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Mit rund 46 Prozent belegt Österreich bei der Anzahl weiblicher Wissenschaftlerinnen und Technikerinnen im EU-weiten Vergleich den zehnten Platz. Was auf den ersten Blick nach gutem Mittelfeld aussieht, sollte jedoch differenzierter betrachtet werden. Die Unterschiede in den einzelnen Fächergruppen trüben das an sich vielversprechende Bild nämlich sehr schnell wieder: Mit 66,6 Prozent schneiden die Biowissenschaften am besten ab, deutliches Schlusslicht ist mit nur 15,2 Prozent die Informatik. Die Online-Konferenz SHEtech, die von SHEconomy und dem Austrian Institute of Technology (AIT) auf die Beine gestellt wurde, versammelte 23 Speakerinnen aus IT und Technik an einem virtuellen Ort, um jene 46 Prozent, die bei Panels, ExpertInnenrunden und in Medienberichten nur sehr selten zu Wort kommen, sichtbar zu machen. Denn ohne Vorbilder und Role Models können sich selbst klitzekleine Hemmschwellen zu massiven Barrikaden auswachsen. Ziel der Konferenz war es außerdem, zukunftsträchtige Berufsfelder, die in den kommenden Jahren noch an Bedeutung zulegen werden, vorzustellen.

Um ein konkretes Bild davon zu bekommen, wie in Tech-Unternehmen mit dem Thema bereits umgegangen wird, versammelte die Konferenz fünf Frauen aus unterschiedlichen Bereichen der Technik an einem virtuellen runden Tisch. Es diskutierten Barbara Hotwagner (Head of Competence Unit, Zühlke), Alexandra Eichberger (VP Change & HR Excellence, Magenta Telekom), Astrid Wieland (#TheNewITGirls), Irmgard Gmachl (Abteilungsleiterin New Vehicle Stock & Order Systems, Porsche Informatik GmbH), Cornelia Florig (Head of HR für Google Deutschland & Österreich) zunächst über den Status Quo in den jeweiligen Unternehmen wie auch über die Notwendigkeit mehr Frauen – vor allem für Führungsjobs – zu gewinnen. Ingrid Gmachl berichtete dabei von ihren Erfahrungen in einer Branche, in der gerade vieles im Umbruch ist. »Weil wir uns in einem hochdynamischen Bereich bewegen, entwickeln sich auch die ganze Zeit neue Rollenbilder. Dabei ist es uns gelungen, bei Porsche Informatik den Frauenanteil zu steigern. Waren wir vor drei Jahren noch bei 18 Prozent, sind wir mittlerweile bei 22 Prozent. Wir wachsen aber auch seit einigen Jahren stetig, das hilft uns dabei, den Anteil noch weiter in die Höhe zu treiben«, erklärt Gmachl. Cornelia Florig schloss an diese Aussage mit der Bemerkung an, dass auch bei Google das Ziel lange noch nicht erreicht ist, obwohl man das Thema Diversity schon lange auf der Agenda hat. »Im technischen Bereich sind es bei uns momentan 24 Prozent. Da gibt es definitiv noch Luft nach oben«, so Florig. Und fügt hinzu: »Das Thema ist uns deshalb so wichtig, weil Diversität Innovation und Produktivität in Unternehmen extrem fördert. Außerdem machen wir Produkte, die für alle da sein sollen, deshalb sollten bei ihrer Entstehung auch alle beteiligt sein.«

Alexandra Eichberger sprach in diesem Zusammenhang die Unterschiede an, die sich nach wie vor auftun, wenn man die unterschiedlichen Managementebenen näher betrachtet. »Wir liegen bei Magenta momentan im gesamtem Unternehmen bei einem Frauenanteil von 37,6 Prozent, haben allerdings bei den Führungskräften einen hohen Nachholbedarf, denn da liegen wir erst bei 23 Prozent«, fasst sie zusammen. Um das Thema voranzutreiben, versucht man bei Magenta Diversität in alle HR-Kernprozesse gut zu integrieren. »Das Thema muss von allen im Unternehmen gelebt und über möglichst viele unterschiedliche Kanäle vorangetrieben werden«, so Eichberger. Beim wichtigen Themenbereich der Weiterentwicklung innerhalb eines Unternehmens erwähnt Barbara Hotwagner, dass es in ihren Augen essentiell ist, den MitarbeiterInnen Gelegenheit zu geben, das Unternehmen selbst mitzuformen und mitzugestalten. »Vielen KollegInnen ist es sehr wichtig, dass sie gesehen werden und ihre Stimme gehört wird«, fasst sie zusammen. Bei der Karriereentwicklung steht auch für Irmgard Gmachl die Firmenkultur an oberster Stelle – »wie man innerhalb des Unternehmens miteinander umgeht!«

Astrid Wieland stellte am Ende der Diskussion klar, dass sie nicht denkt, dass es generell Vorbehalte von jungen Frauen gegenüber technischen Berufsfeldern gibt. »Ich finde es problematisch, dass die Message immer wieder verstärkt wird, dass es eben nur wenige Frauen in diesen Bereichen gibt. Das macht unterbewusst etwas mit einem«, so Wieland. Sie hält es deshalb für einen wichtigen Meilenstein, dieses Narrativ zu verändern. »Wir sollten viel mehr darüber sprechen, was schon funktioniert und welche Möglichkeiten es gibt.« Diese sind nämlich zahlreicher und vielfältiger als man auf den ersten Blick glauben würde. »MINT heißt nicht, dass etwas automatisch hochtechnologisch ist. Oft fehlt die Sicht auf die Vielfältigkeit in den MINT-Fächern. In der IT ist Platz für jede Frau, die dort einen Platz finden will.«