StartBusinessKarriereWarum du für eine Karriere nicht perfekt sein musst

Warum du für eine Karriere nicht perfekt sein musst

Wenn ich an meine ersten Karriereschritte denke, muss ich grinsen. Vorstellungsgespräche? Männer vor mir. Meetings? Männer neben mir! Gruppenfotos? Richtig: Männer um mich herum! Oh, du schöne, tolle Businesswelt – nicht. Und auch später begegneten mir vor allem Männer im Business-Kontext.

Frauen? Fehlanzeige! Für mich waren diese Erlebnisse jedenfalls eine Initialzündung und legten den Grundstein, 2019 Mission Female zu gründen. Was das ist? Ein Netzwerk für Frauen in Führungspositionen, die mehr wollen. Mehr Karriere, mehr Sichtbarkeit, mehr Diversität. Und das Beste daran: Ab sofort gibt’s hier bei Sheconomy regelmäßig Kolumnen von Mission Female Membern aus unserem Netzwerk. Female Empowerment? ON!

„Actions speak louder than words“, heißt einer der Sprüche, der groß und dick in meinem Journal steht. Aber auch: #strongertogether. Gibt es eine Quote, die besser zu Mission Female passen könnte? Für mich nicht! Wir treffen uns im Netzwerk bei fast 200 Events pro Jahr, tauschen uns aus, unterstützen uns. Ehrlich, vertraulich, verbindlich. Ein Umfeld, das ich mir so sehr gewünscht hätte, als ich Schritt für Schritt ins Top-Management aufgestiegen bin.

Denn: Mehr als 20 Jahre war ich als Technologie-Expertin in der digitalen Industrie tätig – mein Resümee: super tough und super männerdominiert. Und ziemlich einsam: Ich war fast immer die einzige Frau. Die, die herausstach. Die, die lauter sein musste als alle anderen. Und die, die definitiv auch an ihre Grenzen stieß. Um Tacheles an dieser Stelle zu reden: Partnerinnen in crime – damals von mir verzweifelt gesucht… Umso schöner, dass Mission Female da inzwischen Abhilfe schaffen kann und ein Umfeld auf Augenhöhe bietet.

Keine Frage: Die vergangenen Jahre haben uns vorangebracht. Digitalisierung, Diversity und Female Empowerment sind im Mainstream angekommen. Endlich. Doch das reicht mir noch nicht. In Sachen paritätischer Führungsetagen liegt Deutschland allein im EU-Vergleich weit abgeschlagen auf Platz 9 – von unten. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen lag 2016 bei 25 Prozent, heute stehen wir trotz Frauenquote nur bei 4,4 Prozent mehr.

Aber es gibt sie, die Frauen in Führungspositionen und an exponierter Stelle. In meinem neuen Buch „Erfolgreich statt perfekt: Wie Frauen wirklich Karriere machen“ sprechen über 40 Mission Female Frauen über das, was sie tun und bewirken. Spoiler: Auch bei ihnen läuft es nicht immer rund. Beispiele gefällig? Bitteschön!

Dagmar Wöhrl ist Unternehmerin und seit 2017 Investorin in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“. „Wenn ich an meine ersten Schritte als Unternehmerin denke, erinnere ich mich an den einen oder anderen Misserfolg. Damals, unmittelbar nach der Wiedervereinigung, wollte ich mit meinem Unternehmen expandieren und in einem anderen Bundesland aktiv werden. Der Erfolg blieb aus. Bei meiner selbstkritischen Analyse stellte ich fest, dass ich den Markt nicht richtig eingeschätzt hatte. Ein zweites Mal ist mir dieser Fehler nicht passiert.“ Aber: „Nur, wer Fehler im Leben macht, kann aus diesen Fehlern lernen und sich weiterentwickeln.“

Ein anderes Beispiel: Mirijam Trunk, Chief Crossmedia Officer RTL Deutschland, die sagt: „Gerade, wenn es um Themen wie Gehalt verhandeln geht, kommt immer wieder der Ratschlag: Überleg doch, wie ein Mann das machen würde. Das ist der absolut schlechteste Tipp ever.“ Sie rät: „Seid euch gerade am Anfang für keine Aufgabe zu schade. Um ein Netzwerk zu bilden, muss man auf andere Menschen zugehen können und authentisch sein – da hilft es, wenn man geerdet ist. Und auch in Führungsaufgaben gilt: Nur, wer selbst mit beiden Beinen auf dem Boden steht, kann stark vorangehen.“

Was du aus diesen Stories lernen kannst? Man muss nicht perfekt sein, um Erfolge zu verbuchen. Höher, schneller, weiter? Das wollen wir alle, aber hinfallen, grübeln, wütend sein und verzweifeln – das gehört dazu und ist auch erlaubt. Sofern du danach wieder aufstehst und weitermachst. Im besten Fall ehrlich und authentisch.

