Geht es um die Anzahl von Frauen in Führungspositionen scheint der Motor etwas ins Stocken geraten zu sein. Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 188 DAX-Konzerne ist seit Anfang 2015 zwar um 12,3, Prozentpunkte auf rund 32,2 Prozent gestiegen, dafür liegt der Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr nur bei mickrigen 1,3 Prozentpunkten. In den Vorständen dieser Unternehmen liegt der Männeranteil weiterhin bei stabilen 90 Prozent. Der Frauenanteil hat die 10-Prozent-Marke knapp überstiegen. Und auch der Blick in die Zukunft gibt wenig Grund zur Hoffnung: Den geringen Frauenanteil zu steigern beabsichtigen nur wenige Konzerne. Weiterhin planen 75 der 165 Unternehmen, die eine Zielgröße für den Vorstand festgelegt und derzeit eine frauenfreie Vorstandsetage haben, mit Zielgröße »Null«. Das ergibt der aktuelle Women-on- Board-Index von FidAR.

»Viel zu viele Unternehmen geben sich die Zielgröße „Null“ für den Vorstand – zeigen also null Ambitionen. Ich kann das, insbesondere in Anbetracht der Corona Krise, nicht verstehen. Wir sehen, dass viele Frauen in Führungspositionen, beispielsweise als Regierungschefinnen, die Corona-Krise erfolgreich managen: unaufgeregt, pragmatisch, zielorientiert. Zu viele Unternehmen scheinen diesen Vorteil von Frauen nicht nutzen zu wollen, deshalb ist unser Gesetzesentwurf eindeutig. Große deutsche Unternehmen, deren Vorstände aus vier oder mehr Personen bestehen, sollen zukünftig mindestens eine Frau in ihren Vorstand bestellen«, sagt Bundesfrauenministerin Dr. Franziska Giffey. »Aber da hört unser Entwurf nicht auf, denn wer künftig weiterhin die Zielgröße „Null“ meldet und dies nicht plausibel begründet, muss mit spürbaren Sanktionen rechnen. Es ist an der Zeit, den Druck zu erhöhen, ich werde in der Bundesregierung alles dafür tun, hier weiter zu kommen.«

»Die Zeit der Appelle ist vorbei. Wir wussten, dass es ein Marathon wird, den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen. Die erste Hürde wurde mit Einführung der Quote vor 5 Jahren genommen. Aber wo kein Druck ausgeübt wird, scheint es an Willen zur Veränderung und Kondition zu fehlen. Unternehmen, die weiter mit Zero Diversity planen, muss jetzt die Rote Karte gezeigt werden. Wir müssen daher die gesetzlichen Vorgaben ausweiten und die Sanktionen verschärfen. Es ist Zeit, Blockaden zu überwinden und das Tempo zu steigern«, erklärt FidAR-Präsidentin Monika Schulz- Strelow. »Es ist eine gemeinsame Verantwortung der Frauen und Männer in den Führungsgremien der Wirtschaft, die gleichberechtigte Teilhabe auf allen Ebenen durchzusetzen.« FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e. V. ist eine überparteiliche und überregionale Initiative, die 2006 von Frauen in Führungspositionen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ins Leben gerufen wurde.