Bereitschaft der Lebensmittelindustrie, in die Insektenverarbeitung zu investieren. Während Insekten eine vielversprechende, nachhaltige Proteinquelle darstellen, sind kulturelle Vorbehalte und regulatorische Hürden noch Herausforderungen, die überwunden werden müssen.
Die meisten essbaren Insekten werden importiert
In Deutschland und Österreich werden derzeit vor allem Mehlwürmer und Heuschrecken zum Verzehr angeboten. Andere essbare Insekten wie Grillen oder Wanderheuschrecken sind zwar auch verfügbar, aber weniger verbreitet. Die meisten essbaren Insekten werden importiert, hauptsächlich aus europäischen Ländern wie den Niederlanden, Belgien und Frankreich. Auch in Österreich sind Insektenzüchtungen im Vormarsch, doch im europäischen Vergleich überschaubar. Einige Start-ups spezialisieren sich bereits auf die Zucht von Mehlwürmern, Heimchen und Heuschrecken.
Nicht alle Insektenzuchtbetriebe arbeiten gleichermaßen nachhaltig. Einige nutzen beispielsweise große Mengen an Soja als Futtermittel, was aufgrund der damit verbundenen Entwaldung und des Einsatzes von Pestiziden und Düngemitteln nicht unbedingt als nachhaltig anzusehen ist. Insekten und Würmer sind außerdem nicht gleichwertig als Lebensmittel zu betrachten, da sie unterschiedliche Nährstoffprofile und Anbaumethoden aufweisen.
Nachhaltige und ressourcenschonende Alternative zu Fleisch
Insekten sind in der Regel reich an Proteinen, Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen und werden oft als eine nachhaltige und ressourcenschonende Alternative zu Fleisch angesehen. Sie können auf verschiedenen Pflanzen gezüchtet werden und benötigen grundsätzlich weniger Ressourcen, etwa Wasser und Land, im Vergleich zur Viehzucht. Würmer hingegen haben in der Regel einen höheren Fettgehalt und sind nicht ganz so reich an Proteinen wie Insekten, Mehlwürmer werden aber zunehmend zu Mehl verarbeitet.
Die Vor- und Nachteile von Insekten als Nahrung
Vorteile
- Nachhaltigkeit: Insekten benötigen weniger Wasser, Land und Futter im Vergleich zu konventioneller Tierzucht.
- Hoher Proteingehalt: Insekten sind proteinreich und liefern wichtige Aminosäuren.
- Effiziente Futterumwandlung: Insekten wandeln Futter effizienter in Biomasse um als Säugetiere.
- Geringe Treibhausgasemissionen: Die Insektenzucht erzeugt weniger Treibhausgase als die Viehzucht.
- Nährstoffreichtum: Insekten enthalten wertvolle Nährstoffe wie Omega-3-Fettsäuren und Vitamine.
- Kreislaufwirtschaft: Insekten können organische Abfälle recyceln und in wertvolle Proteine umwandeln.
- Schnelle Vermehrung: Insekten vermehren sich schnell, was die Produktion erleichtert.
- Platzsparend: Insektenzucht benötigt insgesamt weniger Platz als konventionelle Tierhaltung.
- Geringe Antibiotikaverwendung: Insekten benötigen weniger Antibiotika als traditionelle Nutztiere.
- Vielseitige Verwendung: Insekten können in verschiedenen Lebensmittelprodukten verarbeitet werden.
Nachteile
- Kulturelle Hürden: Viele Menschen empfinden Insekten als eklig.
- Allergien: Bei einigen Menschen können Insekten Allergien auslösen.
- Regulatorische Hindernisse: Die Vorschriften für den Verkauf von Insekten als Lebensmittel sind noch unklar.
- Ethik: Einige Menschen haben ethische Bedenken bezüglich des Tötens von Insekten.
- Geringe Wissensbasis: Informationen über Insektenzucht und -verarbeitung sind noch begrenzt.
