StartBusinessSuccess"Wir wollen Dich auf dem Parkett sehen!"

„Wir wollen Dich auf dem Parkett sehen!“

Sie ist eine der wenigen Frauen an der Spitze eines Silicon Valley-Giganten: Karin Schwab ist Vize-Präsidentin von Ebay. Die Schweizerin über zielgerichtetes Netzwerken, Diversität als Erfolgsfaktor und e-Commerce als Chance für Frauen.

 

Sie haben es als eine der wenigen Frauen an die Spitze eines Technik-getriebenen Unternehmens im Silicon Valley geschafft. Wie viel technisches Know How ist notwendig, um in einer digital World Karriere zu machen?

Es gibt unzählige Wege, wie man schlussendlich in einer Tech-Company landen kann. Schauen Sie mich an: Ich habe zwar in meiner ganzen Berufszeit immer im e-Commerce-Bereich gearbeitet, habe aber keine technische Ausbildung – abgesehen von ein paar, aus heutiger Sicht, banalen Computerkursen in der Sekundärstufe. Wenn ich mir überlege, was wichtig ist, um erfolgreich zu sein in einem Tech-Unternehmen, sind das Dinge, die auch in anderen Branchen zentral sind. Etwa der richtige Umgang mit der customer experience, der Kundenbetreuung. Dazu braucht es präzise Analysen: Wie geht der Kunde durch die Webpage, welche Informationen stehen ihm wo zur Verfügung? Für mich ist ein richtiges Kundenverständnis zentral; man muss einen Service-Gedanken mitbringen. Das ist viel wichtiger als technologische Kenntnis.

 

In Europa beginnt die Misere damit, dass Frauen sich bereits bei den Ausbildungsmöglichkeiten davor scheuen, in MINT-Berufe zu dringen. Oft fühlen sie sich nicht angesprochen, weil diesbezügliche Angebote in „Männersprache“ formuliert sind oder haben Angst vor Geringschätzung, wenn sie dann als einzige Frau dort sitzen. Wie ist das im Silicon Valley?

Wir haben im Unternehmen spezielle Meetings, bei denen sich vier bis fünf Frauen einmal pro Monat in mehreren kleinen Gruppen treffen. Dabei findet eine Rotation statt, sodass die Damen jedes Mal einem anderen Executive Leader gegenübersitzen. Das hilft einerseits, dass man in kleinem Rahmen Themen diskutiert, die einem am Herzen liegen. Und es ist dient dem Thema Netzwerken – denn so bekommen die Frauen Zugang zur Executive-Ebene und können eine persönliche Beziehung aufbauen. Später trauen sie sich vielleicht, unabhängig von diesem strukturierten Prozess, auf die Führung zuzugehen und Unterstützung zu fordern oder etwas zu diskutieren.

 

Was können e-Commerce-Giganten wie Ebay, die tagtäglich von Millionen Menschen besucht werden, dazu beitragen, dass sich traditionelle Sichtweisen lockern?

Für uns gibt es zwei Themenfelder. Aber vorher noch ein Schritt zurück: Ebay trägt das Thema Diversity quasi in seiner DNA. Unser Gründer ist ein US-Iraner, der in Frankreich aufgewachsen ist, also einen sehr internationalen Background hat. Er hat diese Plattform geschaffen, weil er das Gefühl hatte: Es spielt keine Rolle, woher jemand kommt oder welchen Status jemand hat, aber es gibt so viele Menschen, die Sachen brauchen – führen wir doch diese Community zusammen. Einer der Grundsätze, die er damals für das Unternehmen geschaffen hat, ist das Prinzip: people are basically good. Dieser tiefe Glaube, dass Menschen grundsätzlich gut sind, hat ihn zu der Überzeugung gebracht, dass es möglich sein muss zu handeln, auch wenn sich dabei den Leute nicht in die Augen schauen können. Das andere ist: Gerade in amerikanischen Unternehmen ist Diversity besonders breit gefasst. Darum bemüht man sich bei uns sehr, dass sich die Leute am Arbeitsplatz wohlfühlen und so sein können, wie sie sind. Unser früherer Leiter von D&I hat immer gesagt: Es ist, wie wenn man in der Sekundärschule auf eine Party eingeladen war – eingeladen sein ist das eine, aber wenn man dann nur an der Wand rumsteht, weil einen keiner zum Tanzen auffordert, würde man am liebsten im Boden versinken. Unsere Idee ist, dass man die Mitarbeiter zum Tanzen auffordert und ihnen sagt: Ja, wir wollen dich auf dem Parkett sehen!

 

Welche Chancen bietet Ebay unternehmerisch denkenden Frauen?

Wie wir alle wissen, waren Frauen besonders stark von der Pandemie betroffen. Sie haben entweder den Job verloren oder sie mussten sich beruflich zurücknehmen wegen der Kinderbetreuung. Viele haben dann gesagt: Okay, das ist der Moment, etwas Neues zu probieren. Sehr viele Frauen haben angefangen, via Ebay zu verkaufen. Das Schöne ist ja auch die Flexibilität, die man hat. Das hören wir immer wieder, wenn wir mit Verkäufern sprechen, die diesen Schritt gewagt haben. Dass sie nicht 9 to 5 erscheinen müssen, sondern sich organisieren können, wie es für ihre persönliche Situation am besten ist.

(…)

Über Karin Schwabs ganz eigene „Driving Force“ lesen Sie mehr in der neuen Print-Ausgabe von SHEconomy.

 

STAY CONNECTED