Ein gelungener Generationenwechsel in der Unternehmensführung ist mehr als nur die Übergabe eines Staffelstabs. Er erfordert strategische Planung, empathische Kommunikation und den Mut, loszulassen. Die Kür ist, diesen hochemotionalen und komplexen Prozess zu meistern und dabei sowohl Traditionen zu bewahren als auch Innovationen zu fördern.
Sobald das Scheinwerferlicht auf die Nachfolgerin oder den Nachfolger fällt, sollten Licht und Ton möglichst perfekt justiert sein. Das bedeutet für Familienunternehmen, den Generationenwechsel lange im Voraus zu planen und behutsam umzusetzen.
Das Drehbuch schreiben: Frühzeitig die Weichen stellen
Eine erfolgreiche Übergabe beginnt weit vor dem eigentlichen Wechsel. Oftmals beginnen Unternehmerinnen und Unternehmer bereits fünf bis zehn Jahre im Voraus mit der Planung. Dieses vorausschauende Vorgehen ist essenziell, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten. Es gibt für mich daher kein ‚zu früh‘, aber je später man sich mit dem Generationenwechsel beschäftigt, desto aufwendiger wird der Prozess. Frühzeitige Planung ermöglicht es, alle Aspekte gründlich durchzudenken und optimal zu gestalten.
Der Wechsel an der Unternehmensspitze ist nicht nur ein organisatorischer Akt, sondern auch ein emotionaler. Für viele Gründerinnen und Gründer ist das Loslassen eine der größten Hürden. Es geht darum, der Nachfolgerin oder dem Nachfolger die Bühne vollständig zu überlassen und Vertrauen in deren Fähigkeiten zu haben. In meinen Augen ist es entscheidend, dass die übergebende Generation bereit ist, in den Hintergrund zu treten und nur bei Bedarf beratend tätig zu sein. Dafür gilt es, das Momentum zu finden und das notwendige Vertrauen entgegenzubringen: Jetzt stehen die Jungen im Rampenlicht, jetzt bist du dran. Für mich der Schlüssel für einen erfolgreichen Generationswechsel.
Timing und Unterstützung: Schlüssel zum Erfolg
Der ideale Zeitpunkt für Veränderungen und neue Konzepte ist während der Übergabe. Diese Phase bietet die perfekte Gelegenheit, im Flow und ohne Unruhe zu stiften, gezielt neue Schwerpunkte zu setzen und Innovationen einzuflechten. Dabei hilft es, sich rechtzeitig Unterstützung zu holen, um den Kopf für die strategischen und operativen Herausforderungen frei zu haben.
Die neue Generation trägt eine immense Verantwortung. Sie muss das Unternehmen in eine sich ständig verändernde Welt führen, geprägt von Wirtschaftskrisen und technologischen Entwicklungen. Dieser Druck kann überwältigend sein und ist oft der Grund, warum Nachfolger*innen zögern, ihr Erbe anzutreten. Zuletzt haben in Deutschland laut einer Umfrage des Münchner ifo-Instituts und der Stiftung Familienunternehmen nur 34 Prozent einen familieninternen Wechsel der Geschäftsführung geschafft. Eine strukturierte Unterstützung durch erfahrene Sparringspartner kann hier den entscheidenden Unterschied machen.
Tradition und Innovation: Der Balanceakt der neuen Generation
Das Unternehmen in die Zukunft zu führen, ohne es zu überfordern, ist die Königsdisziplin. Das Fundament und die Unternehmensstrategie gehören auf den Prüfstand – aber mit Taktgefühl und Augenmaß. Immerhin sollen Mitarbeitende, Kund*innen oder Partner*innen nicht überfrachtet werden. Für die Next Gens eine große Aufgabe: Sie müssen Traditionen bewahren und gleichzeitig Raum für Innovationen schaffen.
In einem aktuellen Artikel des Manager Magazin werden einige Unternehmensnachfolger*innen beleuchtet. Ein erfolgreiches Beispiel in dem Artikel ist Lara Kufferath, CDTO & zukünftige CEO der GKD Group. Sie meistert den Spagat und zeigt, wie wichtig es ist, bestehende Strukturen zu respektieren, aber auch mutige neue Wege zu gehen. Auch vor ihrem Eintritt als CDTO war GKD erfolgreich, aber aus Sicht von Kufferath nicht auf dem modernsten Stand. Mit neuen Konzepten und frischen Ideen hat sie die Firma modernisiert. Nach anfänglicher Skepsis hat sie letztendlich auch die Unterstützung der ‚alten‘ Garde gewonnen.
Es bedarf strategischer Weitsicht, emotionaler Intelligenz und der Fähigkeit, sowohl Traditionen zu respektieren als auch Raum für Innovationen zu schaffen, wenn man den vielschichtigen Prozess des Generationswechsels erfolgreich meistern will. Mit einer sorgfältigen Planung und der richtigen Unterstützung kann dieser Wechsel jedoch souverän gelingen und das Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft führen, wie auch anhand des Beispiels von GKD ersichtlich wird.
Der souveräne Bühnenwechsel: Mehr als eine Staffelübergabe
Mit dem richtigen Timing, einer klugen Kommunikationsstrategie und externer Expertise lässt sich der Generationenwechsel souverän inszenieren. Denn am Ende soll die Show für Mitarbeitende, Kunde*innen und Partner*innen nahtlos weitergehen – nur mit neuen Hauptdarsteller*innen auf der Bühne. Um in der heißen Phase den gewünschten Erfolg zu erreichen, ist ein durchdachter Plan eine wichtige Grundlage und das Fundament eines jeden erfolgreichen Generationenwechsels.
Wir bei Goldstück begleiten Familienunternehmen in einem Vier-Phasen-Modell durch diesen Prozess. Wir beginnen circa ein Jahr vor der Übergabe mit der intensiven Projektphase ‚Generationenwechsel‘ und erstellen einen maßgeschneiderten Fahrplan. Dieser umfasst eine Status-Quo-Erhebung, die Entwicklung eines Konzepts, die kontinuierliche Begleitung während der Übergangszeit sowie die Erfolgskontrolle und kontinuierliche Optimierung.
Zur Autorin:
Andrea Hartmair verbrachte 15 Jahre in Familienunternehmen, zuletzt als Chief Communications Officer. Seit Anfang 2021 ist die Marketing- und Kommunikationsexpertin selbständig mit ihrer eigenen Boutique-Beratung Goldstück. Nicht zuletzt als Initiatorin ihres Blogs Manager Mama liegt ihr Schwerpunkt schon seit vielen Jahren auf Frauen und deren Karrieren sowie Sichtbarkeit. Mehr dazu lest ihr auch im sheconomy-Interview und im ersten Teil der Serie Leidenschaft als Erfolgstreiber in Familienunternehmen.