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Öfter mal was Neues

Not macht erfinderisch. Und was noch? sheconomy-Expertin Antonia Wemer gibt 10 Tipps, wie man innovativer werden kann.

1. Lassen Sie Fehler zu

Die Entdeckung des ersten Antibiotikums begann mit einer verschimmelten Bakterienkultur. Die Mikrowelle wurde erfunden, weil dem Entwickler eines Magnetrons ein Schokoriegel in der Hosentasche schmolz. Und wenn der elfjährige Amerikaner Frank Epperson nicht seine Limonade samt Löffel bei Minustemperaturen auf der Veranda vergessen hätte, gäbe heute vielleicht kein Eis am Stiel. Viele Errungenschaften, auf die heute niemand mehr verzichten will, entstanden nicht durch Perfektion, sondern durch Missgeschicke. Trial and Error ist daher durchaus eine Devise, mit der man Innovationen fördert.

Lösen Sie sich von der Vorstellung, alles richtig machen zu müssen – und probieren Sie ganz bewusst Dinge aus, von denen Sie nicht wirklich sicher sind, ob Sie funktionieren werden.

Lösen Sie sich von der Vorstellung, alles richtig machen zu müssen – und probieren Sie ganz bewusst Dinge aus, von denen Sie nicht wirklich sicher sind, ob Sie funktionieren werden. Schon allein das Mindset, das dadurch entsteht, lässt in Ihrem Kopf neue Gedankentüren aufgehen. Allerdings sollten Sie darauf achten, finanzielle Verluste zu vermeiden. Ordnen Sie risikoreichen Versuchen daher Kapital zu, das nicht zwingend gebraucht wird. So wird eine bereits abgeschriebene Summe als Chance für die Zukunft genutzt.

2. Schaffen Sie Raum für Neues

Feste Strukturen, straffe Hierarchien und strikte Workflows sind nicht der Boden, auf dem Innovationen wachsen. Versuchen Sie, aus organisatorischen Korsetten auszubrechen – und beginnen Sie dabei mit ganz simplen Veränderungen. Verlegen Sie die Montagssitzung einmal auf den Mittwoch, arbeiten Sie ein paar Stunden lang nicht im Büro, sondern mit dem Laptop im Kaffeehaus, ermöglichen Sie Mitarbeiter:innen Home Office und variable Arbeitszeiten, laden Sie spontan Ihr Team zu einer gemeinsamen Exkursion sein.

Und regen Sie die Bildung von Projektgruppen an, die nur für die Dauer eines Projektes zusammenkommen und danach wieder aufgelöst werden. Sie sind eine gute Alternative zu Abteilungen, die über lange Zeiträume bestehen, weil Teammitglieder, die sich oft auf neue Situationen einstellen, automatisch offen für Neues bleiben. Und: Sie bieten die Möglichkeit für den Aufbau flexibler Hierarchien.

3. Formulieren Sie nicht zu konkret

Egal, ob Sie Mitarbeiter:innen oder Geschäftspartner:innen, Lieferant:innen oder Dienstleister:innen dazu anregen wollen, ihre grauen Zellen in Aktion zu versetzen – geben Sie nur so viele Vorgaben, wie unbedingt nötig, und verfangen Sie sich nicht in Details. Je mehr Spielraum Sie für das Finden neuer Ideen zulassen, desto weiter ist das Feld, in dem sie gefunden werden können.

Je mehr Spielraum Sie für das Finden neuer Ideen zulassen, desto weiter ist das Feld, in dem sie gefunden werden können.

Geben Sie einen Überblick über die Problemstellung, vermitteln Sie Einblicke in alle relevanten Punkte und fordern Sie dazu auf, bei Unklarheiten Fragen zu stellen. Das motiviert zum Dialog und in weiterer Folge zu Brainstormings, aus denen spannende Dinge entstehen können.

4. Fördern Sie Widerspruch

Menschen, die einem immer nur recht geben, motivieren nicht dazu, die eigenen Denkweisen zu hinterfragen. Das ist aber nötig, um kreative Gedanken entstehen zu lassen. Umgeben Sie sich nicht nur mit Ja-Sager:innen, sondern auch mit unbequemen Leuten, die nervige Fragen stellen – und lassen Sie sich auf Diskussionen mit Kolleg:innen und Mitarbeiter:innen ein.

Dadurch zeigen Sie, dass Sie ein offenes Ohr für Vorschläge haben, auch wenn Sie vielleicht nicht alle davon umsetzen. Liefert jemand häufig unkonventionelle Ideen, sollten Sie sie oder ihn dafür belohnen und nicht belächeln oder gar unter Beschuss nehmen. Je mehr Einfälle entstehen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch lohnenswerte dabei sind.

5. Denken Sie nicht nur über neue Produkte nach

Ein weit verbreiteter Irrglaube besteht darin, dass viele meinen, man wäre nur innovativ, wenn man sein Sortiment erweitert. In Wirklichkeit bieten Unternehmen, die erfinderisch und erfolgreich sind, häufig statt neuer Waren zusätzliche Serviceleistungen an oder entwickeln ihre Geschäftsmodelle weiter.

