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Startup der Woche: Schrankerl

Das Wiener Startup Schrankerl räumte vor kurzem 200.000 Euro bei der Startup-Show 2 Minuten 2 Millionen ab. Mit SHEconomy hat die Gründerin Sara Mari darüber gesprochen, wie sie und ihr Co-Founder ihr nachhaltiges Businessmodell aufgebaut haben und wie das Unternehmen Food Waste mithilfe von Data Analytics in Zukunft noch stärker reduzieren möchte.

Seitdem immer mehr Leute wieder zumindest ein paar Tage pro Monat ins Büro gehen, kommt diese Situation wieder häufiger vor: der Magen knurrt, also geht man schnell zum Supermarkt um die Ecke und holt sich ein Weckerl oder gibt eine Sammelbestellung beim Asiaten auf. Für die Gründer*innen von Schrankerl ist das nicht der optimale Weg. „Ich habe schon viel zu viele Pausen damit verschwendet, nach Essen zu suchen“, so Stephan Haymerle in der Puls4-Sendung 2 Minuten 2 Millionen. Gesund sei das oft auch nicht, daher hat er gemeinsam mit Sara Mari das Startup Schrankerl gegründet. Firmen können sich den gebrandeten Kühlschrank in die Büroräume stellen und bekommen ihn jeden Tag mit frischen Speisen und Getränken angefüllt. Die Logistik läuft über das Startup selbst. Der Inhalt des Kühlschranks stammt von lokalen Partnern, darunter etwa Karma Food und Rita bringt’s. Mitarbeitende erhalten mittels Scan eines QR-Codes Zugriff auf die Speisen und können in einer App direkt bezahlen sowie nachsehen, was sich gerade im Schrankerl befindet.

Mit ihrem Produkt überzeugten Sara Mari und Stephan Haymerle vor Kurzem die Investor*innen der Fernsehshow 2 Minuten 2 Millionen. Die Investoren Felix Ohswald und Alexander Schütz stiegen mit jeweils 100.000 Euro ein. „Es war ein sehr spannendes Erlebnis, wir haben seitdem schon viele neue Anfragen von Unternehmen bekommen“, so Sara Mari. Insgesamt zählen die Gründer*innen derzeit über 40 Firmen zu ihren Kund*innen. Bis Ostern könnten es 50 werden und bis Ende des Jahres soll sich diese Zahl nochmal verdoppeln, sagt die gebürtige Italienerin. Sie und Haymerle lernten sich über Haymerles Bruder kennen, der ein Studienkollege von Mari an der Hochschule INSEAD in Frankreich war. Nachdem die beiden das Unternehmen Ende 2020 offiziell gegründet hatten, gingen sie im Jänner 2021 mit ihrer „innovativen Bürokantine“ auf den Markt.

Übrig gebliebene Speisen werden gespendet

Beim Aufbau ihres Businessmodells legten Mari und Haymerle ihren Fokus auf Nachhaltigkeit. „Wir versuchen den Waste gering zu halten, setzen auf kompostierbare beziehungsweise recyclebare Verpackung und optimieren unsere Lieferwege, sodass so wenig gefahren werden muss wie möglich. Dafür benutzen wir ein elektrisches Fahrzeug, bald kommt auch unser erstes Lastenrad zum Einsatz“, so Mari. Jene Lebensmittel, die nicht verzehrt werden, werden zudem an die Caritas oder die Frauenhäuser Wien gespendet. Um die Lebensmittelverschwendung in Zukunft noch drastischer einzuschränken, entwickelt Schrankerl derzeit gemeinsam mit der Technischen Universität  Wien eine App zum Meal-Demand-Forecasting. Mittels Datenanalyse und Machine Learning sollen die gelieferten Lebensmittel optimiert werden. Dabei sollen nicht nur die Vorlieben der Mitarbeiter*innen, sondern auch externe Faktoren wie Feiertage und das Wetter berücksichtigt werden.

Zu Beginn habe die Planung noch mit einem einfachen Excel Sheet funktioniert, erzählt Sara Mari. Doch aus anfänglich fünf Schrankerl wurden innerhalb eines Jahres 40. Um sich dem schnellen Wachstum anzupassen, mussten nicht nur die technischen, sondern auch die räumlichen Voraussetzungen geschaffen werden, erzählt die Strategieexpertin. „Begonnen haben wir in der Garage von Stephan“, erinnert sich die 32-Jährige lachend. Mittlerweile hat Schrankerl ein Office im dritten Wiener Gemeindebezirk, beschäftigt 16 Mitarbeiter*innen und entwickelt eigene Rezepte. Nun wollen sie expandieren: „Unser Hauptziel für 2022 ist, neben Wien und Niederösterreich auch in Linz und Graz tätig zu sein“, so Mari. Um dies zu bewältigen, ist das Startup auf der Suche nach Talenten in den Bereichen Sales und Logistik. Ein passendes Team sieht Mari als wichtigen Erfolgsfaktor: „Es ist uns wichtig Leute im Team zu haben, die sich genauso dahinter hängen wie wir“, sagt die Schrankerl-Gründerin.


Zur Person:

Sara Mari | © Schrankerl

Sara Mari ist 1990 in Modena, Italien, geboren. Im Alter von 18 Jahr zog sie nach Mailand, um an der Università Bocconi Betriebswirtschaft zu studieren. Im Laufe ihrer Studienzeit absolvierte sie zudem mehrere Auslandssemester und -praktika. Ihren MBA machte sie an der Wirtschaftshochschule INSEAD in Frankreich, wo sie den Bruder ihres heutigen Geschäftspartners, Stephan Haymerle, kennenlernte, der die beiden einander vorstellte. Aus privaten Gründen zog es die Italienerin vor vier Jahren nach Wien, wo sie zunächst als strategische Beraterin arbeitete. 2020 kündigte diesen Job, um sich mit Schrankerl selbstständig zu machen. Ein Weg, von dem sie hofft, dass ihn mehr Frauen einschlagen: „Bei Startup-Events fällt mir immer auf, dass es so viele Frauen mit tollen Ideen gibt. Ich wünsche mir, dass diese Ideen häufiger umgesetzt werden können.“

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