Mit 28 bin ich das erste Mal Führungskraft geworden. Schon vor meiner ersten Teamleitung habe ich versucht, mich auf die Aufgabe vorzubereiten und bin über einen Kurs bei der Volkshochschule („Kommunikation bei Konflikten“) zum Thema Coaching gekommen. Seitdem habe ich stetig einen Coach an meiner Seite und arbeite an meiner Bedienungsanleitung. Auch Supervision hilft mir seit vielen Jahren die Herausforderungen des Alltags zu spiegeln.
Das wichtigste Führungsinstrument ist der eigene Charakter
Führung ist ein komplexes Gebiet. Es gibt zahlreiche Leadership-Programme, die darauf abzielen, das Verhalten von Führungskräften zu verbessern und weiterzuentwickeln. Wir können trainieren und lernen, uns Skills aneignen. Aber: Wissen wir, wie wir wirklich wirken? Und wie wir unsere Wirkung ausbauen können? Es macht Spaß, echte Führungswirkung auszubauen. Denn ich erkenne: Wie ticke ich, was brauche ich? Die Eigenen Schwächen und blinde Flecken. Nur so kann ich mein Verhalten ändern.
Meine Motive sind Freiheit, Verantwortung und Offenheit. Sie treiben mich an! Einordnung, Status und das Streben nach eigenen Vorteilen liegen mir nicht so sehr und können zu Konflikten führen. Das ist wie eine Bedienungsanleitung für mich.
Warum ist mir das wichtig?
Ich glaube, dass man sich selbst kennen muss, um eine gute Führungskraft zu sein
Mir fällt es leichter über meine Entscheidungen zu sprechen, Kontext zu geben und zu erklären, warum ich wie handle, wenn ich Verhalten abstrahieren kann
Für mich ist das essenziell, um meine Führungsrolle zu stärken und meine Leadership-Fähigkeiten auszubauen.
Warum hilft das meinem beruflichen Umfeld?
- Offenheit mit den eigenen Motiven / Stärken schafft eine Metaebene in der Kommunikation über das eigene Verhalten und entpersonalisiert.
- Ich kann Dinge, die mir Bauchschmerzen bereiten besser einordnen, weil ich erkenne, dass Bewertung auf Basis meiner Lebensbedürfnisse stattfindet
Mir fällt es leichter andere so anzunehmen, wie sie sind. Jede(r) hat seine eigene Bedienungsanleitung und es gilt diese zu akzeptieren. - Um Konflikte aufzulösen, Krisen zu bewältigen oder berufliche Herausforderungen zu meistern, müssen wir uns zuerst selbst besser kennenlernen.
Führung braucht Selbstliebe = die Fähigkeit, sich selbst bedingungslos zu lieben
Wir gewinnen Widerstandsfähigkeit durch Selbstliebe. Psychische Widerstandsfähigkeit oder auch Resilienz, die Fähigkeit, stressige Zeiten und emotionale Krisen so gut und unbeschadet wie möglich überstehen zu können, und das mit der Hilfe von inneren Ressourcen.
Selbstliebe ist Voraussetzung für Bestehen in der herausfordernden Unternehmerwelt.
These: Wenn du dich sich selbst achtest, bist du weniger darauf angewiesen, dass andere deine Bedürfnisse erfüllen. Hast du also genug Selbstachtung für dich, wirst du automatisch mehr emotionale Kapazitäten für deine Mitarbeiter freihaben. So kannst du besser auf sie eingehen, da deine Bedürfnisse als Vorgesetzter nicht stets im Vordergrund stehen oder gar zum Stolperstein für dein Umfeld werden.
Wir gewinnen an Gelassenheit durch Akzeptanz. Ein einfacher Weg, Druck zu minimieren und entspannter zu werden, ist die radikale Akzeptanz der Situation.
Das Beste: Ein frischer und inspirierter Geist ist bekanntlich der innovativste.
