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Warum Mentoring allein nicht wirkt

Viele Unternehmen setzen auf Mentoringprogramme. Doch das allein reicht nicht - gerade für Frauen gilt: Sponsorship gesucht.

Haben Sie eine Mentorin oder einen Mentor? Oft erkennen wir ja erst später, wer so eine tragende Rolle für uns gespielt hat. Denn häufig sind diese Unterstützer:innen gar nicht Teil eines offiziellen Programms in Unternehmen. Manchmal begleiten sie uns ein ganzes Leben, manchmal nur für einen kurzen Abschnitt.

Meine Ausbilderin im Volontariat zählte dazu, in der vergangenen Woche habe ich ihr auf ihrer letzten Reise zugewunken. Zu selten habe ich ihr gesagt, wie wertvoll und vorausschauend ihre Perspektive schon früh für die Themen „Women in Tech“ und Diversity war, wie sehr sie mich ermutigt hat, als Quereinsteigerin im technischen Umfeld selbstbewusst aufzutreten.

Mentoring ist längst ein wichtiges Instrument für Unternehmen. Beispielsweise, um Wege in die Führung zu ebnen oder um über „Reverse Mentoring“ das Verständnis und das Know-how zwischen den Generationen zu fördern. Konzerne wie AUDI haben Mentoring als Teil ihrer Nachhaltigkeitsstrategie verankert, um Diversity und Inclusion und damit auch Innovationen fördern.

Dabei kommt immer häufiger auch die Künstliche Intelligenz ins Spiel. Algorithmen und ausgeklügelte Fragebögen, wie sie etwa das Münchner Team von Chemistree entwickelt, bringen heute auf Plattformen oder in Organisationen Tandems für verschiedene Mentoring-Programme zusammen.

Doch das beste Mentoring-Programm kann wenig verändern, wenn auf dem nächsten Level doch wieder die gläsernde Decke bremst und die Strukturen für den Aufstieg nicht stimmen. Gerade Frauen werden in Mentorship-Programmen oft vor allem coachend unterstützt. Echtes Sponsorship dagegen öffnet darüber hinaus neue Türen durch konkrete Karrierechancen oder andere Netzwerke. Sponsoren auf Executive-Level zu finden ist gerade für unterrepräsentierte Gruppen schwieriger. Im Hinblick auf den morgigen Diversity-Tag also vielleicht ein Impuls, über das klassische Mentoring hinaus zu denken. Auch als Mentée lohnt es sich, mehr zu wollen und zu fordern – oder ein Umfeld zu suchen, das mehr Support bietet.

Im Nachhinein sehe ich, dass meine Mentorin eine echte Sponsorin war. Sie hat mich ihren wichtigsten Kontakten vorgestellt, mir Recherche-Reisen oder Jury-Sitzungen ermöglicht und mich – mal sanft, mal fordernd – immer ein Stück weiter nach vorn geschubst. So lange, bis sich die nächste Etappe auf meinem Karriereweg gezeigt hat.

Fotomaterial© Pixabay

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