StartBusinessCharisma 2.0 – Die Kunst der digitalen Präsenz

Charisma 2.0 – Die Kunst der digitalen Präsenz

Virtuelle Meetings und Videokonferenzen sind fester Bestandteil unseres Berufslebens geworden. Doch wie schafft man es, in digitalen Räumen sichtbar und gehört zu werden? Barbara Covarrubias Venegas teilt in diesem Gastbeitrag Tipps und Tools zur Verbesserung der digitalen Präsenz.

In der heutigen vernetzten Welt war es noch nie so einfach, über Grenzen und Zeitzonen hinweg zu kommunizieren, dank Live- und aufgezeichneter Videos. Diese Möglichkeit eröffnet zahlreiche Türen und Möglichkeiten für Zusammenarbeit, neue Projekte und Jobs. Doch viele von uns empfinden virtuelle Meetings und Aufzeichnungen als ermüdend. Woran liegt das?

Wenn wir an einem Live-Call teilnehmen oder ein Video ansehen, fühlen sich viele unsichtbar. Mit allen, die auf ihre Bildschirme starren, fragt man sich oft, ob jemand bemerken würde, wenn wir abschalten. Am Computer gibt es unzählige Ablenkungen, von neuen Nachrichten bis zu eingehenden E-Mails. Diese ständige Flut macht es schwierig, präsent und engagiert zu bleiben.

Für Vortragende ist diese Situation ebenso real – und herausfordernd. Wichtige Informationen zu teilen und die Aufmerksamkeit des Publikums zu halten, kann entmutigend sein. Habt ihr euch jemals eine Aufnahme von euch angesehen und gedacht: „Warum wirke ich nicht interessierter?“ Wenn ihr nicht engagiert wirkt, warum sollte euer Publikum dann interessiert sein? Oft dominieren Folien den Bildschirm, während die*der Sprecher*in in eine kleine Ecke verbannt wird, was die Verbindung weiter erschwert.

Die Stimme der Frauen in virtuellen Räumen

Der Women in the Workplace 2023 Report von McKinsey & Company zeigt, dass Frauen in virtuellen Meetings um 20 Prozent seltener das Wort ergreifen als Männer. Das hat vielschichtige Auswirkungen und kann die Sichtbarkeit und in weiterer Folge die Karriereentwicklung beeinflussen. Um häufiger zu Wort zu kommen, empfehle ich folgendes:

  • Raum einnehmen: Stellt sicher, dass ihr ein gutes Bild habt – eine Investition in eine gute Kamera macht Sinn.
  • Selbstbewusstsein üben: Bereitet euch darauf vor, eure Gedanken klar und selbstbewusst zu teilen.
  • Feedback einholen: Holt regelmäßig Feedback zu eurem virtuellen Präsentationsstil ein und passt euch entsprechend an.

Präsenz in der virtuellen Kommunikation

Präsenz ist sowohl für Sprecher*in als auch für Teilnehmer*innen entscheidend. Es geht darum, vollständig präsent zu sein und eine starke Präsenz vor der Kamera zu haben. Hier ist ein strukturierter Ansatz zur Verbesserung der virtuellen Kommunikation, der sich auf drei Schlüsselelemente konzentriert: Augenkontakt, Emotionen und Energie.

Augenkontakt

Augenkontakt ist entscheidend, um eine Verbindung herzustellen. In virtuellen Umgebungen bedeutet dies, nicht die Gesichter der anderen Teilnehmer*innen anzuschauen, sondern direkt in die Kamera zu blicken. Das ist anfangs komisch und muss geübt werden. Diese einfache Veränderung an eurem Blick lässt die Teilnehmer*innen sich gesehen und mehr verbunden fühlen, auch wenn sie es nicht bewusst wahrnehmen. Ihr macht euch jetzt vielleicht Sorgen, Reaktionen zu verpassen, daher rate ich immer, die Gesichtsausdrücke alle paar Minuten zu checken bzw. dann, wenn Teilnehmer*innen Fragen stellen. Meiner Erfahrung mit meinen Coaching-Klientinnen zeigt mir, dass der Fokus auf die Kamera euch hilft, ablenkungsfrei zu bleiben. Ihr müsst nicht ständig starren, aber bemüht euch, häufiger in die Kamera zu schauen.

