Trotz zahlreicher Studien, die die Vorteile von Diversität belegen, sind Frauen in den Führungsetagen österreichischer Unternehmen immer noch stark unterrepräsentiert. Der Leadership Survey 2024 der Beratungsagentur Deloitte zeigt: Nur 17 Prozent der Unternehmen haben ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis im Top-Management, während in über 40 Prozent Frauen kaum oder gar nicht vertreten sind.
Dieser Mangel an Geschlechterdiversität ist symptomatisch für eine generelle Homogenität in den Chefetagen. Internationale Führungskräfte oder Quereinsteiger:innen sind ebenso selten anzutreffen. Dabei ist gerade in Krisenzeiten die Innovationskraft vielfältiger Teams gefragt. „Diverse Führungsteams bringen nicht nur innovative Perspektiven, sondern erhöhen auch die Attraktivität eines Unternehmens als Arbeitgeber“, betont Gudrun Heidenreich-Pérez, Partnerin bei Deloitte Österreich. „Der Handlungsbedarf ist groß – Unternehmen müssen Diversität priorisieren, um die Herausforderungen von Digitalisierung und demografischen Umwälzungen erfolgreich zu meistern.“
Unconscious Bias blockiert Vielfalt
Ein wesentlicher Grund für die mangelnde Diversität sind unbewusste Vorurteile, sogenannte Unconscious Biases, die Personalentscheidungen prägen. Vor allem der Sympathieeffekt und der Affinity Bias führen dazu, dass Führungskräfte häufig Kandidat:innen bevorzugen, die ihnen ähnlich sind oder sympathisch erscheinen. Das Ergebnis: homogene Teams, die nur begrenzt von vielfältigen Perspektiven profitieren können. „Diese unbewussten Verzerrungen beeinflussen uns alle“, erklärt Heidenreich-Pérez. „Es braucht strukturierte und bewusste Entscheidungsprozesse, um Diversität im Top-Management zu fördern.“
Führungskompetenzen für die Zukunft
Neben Diversität sind bestimmte Eigenschaften von Führungskräften in der heutigen Arbeitswelt besonders gefragt: Entscheidungsfreude, Empathie und Verantwortungsbewusstsein zählen laut Umfrage zu den wichtigsten Skills. Der Fokus liegt zudem auf der Fähigkeit, andere zu inspirieren und zu motivieren sowie Sinn und strategische Orientierung zu vermitteln.
Viele Unternehmen setzen auf interne Talente, um Führungspositionen zu besetzen – 42 Prozent der Befragten gaben an, die letzten Managementwechsel vorwiegend mit Mitarbeitenden aus den eigenen Reihen realisiert zu haben. Diese Strategie gewinnt angesichts der bevorstehenden Pensionierungswelle zunehmend an Bedeutung. „Die Identifikation und Förderung von Talenten im Unternehmen ist essenziell“, so Heidenreich-Pérez. „Dabei müssen Entscheidungen systematisch und professionell erfolgen, um subjektive Verzerrungen zu vermeiden.“
Mehr Frauen, mehr Vielfalt, mehr Zukunft
Die Daten des Deloitte Leadership Survey zeichnen ein klares Bild: Österreichs Unternehmen haben dringenden Handlungsbedarf, um die Diversität in ihren Führungsetagen zu stärken. Frauen, internationale Talente und Quereinsteiger:innen müssen stärker gefördert werden, um die Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft zu sichern. Diversität ist nicht nur ein Gewinn für Unternehmen, sondern eine notwendige Antwort auf die Herausforderungen der Gegenwart.