Ab 2025 wird die Zeitrechnung in der Demographie eine neue Kohorte einführen, die so genannte Generation Beta. Wie werden diese Kinder aufwachsen, frage ich mich an einem Tag, der als Wendepunkt in die Geschichte eingehen wird. Noch nie war die Verbindung von Kapital und Politik in Nordamerika so sicht- und fühlbar, wie zur heutigen Amtseinführung des neuen US-Präsidenten. Zu den Gästen zählen Tech-Tycoone wie Elon Musk und Mark Zuckerberg, die die neue politische Richtung nicht nur mittragen, sondern über ihre Plattformen maßgeblich befeuern.
Europa, speziell das heute startende Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum, WEF), schaut deshalb angestrengt nach Washington. Zwar steht die Zusammenkunft in der Schweiz in den nächsten vier Tagen unter dem Motto „Zusammenarbeit für das intelligente Zeitalter“ – doch die Entscheidungen Donald Trumps dürften alles andere als kooperativ ausfallen. Gespannt erwarten die Staatslenker:innen, CEOs und Gesandten internationaler Organisationen die Videobotschaft Trumps am Donnerstag.
Trotz der aktuellen Entwicklungen: Globaler, gemeinschaftsorientierter, kollaborativer könnte die Generation Beta sein. Diese Eigenschaften und die Hoffnung auf Neugestaltung schreiben jedenfalls Forschende der neuesten Generation zu. Mit Blick auf den gerade veröffentlichten Global Risk Report des WEF ist das eine sehr optimistische Sicht. Vielleicht werden sich die Betas nur noch um sich selbst drehen, komplett verwirrt durch Desinformation und selbstreferenzielle Systeme? Welche Rolle wird die Künstliche Intelligenz spielen, wenn die Generation Beta in die Schule geht? Welche bewaffneten Konflikte werden in den kommenden Jahren die Weltpolitik bestimmen? Und wie können wir mit den Folgen des Klimawandels umgehen?
Gerade komme ich von der DLD Conference – eine große Innovationskonferenz in München, ins Leben gerufen vor 20 Jahren von Hubert Burda Media, einem der größten deutschen Verlagshäuser. Vordenker:innen aus aller Welt versammeln sich hier rund um Kuratorin Steffi Czerny und diskutieren digitale und gesellschaftliche Entwicklungen. Von Mark Zuckerberg und Sheryl Sandberg von Facebook über Sam Altman von Open AI bis hin zu Künstlern wie Ai Weiwei oder Lady Gaga – hier betritt seit 1995 die Zukunft die Bühne und verschiedenste Disziplinen kommen ins Gespräch. Viele der Teilnehmenden fahren nach der DLD traditionell weiter zum Forum nach Davos.
#FuturePositive hieß das Motto der diesjährigen DLD-Ausgabe, die bei allen schlechten Nachrichten und aktueller Unsicherheit doch etwas Zuversicht weckte – etwa mit Unternehmer:innen wie Meredith Whittaker von Signal oder Matthew Prince von Cloudflare, die sich mit ihren Technologien den Milliardären, Autokraten und zerstörerischen Algorithmen in den Weg stellen.
Technik allein wird unsere gesellschaftlichen (und klimatischen) Herausforderungen für die nächsten Generationen jedoch nicht lösen. Europäischer Zusammenhalt als Gegengewicht ist nötig, und der menschliche Faktor gefragter denn je. Zum „Loud Lunch“ etwa rief Amazon CTO Werner Vogels auf – Mahlzeiten ohne Handy, mit Gesprächen, Gemeinschaft und Augenkontakt. Nur so können Kompromisse gefunden werden, Beziehungen entstehen und gestärkt werden. Das alles sollten wir auch den Kleinsten wieder öfter schenken, so der Appell von Web-Pionierin, Hightech-Investorin und Philantropin Esther Dyson in München: „Don´t train the AI, train your Babies.“
Die Videos der DLD-Konferenzen und der einzelnen Talks sind auf Youtube abrufbar.