Von Selbstliebe profitieren gerade diejenigen unter uns, die sich zum Beispiel als junge Führungskraft behaupten müssen. Stärke deine Position und glaube an dich. Selbstunsicherheiten sind menschlich. Das habe ich gelernt und möchte es weitergeben.
Zwischenfazit: Zahlen und Unternehmensstrategien bedeuten für ein Unternehmen nicht alles. Wer als Führungskraft Erfolge verbuchen möchte, ohne dabei einsam zu enden und stattdessen ein starkes und zufriedenes Team hinter sich zu haben, muss an sich selbst arbeiten.
Es gibt kein poker face!
Ich sehe was, was du nicht sagst. – authentische Führung ist wichtig.
Emotionen im Beruf einfach zu ignorieren oder gar zu verdrängen, bringt nichts.
Gefühle zu zeigen, ist nicht unprofessionell. Ganz im Gegenteil. Wenn man sich selbst erlaubt, seine Emotionen wahrzunehmen, kann man angemessener auf sie reagieren
Gefühle ausdrücken können, ist meiner Meinung nach Pflicht für nachhaltige Führung
Ohne soziale Kompetenzen kommt man in der Berufswelt nicht weit. Denn Gefühle und die Artikulation dieser sind grundlegend für unser Verhalten, unsere Motivation und dementsprechend auch für unsere Arbeitsweise im Job.
Wenn man lernt, bewusst mit den eigenen Emotionen umzugehen und sie zu zeigen, staut sich auch keine Aggression an. Emotionen zu zeigen, bedeutet nicht, wütend und laut zu werden. Sondern negative Emotionen und deren Ursache ausdrücken und konstruktiv auflösen zu können.
Meine Tipps für Führungskräfte
- empathisch sein, aber nicht auf jede Befindlichkeit einsteigen
- über Emotionen sprechen, stärkt die Zusammenarbeit
- in der „Rolle Führungskraft“ bleiben
- sichtbare Gefühle bei der Führungskraft schaffen Authentizität im Beruf
- das Gegenüber aktiv wahrnehmen – Mimik, Gestik, Stimme – und die eigene Wahrnehmung ansprechen ohne zu spekulieren oder zu werten
Konflikte entstehen durch eine fehlender Leadership-Kultur
Denn oftmals gibt es Konflikte, wenn Führungskräfte unterschiedliche Vorstellungen von Leadership & dem Umgang mit Gefühlen haben. Das führt zu Verwirrung und Frustration bei den Mitarbeitern.
Start-ups und junge Unternehmen vernachlässigen oft das Thema Leadership, was zu Problemen bei wachsender Mitarbeiterzahl führen kann. In großen Unternehmen und im Mittelstand haben sich Führungsleitfäden verselbstständigt, jeder interpretiert sie anders.
Es gibt klassische und moderne Leadership-Modelle, an denen sich Führungskräfte und Mitarbeiter orientieren können.
Transaktionale Führung
Fokus auf Zielerreichung und Belohnung von Leistung. Einschränkend, da weniger Raum für persönliches Wachstum und Kreativität bleibt. Hier braucht es Führungskräfte, die gerne in der Verantwortung und Steuerung von Zielen sein möchten und diese auch kontrollieren möchten.
Servant Leadership
Fokus auf das Wohlergehen der Mitarbeiter, vertrauensvolle Atmosphäre und Förderung von Teamarbeit und Mitarbeiterengagement. Hier braucht es Führungskräfte, die gerne Mitarbeiter befähigen und dabei Ziele und Kontrolle nicht aus den Augen verlieren
Situative Führung
Anpassung des Führungsstils an individuelle Bedürfnisse und Fähigkeiten der Mitarbeiter, um Effektivität zu maximieren und Konflikte zu minimieren. Es braucht Führungskräfte, die sich flexibel auf Mitarbeiter einstellen können, die dabei Ziele auf die jeweiligen Mitarbeiter individuell ausrichten und steuern.
Alle Führungskräfte sollten die gelebten Leadership-Modelle und die Unternehmenskultur nicht nur kennen, sondern auch aktiv in ihrem täglichen Handeln leben und in ihnen wechseln können.
