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Shades of Leadership: Eva Preiß-Wehr

Eva Preiß-Wehr ist Leiterin Personal für die Rhodius Erwerbs GmbH in Weißenburg, die Drahtgestrickelemente, Rohrumformungen sowie Präzisionskomponenten für die Automobilindustrie, Umwelt- und Verfahrenstechnik herstellt. Das Unternehmen beschäftigt an vier Standorten in Deutschland sowie Ungarn und China insgesamt ca. 450 Mitarbeitende. Eva kam 2017 ins Unternehmen und übernahm dort die Personalleitung. Sie ist Mutter eines Kindes.

Was bedeutet Führen für dich?

Führung ist für mich die Kunst mit einem klaren Blick für den Menschen, Leitlinien und Sicherheit zu geben um Mitarbeitenden zu ihrer vollen Kompetenz und Leistungsfähigkeit zu verhelfen.

Was unterscheidet dich von anderen Führungskräften?

Ich glaube nicht, dass ich mich groß von anderen Führungspersönlichkeiten unterscheide. Sicherlich hilft es mir, mich in verschiedene Situationen hineinzuversetzen, dass ich sowohl das Schul- also auch das Berufsleben in den verschiedensten Facetten kennengelernt habe. Von der mittleren Reife über eine Ausbildung zum Fachabitur, danach noch die fachgebundene Hochschulreife und ein Studium. Zusätzlich habe ich das Personalwesen von der Pike auf gelernt. Nach verschiedenen Werkstudenten Stellen im HR bin ich zunächst als Assistentin gestartet und habe somit ein gutes Verständnis für die tägliche Arbeit bekommen. Dort habe ich mir auch einen guten Überblick über das Zusammenspiel von menschlichen Charakteren und deren unterschiedlichen sozialen Kompetenzen erarbeitet. Darüber hinaus unterstützt mich meine Erfahrungen aus unterschiedlichen Branchen (Fashion, Brand, Automotive) den Aufbau einer Organisation zu verstehen und darauf die Bedürfnisse, sowohl für die Arbeitnehmerseite als aus Arbeitgeberseite zu erkennen. Und meine Tochter ist der beste Coach, den ich mir vorstellen kann. Sie ist zwei Jahre alt, stur und sehr klar in ihrer Meinung. Immer wieder hält sie mir den Spiegel meines Verhaltens vor und zeigt mir Grenzen und Widersprüche auf. Sie hat mir Geduld beigebracht und ein Fehlermanagement, das ich versuche, auch bei meinem Mitarbeitenden umzusetzen. Ich denke, die Vielzahl an Einflussfaktoren macht mich im Speziellen aus.

Was war deine größte Führungsherausforderung und wie hast du sie gelöst?

Die größte Führungsherausforderung ist der derzeitige kulturelle Change Prozess in unserem Unternehmen. Hierbei merke ich immer wieder wie ich an meine Grenzen komme. Ich habe gute Tools in meinem Methodenkoffer. Die anzuwenden und mich nicht von dem Sog der eigentlichen ungewünschten Kultur einnehmen zu lassen, ist eine Herausforderung. Für mich ist es gerade in einem Change Prozess wichtig, stetig an den Themen zu arbeiten und sich nicht von Rückschlägen entmutigen zu lassen. Das an alle Mitarbeitenden zu vermitteln, sehe ich derzeit als größte Herausforderung. Sich auf Veränderung einzulassen fällt mir leicht, aber Gewohnheiten zu ändern ist eine wirkliche Challenge. Ich bin überzeugt das es keine „Lösungen“ für Führungsherausforderungen gibt. Als Führungskraft hat man die Verantwortung mit gutem Beispiel voran zu gehen, seine Mitarbeitenden anzuleiten und den Rückhalt zu geben sich Dinge auch zu trauen. Es ist immer ein Prozess, in dem man nur durch Selbstreflexion zu einem guten Ergebnis kommt.

Was oder wer hat dich auf deinem Weg als Führungskraft besonders geprägt?

Besonders geprägt haben mich leider schlechte Beispiele. Führungspersönlichkeiten, die ich selbst oder in meiner HR-Funktion erlebt habe. Ich habe emotionale Ausbrüche und narzistisches Führen gesehen und erlebt und dabei immer wieder einen Gedanken gehabt: Wenn ich mal die Verantwortung für Mitarbeitende übernehme, dann will ich diese wahrnehmen und mir der Verantwortung, die ich habe, bewusst sein. Ich denke, aus jeder Situation kann man etwas Wertvolles für sich ziehen. Auch die erlebten schlechten Beispiele haben mir geholfen, mich in meiner Rolle zu definieren. Und der kleine Prinz ist ein Buch das einem auch immer wieder Ratschläge für den Alltag gibt ?

Wenn es diesen einen Rat gäbe, was eine gute Führungskraft und gute Führung ausmacht, welcher wäre es für dich?

Für mich macht eine gute Führungskraft vor allem Konsequenz, Klarheit und Vertrauen aus. Es ist leichter jemanden zu folgen, auf dessen Verhalten man sich einstellen kann. Klarheit in der Richtung, die als Team eingeschlagen werden soll, motiviert dabei alle Mitarbeitenden, sich dem Weg anzuschließen. Vertrauen auf das Können der Mitarbeitenden wiederum hilft sie zu entwickeln und gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Eine gute Führung ist für mich situativ und personenbezogen. Dies steht für mich nicht im Widerspruch mit den genannten Eigenschaften. Trotz Konsequenz ist es wichtig auf den Menschen einzugehen. Die persönlichen Bedürfnisse der Mitarbeitenden müssen genug Raum auch im Berufsleben bekommen. Loyalität entsteht, weil sich Mitarbeitende gesehen und verstanden fühlen sowie situativ entlastet und gefördert werden. Natürlich gilt es Ziele zu erreichen, doch mit loyalen Mitarbeitenden, die vertrauen, ist dies in der Regel deutlich einfacher.


Nicole Bastien ist Coach, Leadership Visionary und Autorin, die mit der Reihe Shades of Leadership menschliches Führungshandeln und herausragende Führungspersonen aufspürt.

Mehr zu Nicole Bastien:

www.nicolebastien.com

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