StartBusiness„Höher – schneller – weiter" hat in der Führung ausgedient

„Höher – schneller – weiter“ hat in der Führung ausgedient

Welche Skills brauchen Führungskräfte heute, wie sollten sie sich positionieren und auf künftige Entwicklungen vorbereiten? Christiane Wolff und Nicole Kremer zeigen es in ihrem neuen Buch „C-Level auf Zukunftskurs“.

 

„Höher, schneller, weiter“ hat aus Ihrer Sicht als Führungsstil keine Überlebenschancen mehr – woran erkennen Sie das?

Nicole Kremer: Höher – schneller – weiter war über die letzten Jahrzehnte in vielen Unternehmen von relativ rücksichtslosem Wachstum, auch auf Kosten von Natur und Umwelt, gekennzeichnet. Und das oft verbunden mit einem sehr autokratischen Führungsstil. Insbesondere die Generation Y/Z hat da ein Umdenken eingeleitet, da sie zum einen ganz andere Erwartungen an die Unternehmen und deren Purpose, aber auch an die Kultur haben. Die Sinnfrage hat für sie einen viel höheren Stellenwert, um sich für oder gegen ein Unternehmen zu entscheiden. Zum anderen haben sie auch ganz andere Anforderungen an ihre Führungskräfte: Sie wollen weiterentwickelt werden, sowohl inhaltlich als auch von der Karriereleiter her. Sie wollen abwechslungsreiche Aufgaben, möglichst viel Gestaltungsspielraum und echte Verantwortung übernehmen. Wertschätzender, respektvoller Umgang ist wichtig für sie, aber auch Empathie durch die Führungskraft und Interesse für ihre Belange. Es geht nicht mehr um Wachstum um jeden Preis, sondern darum, auch persönlich wachsen zu können und einen Beitrag leisten zu können, die Welt jeden Tag ein bisschen besser zu machen.

 

Frau Wolff, welche wichtigsten Kenntnisse und Fähigkeiten brauchen CxO, um sich bestmöglich auf eine – ja recht ungewisse – Zukunft vorzubereiten?

Ich sehe sechs Punkte:

  • Die Kenntnis über meine eigene Positionierung und meine Themen. Wofür stehe ich, was treibt mich an und was ist meine berufliche und unternehmerische Mission? Was sind meine drei Hashtags?
  • Ich benötige eine Vision, eine Strategie und einen Plan über meine Zukunft. Denn nur wenn ich weiß, wo ich hin möchte, finde ich auch einen Weg. Klar, gerade in unserer Zeit werden Pläne immer wieder durchgerüttelt und geschüttelt – darum ist Punkt 1 auch so wichtig. Wenn ich meine strategische Positionierung kenne und lebe, kann ich mich auch auf jede neue Weggabelung oder ungeplante Wendung einlassen und manches Mal vielleicht auch transformieren.
  • Wenn ich weiß, wofür ich stehe, was mein Ziel ist benötige ich die Kenntnis und einen Leitfaden für die relevanten Kanäle, wo ich mit meinen Themen auch die passende Zielgruppe und die wichtigsten Stakeholder finde. Das kann sowohl die interne Fachkonferenz sein als auch die große Bühne auf einer Leitmesse. Das kann eine regelmäßige Bespielung von LinkedIn sein oder auch der Gastbeitrag in einem Wirtschaftsmedium.
  • Ein Kompetenzteam an der Seite zu haben ist immer eine gute Entscheidung. Das Kompetenzteam sollte bei allen Fragen ein guter Sparringspartner sein und mir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Vertrauen ist hier ein wichtiger Punkt sowie eine diverse Mischung der Expert:innen. Das Kompetenzteam sollte mich auch immer challengen. Und mir den Spiegel vorhalten, wenn ich mich mal verrannt habe. Aber auch für mich da sein, wenn ich mal ein Ohr brauche.
  • Das richtige Netzwerk oder die passenden Netzwerke zu haben ist meines Erachtens auch einer der Basisfaktoren für eine zukunftsfähige Karriere. Hier bekomme ich nicht nur Trends, News und neue Kontakte sondern kann diese Plattformen auch für meine Themen, meine Fragen und Ideen nutzen. Netzwerken ist immer ein Geben und Nehmen – und nur wer sich hier proaktiv einbringt wird auch später die Früchte ernten. Mein Netzwerk, das Nettwerk, ist ein gutes Beispiel dafür. Seit über 20 Jahren unterstützen sich hier Expertinnen aus Medien, Kommunikation und Marketing und vermitteln sich Jobs, Projekte und tauschen sich zu ihren Erfahrungen und Expertisen aus. Aber hier muss jede:r für sich schauen, was das passende Netzwerk ist – oder selbst eines an den Start bringen!
  • Lebenslanges Lernen war schon immer eine gute Empfehlung für jede:n, der nicht stehen bleiben möchte. Heute ist es aber ein Muss. Wer nicht dazu lernt und ständig schaut, welche Skills oder Themen für sie oder ihn relevant sind bleibt nicht nur stehen, sondern ist abgehängt.
Wie schaffen Führungskräfte den Spagat, langjährige Mitarbeitende in der Transformation mitzunehmen und gleichzeitig Generation Y/Z zu begeistern?