Praktische Tipps:

  • Langsam anfangen: Versucht bewusst die Hälfte der Zeit in einem Meeting in die Kamera zu schauen und steigert dies, bis ca. 80 Prozent erreicht sind.
  • Reminder verwenden: Platziert ein Post-it oder ein Foto in der Nähe eurer Kamera als Erinnerung „Schau hier hinein“.
  • Teleprompter: Wenn ihr öfter Vorträge hält, könnt ihr auch überlegen, einen Teleprompter zu verwenden, um Augenkontakt zu halten und gleichzeitig Notizen oder Teilnehmer*innen zu sehen.

Emotionen

Eure Stimme ist viel mehr als Worte; sie vermittelt Emotionen. Menschen hören die Emotion in eurer Stimme, bevor sie die Worte verarbeiten. Denkt daran, wie ihr etwas sagt, und nicht nur, was ihr sagt. Zum Beispiel klingt es anders, einen geliebten Menschen mit aufregenden Neuigkeiten anzurufen als mit schlechten Nachrichten. Dieser emotionale Ton kann euer Publikum anziehen oder abschrecken.

Praktische Tipps:

  • Emotion an die Botschaft anpassen: Achtet darauf, dass euer Stimmton zur beabsichtigten Emotion eurer Botschaft passt.
  • Emotionale Bandbreite üben: Nehmt euch auf, während ihr mit unterschiedlichen Emotionen sprecht, und hört euch den Unterschied an.
  • Feedback: Holt euch Feedback von Freund*innen oder Kolleg*innen zu eurem emotionalen Ausdruck.

Energie

Die Kamera neigt dazu, unsere Energie zu dämpfen und uns weniger interessiert erscheinen zu lassen. Um dem entgegenzuwirken, erhöht bewusst eure Energie um etwa zehn bis 20 Prozent.

Praktische Tipps:

  • Energie hochdrehen: Nehmt euch mit unterschiedlichen Energielevels auf. Wie findet ihr euch selbst?
  • Feedback einholen: Fragt eine*n vertrauenswürdige*n Freund*in, ob eure erhöhte Energie natürlich wirkt, oder „gekünstelt“.

Fazit oder die Frage: Was soll ich jetzt machen?

Die Beherrschung der virtuellen Kommunikation ist in unserem digitalen Zeitalter unerlässlich. Durch den Fokus auf Augenkontakt, Emotionen und Energie könnt ihr eine stärkere und nachhaltigere Präsenz aufbauen. Für uns Frauen kann die aktive Arbeit an diesen Fähigkeiten helfen, Barrieren zu überwinden und sicherzustellen, dass unsere Stimmen gehört werden. Übt diese Techniken, holt euch Feedback ein und verbessert euch kontinuierlich, um eure virtuellen Präsentationen nicht nur effektiv, sondern unvergesslich zu gestalten.

Für alle, die sich weiter über dieses Thema informieren möchten, stehe ich auf LinkedIn zur Verfügung. Meldet euch gerne! Den Link zur Aufzeichnung der sheconomy Career Session findet ihr hier.


Zur Person:

Dr. Barbara Covarrubias Venegas ist eine internationale Keynote-Speakerin und Unternehmerin, die weltweit für ihre Beiträge zu neuen Arbeitsweisen, Lernen, positiver Führung und Organisationskultur anerkannt ist. Als wegweisende „Virtual Enthusiast“ hat Barbara seit 2010 den Wandel in der Remote-Arbeit und der interkulturellen Teamdynamik vorangetrieben. Ihre rigorose akademische Forschung und praktische Erfahrung in der Führung globaler virtueller Teams machen sie zu einer gefragten Rednerin und Beraterin. Sie hält maßgeschneiderte Keynotes, Workshops und Schulungen für Unternehmen auf der ganzen Welt, u.a. L’Oreal, Bossard Group, MAHLE, VIACOM, Suse, Axpo uvm.

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