Mit einem Netzwerk wie Mission Female, das dir Rückenwind gibt und dich trägt. Und mit diesen Tipps und Tricks:

Hab Vertrauen

Mein Haus, mein Auto, mein Boot. Aka: Meine Idee, mein Pitch, mein Vertragsabschluss. Männer wie Thomas und Michael prahlen ja ganz gerne mit dem, was sie haben und können. Frauen dagegen stellen ihr Licht unter den Scheffel, weil sie nicht als arrogant wahrgenommen werden wollen. Übung für dich: Schreib eine Woche lang deine Erfolge auf – und du wirst sehen, wie gut du bist und dass du deinen männlichen Kollegen in nichts nachstehst. Und sollte Imposter wider Erwarten doch erneut neben dir stehen, stelle ich mich mit den Membern von Mission Female direkt dazu und sage dir: Du. Kannst.

Werde aktiv

Mit den drei goldenen W. Weiterbildungen, Workshops und Webinare bieten dir immer und jederzeit die Möglichkeit, dich fortzubilden und zu wachsen. Auch wir bei Mission Female bieten zahlreiche Events an, in denen Member über ihre Arbeit sprechen, und in denen sich Führungskräfte noch weiterqualifizieren können. Ich geb’s zu: Das kann anstrengend sein, vor allem, wenn man Weiterbildungen, Workshops und Webinare zu seinem Fulltime-Job unterbringen muss. Aber, wie sagt man? Es ruckelt manchmal, wenn das Leben in den nächsten Gang schaltet.

Sei unbequem

Auch wenn es nicht schön ist, gehört es zum Job dazu: schwierige Themen anzusprechen und Wahrheiten auszusprechen. Nur so schafft man es, sinnvolle Lösungen für Unternehmen zu finden. Was dabei nie fehlen darf: Ehrlicher und respektvoller Austausch – und die eigene Bereitschaft, auch mal Gegenwind zu bekommen.

„Frauen müssen berufliche Netzwerke strategisch für sich nutzen, sich gegenseitig stärken, unterstützen und sich auch konkret weiterempfehlen“, habe ich einmal in einem Interview gesagt. Und würde es immer wieder tun. Dass das nicht von jetzt auf gleich passiert, ist klar. Sicher ist aber: Ein gutes, verlässliches Netzwerk aufzubauen und zu pflegen, lohnt sich. Du kannst darauf zählen, wenn du es brauchst.

Extra-Tipp

Schau über den Tellerrand und vernetze dich nicht nur mit den Menschen, die dir am nächsten sind. Bedeutet konkret: Geh mit der Kollegin aus der Nachbar-Abteilung in die Kantine. Triff dich mit der Sparringspartnerin, die in einem anderen Unternehmen eine ähnliche Position bekleidet. Oder komm in unsere brandneue Mission Female Hub in Wien, wo wir seit Kurzem vor Ort sind, um die Karrieren unserer Member auf ein neues Level zu heben. Ich – nein wir – sind dabei – du auch?

Infos zur Mission Female Hub in Wien und zu meinem neuen Mission Female Buch „Erfolgreich statt perfekt: Wie Frauen wirklich Karriere machen“ (Erscheinungstermin: 23. Mai, FinanzBuch Verlag, ab 22 Euro) findest du auf www.missionfemale.com.


Über die Autorin

Frederike Probert ist Buchautorin, gefragte Speakerin und Gründerin und Geschäftsführerin von Mission Female. In den vergangenen 20 Jahren machte sie sich als erfolgreiche Unternehmerin in der digitalen Industrie und als Technologie-Expertin einen Namen. Ihr erklärtes Ziel ist es, Frauen in Wirtschaft, Medien und Politik zu stärken. Mit Mission Female bietet sie seit Anfang 2019 ein branchenübergreifendes Netzwerk für Top-Managerinnen und Fachexpertinnen, in dem der persönliche, vertrauliche und verbindliche Austausch im Fokus steht.

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