Hire For Passion and energy: Skills Can Be Learned
Kultur hängt an allen Mitarbeiter:innen im Unternehmen. Führungskräfte haben eine Verantwortung, aber kulturprägend sind alle. Daher abschließend ein paar Tipps zum Recruiting. Diese Reflektion sollte die Grundlage für Hiring sein (neben den fachlichen Anforderungen / Kompetenzen)
Was ist mir persönlich beim Einstellen von Mitarbeiter:innen wichtig?
Ich will mit Menschen arbeiten,
- die mir und dem Team Energie geben. Dann habe ich Lust, mehr Zeit mit Ihnen zu verbringen.
- die eine „Can-Do-Attitude“ haben und das Glas halb voll sehen. Lust auf Verantwortung (auch in limitierten Umfeldern) ist wichtig.
- die besser werden wollen, für die Retros und Wissen über die eigene Persönlichkeit ein Geschenk sind, damit sie selbst und ihre Arbeitsergebnisse besser werden.
Wie kann ich das sicher stellen?
- Ich höre stark auf mein Baugefühl.
- Ich kenne meine Motive / Werte und nehme wahr, ob „es beruflich funkt“ oder nicht.
- Zusätzlich binde ich das Team (Peers & Mitarbeiter) ein und vertraue auf die Einschätzung von meinen Kollegen im People-Team.
- Ich achte stark auf die Fragen, die vom Gegenüber kommen. Sie zeigen mir Commitment und Grad der Vorbereitung.
- Zudem arbeiten mit Persönlichkeitsprofilen von BeYOS und können so sicherstellen, dass Unternehmenskultur, Stil der Führungskraft und Werte der(s) Bewerber:in zusammenpassen. Dabei geht es nicht darum Menschen einzustellen, die so sind wie ich, sondern die die gleiche Einstellung zu Arbeit haben, Werte teilen und gemeinsam etwas erreichen wollen.
Am Ende sind wir alle gemeinsam verantwortlich, wie unser Alltag, unser Erfolg aussieht.
„Life’s not about expecting, hoping and wishing, it’s about doing, being and becoming.“ (Eleanor Roosevelt)
Über die Autorin
„Chancen zu verpassen ist schlimmer, als Fehler zu vermeiden.“ Dieses Leitmotiv ist für Mission Female Member Daniela Bojahr in ihrem Arbeitsalltag der Motor für Veränderung. Im EdTech-Startup Sdui trägt sie als Chief Revenue Officer dazu bei, Bildung zu transformieren. Sie führt die Customer & Revenue Abteilungen sowie das Online-Marketing auf internationaler Ebene.
Danielas Antreiber in den vergangenen 15 Jahren: digitale Geschäftsmodelle, die Arbeit mit tollen Teams und ein schnell wachsendes Umfeld. Dabei zählen Unternehmen wie Statista, Gruner & Jahr oder XING (New Work SE) zu ihren Stationen. Zudem sind ihr die Themen „Women in Sales“ und „female empowerment“ sehr wichtig. Als Mentorin und Speakerin trägt sie aktiv zum Diskurs bei und unterstützt andere Frauen.
Branche: Digitalisierung
Stadt: Hamburg
Mission Female GmbH
Mission Female bietet erfolgreichen Frauen ein exklusives Netzwerk von Vertrauen und Austausch auf Augenhöhe und stärkt sie aktiv bei ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung. Dabei engagiert sich das 2019 von Frederike Probert gegründete Business-Netzwerk aktiv für mehr Female Power in Wirtschaft, Gesellschaft, Medien, Kultur, Sport und Politik und vereint erfolgreiche Frauen branchenübergreifend auf höchster Ebene mit einem Ziel: Gemeinsam beruflich noch weiter voranzukommen. Immer persönlich, vertraulich und verbindlich ganz nach dem Motto #strongertogether.
https://www.missionfemale.com/