- Verfügbarkeit: In einigen Regionen sind Insektenprodukte schwer bis gar nicht erhältlich.
- Verarbeitungskomplexität: Die Verarbeitung von Insekten zu Lebensmitteln erfordert spezielle Techniken.
- Geschmackliche Vorbehalte: Der Geschmack von Insekten ist für viele Menschen ungewohnt. Für andere ist der Verzehr undenkbar.
- Marktpreise: Derzeit könnten Insektenprodukte teurer sein als herkömmliche Proteine.
- Ästhetik: Die Optik von Insekten in Lebensmitteln kann abschreckend wirken
Brot aus Mehlwurmmehl ist eine innovative und nachhaltige Entwicklung in der Lebensmittelindustrie.
Die Zukunft von Insekten als Nahrung hängt davon ab, wie gut diese Herausforderungen bewältigt werden können und wie stark die Nachfrage nach umweltfreundlichen, klimaschonenden und nachhaltigen Fleischalternativen ist. Brot aus Mehlwurmmehl ist eine innovative und nachhaltige Entwicklung in der Lebensmittelindustrie. Mehlwurmmehl wird hergestellt, indem getrocknete Mehlwürmer gemahlen werden, um ein proteinreiches und nährstoffreiches Mehl zu erhalten. Dieses Mehl kann dann zur Herstellung von verschiedenen Backwaren, einschließlich Brot, verwendet werden.
Mehlwurmbrot im sonntäglichen Brotkörbchen der Zukunft?
Mehl aus Mehlwürmern (genau genommen sind es keine Würmer, sondern Larven des Mehlkäfers) und Heimchen (zählen zu den Grillen) ist eine äußerst nachhaltige Proteinquelle, reich an Omega-3-Fettsäuren, B-Vitaminen und wichtigen Mineralstoffen wie Kupfer, Eisen, Magnesium, Selen und Zink. Vor allem aber handelt es sich um eine sehr gute Eiweißquelle, die zudem auch noch glutenfrei ist, was für viele Menschen eine interessante Option darstellt.
Zum Vergleich der Proteingehalte pro 100 g
Mehlwürmer …………………. ca. 60–70 g
Heimchen ………………………… ca. 70 g
Heuschrecken …………………… ca. 30 g
Grillen ………………………… ca. 50–70 g
Rindfleisch ………………………. ca. 25 g
Hühnerbrust …………………….. ca. 30 g
Schweinefleisch …………………. ca. 27 g
Lachs ………………………….. ca. 20–25 g
Thunfisch ………………………… ca. 30 g
Forelle …………………………. ca. 20–25 g
Hüttenkäse ……………………. ca. 10–15 g
Griechisches Joghurt …………. ca. 5–10 g
Versch. Käsesorten ………….. ca. 18–20 g
Topfen …………………………….. ca. 12 g
Tofu ………………………………… ca. 15 g
Tempeh ……………………….. ca. 18-20 g
Beispiel für wachsende Innovation in der Lebensmittelindustrie
Mehlwurmbrot ist ein Beispiel für die wachsende Innovation in der Lebensmittelindustrie, um nachhaltige und ernährungsphysiologisch wertvolle Alternativen zu herkömmlichen Zutaten zu entwickeln.
Während das Mehlwurmbrot noch eine Nischenentwicklung darstellt, könnte es das Potenzial haben, sich in Zukunft als eine nachhaltige und proteinreiche Nahrungsquelle zu etablieren, insbesondere in einem sich wandelnden Ernährungsumfeld, das nach neuen Ressourcen sucht. Allerdings bleibt abzuwarten, ob wir tatsächlich bereit sein werden, den Insekten einen Platz auf unserem Teller zu geben.
Über die Autorin
Ursula Vybiral ist Ernährungsberaterin und Erfinderin der „easy eating“-Methode. Sie bietet Beratungen in Wien und online an.