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New Work: „Arbeit lässt sich gestalten“

Wo steht das so genannte Neue Arbeiten und welche Methoden gibt es, um im Job mental gesund und erfüllt zu bleiben? Darum ging es bei der "CoCreationExpo". Ein Instrument für mehr Wohlbefinden im Beruf ist das so genannte "Job Crafting".

Mentale Gesundheit rückt bei Unternehmen immer mehr in den Fokus, denn aktuelle Untersuchungen von Krankenkassen zeigen: Immer mehr Beschäftigte werden arbeitsunfähig aufgrund von Depressionen – diese Zahl hat sich seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt. Eng mit der Diagnose Depressionen verbunden ist das Burnout-Syndrom mit totaler körperlicher und geistiger Erschöpfung. Laut AOK hat sich die Zahl der Burnout-Diagnosen in den letzten zehn Jahren mehr als vervierfacht. In der Forschung wird Burnout immer wieder mit einer hohen Belastung in Arbeit und Privatleben in Verbindung gebracht.

Bei der vierten „CoCreationExpo“ der Nürnberger Beratung für neues Denken und Arbeiten BlackBloxOpen, zeigten Experten und Forscherinnen Methoden und Wege auf, wie Beschäftigte und Organisationen für mehr Wohlbefinden sorgen können. Der Schlüssel sind gut gestaltete Arbeitsbedingungen, so der Tenor der Speaker. „Dazu zählen beispielsweise Umgebungen und Räume, die perfekt unterstützen“, weiß etwa Sabine Sauber, Geschäftsführerin und Mitgründerin des New Work Campus „Neue Höfe“. Vor allem aber müsse die Frage beantwortet werden: „Was brauchen Menschen, damit sie ihren Job gut machen können?“

„Wenn Job-Crafting funktioniert, sinkt die Burnout-Gefahr“

Eine Methode dafür ist das so genannte „Job Crafting“. Colin Roth, Geschäftsführer von BlackBoxOpen ermutigte in seiner Keynote: „Alle können das tun.“ Job Crafting ist ein Konzept aus der Organisationspsychologie, das dabei helfen kann, die Arbeit nach individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten anzupassen und Unzufriedenheit, Hemmungen, Fehlern und mangelnder Motivation vorzubeugen – häufig Kernthemen, wenn es um Burnout geht. Verändern lassen sich beispielsweise Aufgabenbereiche, Arbeitsbeziehungen oder auch die Wahrnehmung der eigenen Tätigkeiten. „Wenn Job Crafting funktioniert, dann steigen Work Engagement und Job-Zufriedenheit und die Gefahr von Burnouts sinkt“, weiß Evangelia Demerouti, Professorin an der TU/e Eindhoven University of Technology. Über Interviews, Workshops und regelmäßige Reflektionen lasse sich Arbeit neu bewerten oder neu strukturieren, zeigte Demerouti. Die Expertin hat in Untersuchungen herausgefunden, dass eine reine Reduzierung der Tätigkeiten dabei nicht unbedingt zu mehr Wohlbefinden führt. Vielmehr gehe es um mehr Effizienz, mehr Motivation und mehr Erfüllung, so die Wissenschaftlerin, die zu den renommiertesten Arbeitspsychologinnen in Europa zählt. „Beschäftigte bleiben gesund und arbeiten effektiv und adaptiv, wenn sie Strategien anwenden, die ihnen helfen, Anforderungen und Ressourcen zu regulieren – intern und extern.“ Konkret könnten Ressourcen etwa in höherem Support, besserem Feedback, aber auch in erfüllenden Hobbies im Privatleben liegen.

„Führung ist Care-Arbeit“

Dass sich Arbeit gestalten lässt, davon ist auch Christiane Stempel, Forscherin u.a. an der Fernuni Hagen und Beraterin bei EVAO (Evidenzbasierte Arbeitsgestaltung und Organisationsentwicklung) überzeugt. Gerade Führungskräften komme hier eine zentrale Rolle zu. „Führung ist Care Arbeit, das wird in Unternehmen häufig unterschätzt, darauf werden die Leute aber kaum vorbereitet“, beobachtet Stempel. Viele Betriebe achten nicht darauf, ob Menschen auch tatsächlich führen wollen, Karrierewege führen jedoch meist nur in diese Richtung. „Stattdessen sollten auch Fachkarrieren mehr gefördert werden“, so Christiane Stempel im Rahmen des Live-Podcasts „New Work meets Science“.

Sie warnte zudem davor, zu viele Change-Projekte anzustoßen. „Die Menschen sind veränderungsmüde“, weiß Stempel. Der Grund dafür liege in zu vielen nicht aufeinander abgestimmten Prozessen und zu wenig Zeit sowie zu wenigen Ressourcen. „Auch für Arbeitsgestaltungskompetenzen müssen die Leute befähigt werden, es ist ein Weg der kleinen Schritte“, betonte Stempel. Wichtig sei es außerdem, in allen Ebenen der Unternehmen mit der Arbeitsgestaltung anzusetzen um so mögliche Gräben zwischen Hierarchie-Ebenen oder Tätigkeitsfeldern zu vermeiden. „Unternehmen sollten die Beschäftigten in die Zielfindung einbinden und Neues nicht einfach überstülpen.“

Colin Roth von BlackBoxOpen appellierte, dass im Sinne von New Work diese Gestaltung eben nicht nur von den Führungskräften ausgehen müsse. „Es braucht auch Angestellte, die proaktiv sind und im Sinne von Intrapreneurship denken und handeln.“


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