Hat man beispielsweise ein innovatives Produkt lanciert, und die Konkurrenz beginnt, mit ähnlichen Erzeugnissen nachzuziehen, kann es sinnvoll sein, auf Verfahrensinnovationen zu setzen: Die Ware bleibt dieselbe, aber der Herstellungsprozess wird verbessert – und man kann sie günstiger anbieten. Aber auch Organisationsneuerungen, mit denen man die Lieferung beschleunigt, oder Strategien, mit denen man etwa für ein technisches Produkt neue Vernetzungsmöglichkeiten schafft, die dessen Nutzung verändern, sind eine reizvolle Option.

6. Blicken Sie über den Tellerrand

Wer immer nur mit denselben Leuten die gleichen Probleme bespricht, kommt selten auf neue Lösungen. Erweitern Sie Ihre Netzwerke, dann weitet sich Ihr Horizont. Auch Reisen und Weiterbildungen sorgen für frische Impulse, aus denen Innovationen entstehen können. Und natürlich spielt Diversität in Teams eine große Rolle: Je mehr unterschiedliche Inputs zu einem Thema kommen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Lösung entsteht, die noch nie zuvor dagewesen ist.

Erweitern Sie Ihre Netzwerke, dann weitet sich Ihr Horizont.

7. Warten Sie auf den richtigen Moment

Geistesblitze mögen als plötzliche Blitze wahrgenommen werden, in Wirklichkeit sind sie das Ergebnis langer Gärungsprozesse. Man kann ihre Entstehung zwar fördern, aber nicht erzwingen. Und auch der Zeitpunkt, wann eine Innovation reif ist, lässt sich nicht durch Druck beeinflussen.

Vermeiden Sie daher zu knappe Deadlines und lassen Sie sich – und Ihren Mitarbeiter:innen – mit der Ideenfindung Zeit. Kreativität entsteht nicht durch Stress und Konkurrenzdruck, sondern durch Langeweile und Vertrauen. Überschätzt sind übrigens Prämien, die für innovative Ideen ausbezahlt werden: Geld spielt bei kreativen Prozessen zumeist eine untergeordnete Rolle.

8. Arbeiten Sie mit Innovationstechniken

Auch wenn man der Kreativität immer wieder freien Lauf lassen sollte, ein bisschen nachhelfen darf man schon. Schließlich gibt es Methoden, mit denen man gezielt auf Innovationen zusteuern kann – anstatt nur darauf zu hoffen, dass jemandem zufällig etwas einfällt.

Eine davon ist der „Design Thinking“-Prozess, der laut der internationalen Design- und Innovationsberatung IDEO in sechs Schritten abläuft: 1. Frame a Question. Finden Sie eine treibende Frage, die andere dazu inspiriert, nach kreativen Lösungen zu suchen. 2. Gather Inspiration. Inspirieren Sie zum Denken von Neuem, indem Sie herausfinden, was Menschen brauchen. 3. Generate Ideas: Lassen Sie offensichtliche Lösungen hinter sich, um zu bahnbrechenden Ideen zu gelangen. 4. Make Ideas Tangible. Erstellen Sie grobe Prototypen, um zu begreifen, wie Sie Ideen verbessern können. 5. Test to Learn. Verfeinern Sie Ideen, indem Sie Feedback sammeln und vorwärts experimentieren. 6. Share the Story. Erstellen Sie eine menschliche Geschichte, um andere zum Handeln anzuregen.

9. Wagen Sie den Sprung ins kalte Wasser

Aus der kurzfristigen, betriebswirtschaftlichen Perspektive stellt eine Innovation ein finanzielles Risiko dar. Schließlich ist schwer abzuschätzen, wie neue Technologien, Produkte oder Dienstleitungen beim Kunden/der Kundin ankommen – und ob sich die Investition lohnen wird. Je ungewöhnlicher die Idee, desto höher ist die Gefahr, Verluste einzufahren. Deshalb investieren Unternehmen gerne in Altbewährtes.

Der beste Zeitpunkt, um innovativ zu werden, ist jetzt.

Nur: Diese Methode reicht nicht aus, um auf Dauer konkurrenzfähig zu bleiben. Langfristig gesehen kann der Verzicht auf Innovationen also teurer kommen als das Wagnis, etwas Neues zu versuchen. Aber wie schafft man es, seine Angst vor dem Risiko zu überwinden? Am besten, indem man sich klar macht, dass es keinen Sinn hat, Dinge aufzuschieben, die ohnehin getan werden müssen. Der beste Zeitpunkt, um innovativ zu werden, ist jetzt. Das Wasser wird schließlich nicht wärmer, wenn man länger wartet.

10. Feiern Sie Neues

Wer in seinem Unternehmen oder in seinem Ressort eine dauerhafte Innovationskultur etablieren will, muss dem Thema deutliches Gewicht und ein positives Image verleihen. Eine Möglichkeit besteht darin, einen Innovationspreis zu verleihen – der im Idealfall dazu designt, weitere kreative Prozesse zu fördern.

Der Preis kann aus einer Woche Freizeit, einer Reise, einem Fortbildungskurs oder einem Budget für die Umsetzung von kreativen Ideen bestehen. Aber selbst, wenn es keinen Pokal gibt, lohnt es sich, das Neue mit einer kleinen Feier zu begrüßen. Auf diese Weise sehen alle im Team, dass Innovation im Unternehmen einen hohen Wert hat. Und dass kreatives Denken nicht nur erwünscht ist, sondern sogar geehrt wird!

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