Sie sind seit 30 Jahren in Österreichs größter Kreditversicherung tätig. Was hat sich in dieser Zeit für Frauen im Finanzwesen verändert?
Ich spreche beinahe täglich mit Unternehmen in den verschiedensten Branchen, da treffe ich heute viel öfter auf ein weibliches Gegenüber, vor allem in der Geschäftsführung und im Vorstand. Dadurch gibt es mehr weibliche Vorbilder in der Öffentlichkeit und Netzwerke, die gezielt Frauen fördern. Generell sind Beruf und Familie viel besser miteinander vereinbar als noch vor zehn bis 15 Jahren. Vor allem das Homeoffice erleichtert einiges, unsere Mitarbeitenden schätzen es sehr, dass wir so umfangreiche Homeoffice-Regelungen haben.
Die Frauenquote bei ACREDIA ist auffällig hoch – ganz speziell bei den Bereichsleiterinnen in Ihrem Fachbereich…
Es besteht immer noch das Vorurteil, dass es nicht genug qualifizierte weibliche Führungskräfte gibt. Da bin ich anderer Meinung, wir müssen es Frauen nur ermöglichen, die Chance zur Führung zu ergreifen. Genauso wichtig sind das Vorleben und das Vermitteln, dass jede und jeder Führungsaufgaben übernehmen kann, wenn man es möchte. Bei uns haben alle die gleiche Chance, das spüren die Mitarbeitenden.
ACREDIA wurde vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft das EqualitA-Gütesiegel verliehen. Wie wurde diese Auszeichnung erreicht?
Für das Gütesiegel wurde unser gesamtes Unternehmen hinsichtlich Gleichstellung der Geschlechter und Frauenförderung beleuchtet. Das geht vom Recruiting über die Personalentwicklung bis Entlohnung und Karenzmanagement. Aber auch die Unternehmenskultur an sich steht auf dem Prüfstand. Nur Unternehmen, die in allen Bereichen für eine Gleichstellung der Geschlechter sorgen, werden mit dem Gütesiegel ausgezeichnet.
Sie verantworten bei ACREDIA unter anderem den Bereich ESG. Worin liegen hier die größten Herausforderungen?
ESG besteht aus drei Schwerpunkten. Beim E für Environmental geht es um Fragen wie: Wie verringern wir unseren Ressourcenverbrauch? Wie können wir Abfall vermeiden? Das S steht für Social, etwa Arbeitsbedingungen, Weiterbildung oder Diversität. Und beim G handelt es sich um Governance-Themen: Transparenz, Wettbewerbsverhalten, Unternehmensethik. Die größte Herausforderung liegt darin, das Thema ganzheitlich im Unternehmen zu verankern. Bei solch komplexen gesetzlichen Vorschriften ist das nicht einfach, aber es führt kein Weg daran vorbei. Ich sehe das durchaus positiv. Europa kann bei diesem Thema die Vorreiterrolle übernehmen, und wir sollten die Gelegenheit nutzen, uns damit einen Wettbewerbsvorteil zu schaffen.