Nicole Kremer: Diesen Spagat zwischen den Generationen zu leisten, ist für viele Führungskräfte eine der großen Herausforderungen. Hier ist viel Transparenz gefordert, das WHY zu vermitteln, alle kontinuierlich abzuholen, wo die Transformation hinführen soll und dann auch gemeinsam an der Roadmap zu arbeiten. Das gilt für beide Generationen gleichermaßen. Ansonsten braucht es viel Empathie, zu verstehen, wo jeder Einzelne steht und ein gutes Gespür dafür, welche Aufgaben, wen motivieren, klare Ziele zu stecken und einzufordern. Ganz pauschal kann man die Unterschiede zwischen den Generationen in der Motivation nicht beschreiben, da es individuell sehr unterschiedlich sein kann. Aber wo die ältere Generation schneller und vielleicht auch unkritischer in die Umsetzung geht, darf die Führungskraft bei der Generation Y/Z unbedingt sicherstellen, dass die Aufgaben vielfältig und sinnhaft sind. Abwechslung muss gegeben sein und der Anspruch sichtbare Ergebnisse erzeugen zu können ist hoch und da gilt es die richtige Plattform für zu schaffen.

 

Braucht es nicht deutlich mehr als Personal Branding, um die Zukunftsfähigkeit meines Unternehmens und/oder meiner Karriere zu sichern? Was lässt sich damit tatsächlich erreichen?

Christiane Wolff: Ganz klar! Es braucht ein ganzheitliches Kommunikations- und auch Marketingkonzept (und vieles andere mehr), um mein Unternehmen und auch meine Karriere zukunftsfähig zu machen. Die Themen CxO Positionierung und CxO Kommunikation haben aus meiner Sicht in den letzten Jahren extrem an Relevanz gewonnen. Karrieren werden heute anders „gemacht“: Executive Presence und Personal Branding sind der Weg, um für Top-Positionen sichtbar zu werden. Dabei ist es ist essentiell, sich aus der Menge hervorzuheben und für bestimmte Themen – ob Strategie, Nachhaltigkeit, Digitale Transformation, Change- oder Krisenmanagement – zu stehen. Der Manager oder die Managerin als Marke mit „systemrelevanten“ Markenwerten ist gefragt. Denn wir alle schauen immer mehr hinter die Marke, das heißt, wir wollen wissen, wer dort arbeitet und wie die Haltung und die Werte eines Unternehmens aussehen. Und die werden von Menschen geformt und gelebt. Und auch wir als Menschen hinter einer Marke sind immer mehr „purpose driven“ und möchten nicht nur unserem Leben, sondern auch unserem Job einen Sinn geben. Und mit dieser Positionierung, dem Personal Branding, kann ich sowohl intern Mitarbeiter:innen und Kolleg:innen begeistern – als auch extern alle meine Stakeholder abholen. Darum ja, mit Personal Branding lässt sich richtig viel erreichen und dazu noch mehr Freude am eigenen Tun gewinnen.

 

Im Buch geht es auch um #purposedrivenleadership. Was steckt hinter diesem Buzzword, und warum sollten es Führungskräfte kennen?

Nicole Kremer: #purposedrivenleadership ist in diesem Zusammenhang so wichtig geworden, denn es reicht nicht, wenn das Unternehmen allein einen Purpose hat. Auch die Führungskraft braucht eine Mission, die aus einer Haltung heraus entsteht, etwas bewirken, etwas verändern, einen eigenen Footprint hinterlassen zu wollen. Nur wenn auch die Führungskraft Teil der ganz großen Vision des Unternehmens ist, kann daraus auch etwas werden.

Warum haben Sie sich im Buch für das Format verschiedener Expertenbeiträge entschieden?

Christiane Wolff: Für das Thema CxO Positionierung und Zukunftsfähigkeit bedarf es einer größeren Anzahl an Expertisen und Fähigkeiten. Nicole und ich stehen für wichtige Säulen in der Positionierung. Nicole deckt die Themen Karriereplanung, Executive Coaching und Headhunting ab – meine Themen sind die strategische Positionierung, die Kommunikationsplanung und -umsetzung und das Netzwerken. Für die anderen relevanten Themen – von Stimme bis Storytelling uvm. – haben wir die Top-Expertinnen und Experten gewinnen können. Unser Kompetenzteam!

Nicole Kremer ist Managing Director bei Zoom Consult. Christiane Wolff ist Positionierungs- und Kommunikationsexpertin für CxO bei der PMMG Group. Sie sind die Herausgeberinnen des Buches „C-Level auf Zukunftskurs: Wie Sie Ihr Profil schärfen und Ihre Positionierung stärken“,  erschienen bei Haufe Fachbuch.

 

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