StartRolemodels„Für zirkuläres Denken muss man alle Hüte aufsetzen"

„Für zirkuläres Denken muss man alle Hüte aufsetzen“

Faszination Kreislaufwirtschaft: Ines Göbel, Sustainability Managerin in der Zumtobel Group, erzählt von Circular Economy im Bereich Lichtindustrie und Ihrem Arbeitsalltag in einem Unternehmen, das Nachhaltigkeit groß schreibt.

Wann haben Sie angefangen, sich für das Thema Nachhaltigkeit zu interessieren?

Ich habe Industriedesign studiert, aber die reine Produktgestaltung war mir zu wenig, mich haben die Systeme dahinter interessiert: Wie gestaltet man Materialströme so, dass man Materialien wiederverwenden kann? Wie kann man Produkte designen, die sich leichter in einzelne Materialstoffe zerlegen lassen? Ich habe dann das Buch „Cradle to Cradle“ von McDonough und Braungart gelesen, das mich direkt zu meinem ersten Arbeitgeber führte. Bei EPEA war ich als Industriedesignerin in einem Team mit Umweltwissenschaftler:innen, Chemiker:innen, Biolog:innen und habe Projekte für Unternehmen geleitet, die sich stark für das Thema Cradle to Cradle interessiert haben.  

Wie sind Sie zur Zumtobel Group gekommen?

Ich habe dann nochmal einen Abstecher zurück ins Akademische gemacht, als kunstwissenschaftliche Mitarbeiterin an einer Kunsthochschule, und habe eine Forschungsarbeit zum Thema „Made in China/Image & Change“ geschrieben. Ich war auch mehrfach in China und habe dort an verschiedenen Hochschulen gelehrt, etwa an der Beijing Normal University Zhuhai und der China Academy of Art in Hangzhou. Dort wird unglaublich viel produziert, da sieht man Materialströme in ganz großem Stil – etwa bei digitalen Produkten. Von dort gab es für mich den direkten Schwung Richtung Zumtobel Group, wo ich zuerst als Produktmanagerin für Digital Services angefangen habe. Mittlerweile bin ich seit dreieinhalb Jahren bei Zumtobel Group tätig und habe die Ehre, seit etwas mehr als einem Jahr als Nachhaltigkeitsmanagerin mit dem Fokus auf Circular Economy zu arbeiten.  

Wie wird das Cradle to Cradle Prinzip bei Zumtobel Group umgesetzt?

Indem bestimmte Prinzipien aus dem Cradle-to-Cradle-Konzept in die direkte Produktkonzeption mit eingebracht werden, etwa durch Recycling-Materialien in den Produkten oder bessere Zerlegbarkeit als Designprinzip. Oder durch Geschäftsmodelle, bei denen Produkte so angeboten werden, dass sie auch wieder zurückgewonnen werden können – etwa für ein Remanufacturing.

Welche nachhaltigen Trends zeichnen sich derzeit in Ihrer Branche ab?

Das Thema Kreislaufwirtschaft spiegelt sich zur Zeit in ganz vielen Ebenen wider. Wir sehen das etwa beim europäischen Green Deal, der zahlreiche Aspekte der Circular Economy direkt adressiert. So ist beispielsweise die Erhöhung des Recycled Contents, wo auch bestimmte Prozentsätze für bestimmte Materialen vorgeschrieben werden, definitiv ein großes Thema ebenso wie Rücknahmesysteme und die Verlängerung der Lebensdauer von Produkten durch die Verfügungstellung von entsprechenden Ersatzteilen. Ein sehr aktueller Trend ergibt sich für uns aus dem Leuchtstoffröhrenverbot im kommenden Jahr, das natürlich einen massiven Effekt auf die Beleuchtungsindustrie haben wird. Vor allem im Bürobereich gibt es viele Kunden, die sagen: Wir möchten unsere Leuchten eigentlich beibehalten. Also braucht es passende Möglichkeiten, um Beleuchtungsquellen zu modernisieren und energieeffizienter zu machen. Und wir bieten zunehmend auch Refurbishment-Kits an.

Wie sieht bei Ihnen ein typischer Arbeitstag aus?

Ich habe mit sehr vielen Abteilungen zu tun, was ich für mich als großen Benefit sehe – weil ich auf diese Weise Einblick in viele Bereiche des Unternehmens bekomme. Ich agiere mit dem Einkauf,  dem Produktmanagement, der Entwicklung, der Produktion und bin sozusagen ein „Hansdampf in allen Gassen”. Und ich muss zusehen, dass die Ziele, die wir für die Kreislaufwirtschaft im Unternehmen definiert haben, auch im operativen Bereich implementiert und durchgesetzt werden. 

Welchen Rat geben Sie Newcomer:innen im Bereich Sustainability Management?

Die Nachhaltigkeit ist eine Disziplin, der es gut tut, wenn sie transdisziplinär bedient wird, weil unterschiedliche Perspektiven extrem wichtig sind, um dieses universelle Thema auch wirklich voranzutreiben. Aber es ist auch ein Change-Management-Thema. Und wenn man sich mit dem unbequemen Thema der Veränderung beschäftigt, dann muss man eine ziemliche Beharrlichkeit an den Tag legen. Man muss Dinge Schritt für Schritt etablieren – und darf sich durch Rückschläge nicht demotivieren lassen!

 

Fotomaterial(c) broell.cc
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