Die Vereinbarkeit von Familienplanung und Karriere ist eine der zentralen Herausforderungen, mit denen sich Arbeitgeber und Mitarbeitende konfrontiert sehen. Eine neue Studie des Employee Benefits-Spezialisten für Female Experience Management, peaches Consulting und Benefits, zeigt eindrucksvoll, wie tiefgreifend der Kinderwunsch das Berufsleben beeinflusst – und liefert damit wichtige Argumente für Unternehmen, um aktiv zu werden.
Der Kinderwunsch: Ein unterschätzter Faktor im Berufsalltag
Die größte deutschsprachige Studie zum Thema „Kinderwunsch & Berufsalltag“ offenbart, dass der Wunsch nach Kindern weitreichende Auswirkungen auf die Arbeitswelt hat. Fast zwei Drittel der befragten Frauen unter 30 geben an, dass ihr Kinderwunsch sie im Job beeinflusst. Bei Frauen Mitte/Ende 30 sind es sogar 74 %. Die Folgen sind vielfältig: von gesteigertem Stress über häufigere Fehlzeiten bis hin zu finanziellen Sorgen. Besonders alarmierend ist, dass ein Großteil der Befragten (85 %) über einen Jobwechsel nachdenkt, sollte ihr Arbeitgeber keine Unterstützung bieten. Damit ist Familienfreundlichkeit kein nice-to-have, sondern wird zu einem wichtigen ökonomischen Faktor.
Als Geschäftsführerin von peaches sage ich unseren Klient*innen: „Es ergibt keinen Sinn, tolle Frauen einzustellen und sie dann wegen fehlender Vereinbarkeit wieder ziehen zu lassen.“ Die Botschaft ist klar: Unternehmen müssen umdenken. Es reicht nicht, Frauen für die Belegschaft zu gewinnen, sie müssen auch gehalten werden, insbesondere vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels.
Fluktuationspunkte als Wendepunkte im Karriereweg von Frauen
Die berufliche Laufbahn von Frauen ist erfahrungsgemäß durch spezifische Fluktuationspunkte geprägt. Von der ersten Überlegung zur Familienplanung bis hin zu den Wechseljahren können diese Momente entscheidend dafür sein, ob Frauen in einem Unternehmen bleiben oder ihre Karriere woanders fortsetzen.
Erste Überlegungen und Kinderwunsch
Die Phase der Familienplanung und der Umgang mit unerfüllten Kinderwünschen stellen kritische Punkte dar, die bisher am Arbeitgeber vorbeigehen. Hier können Family Building- und Fertility Benefits entscheidend dazu beitragen, talentierte Mitarbeiterinnen im Unternehmen zu halten. Die peaches-Studie konnte hier klar zeigen, dass 86 % der Frauen sich sogar wünschen, dass ihr Arbeitgeber sie im Hinblick wichtiger Lebensphasen wie Kinderwunsch und Schwangerschaft sie unterstützt, insbesondere finanziell.
“Beruflich ist man nur erfolgreich, wenn man privat glücklich ist. Familie und Karriere sind untrennbar in unserer heutigen Zeit.“
Fehlgeburt und Schwangerschaft
Die Erfahrungen einer Fehlgeburt oder die Ankündigung einer Schwangerschaft können für Frauen im Beruf zu herausfordernden Situationen führen. Durch Family Building Benefits erhalten betroffene Frauen die notwendige Unterstützung von Hebammen, Ärzt*innen und wichtigen weiteren Expert*innen. Gerade hier können Unternehmen sich emotional zeigen, indem sie über den Rundum Service, die Familie wertschätzen und gerade in schweren Zeiten, wie nach einer Fehlgeburt, den richtigen Umgang erlernen. Für Unternehmen geht es vielmehr darum, in dieser Zeit und später in der Elternzeit einen intensiven Kontakt aufrecht zu erhalten, denn aktuell kündigt bis zu jede dritte Frau in der Elternzeit.
Elternzeit und Wiedereinstieg
Die Elternzeit und die Art und Weise der Wiedereingliederungen ist eine weitere wichtige Phase im Leben einer Frau. Ein umfassendes Angebot von Benefits zeigt, dass ein Unternehmen auch in diesen Lebensabschnitten verlässlich zur Seite steht und durch flexible Arbeitsmodelle Eltern maximal unterstützt, frei nach dem Motto: „Ermögliche deinen Beschäftigten, Herausragendes zu leisten, indem du sie dabei unterstützt, Kind und Karriere lebbar zu machen.“ Unbedingt empfehlenswert ist zudem, sich mit Rolemodels innerhalb der Organisation zu identifizieren und diese in die Sichtbarkeit zu heben.
Vereinbarkeit und Karrierechancen
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sowie die Sicherstellung gleichwertiger Karrierechancen sollten zentrale Elemente der Unternehmenskultur sein. Hierfür ist es erforderlich, regelmäßig die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen zu evaluieren und die angebotenen Maßnahmen entsprechend anzupassen. Dies umfasst nicht nur Unterstützungsangebote für Eltern und alleinerziehenden Frauen, sondern auch Mentoring-Programme, Weiterbildungsmöglichkeiten und klare Karrierepfade, die Frauen ermutigen und befähigen, Führungspositionen anzustreben.
Die Studienergebnisse liefern klare Argumente für die Einführung von unterstützenden Maßnahmen:
- Organisatorische Unterstützung: Flexiblere Arbeitszeiten, Homeoffice-Möglichkeiten und spezielle Regelungen für schwangere Mitarbeiterinnen oder solche mit Kinderwunsch.
- Finanzielle Unterstützung: Übernahme von Kosten für allgemeine Unterstützung (bspw. Hebammensprechstunden oder Austausch mit Stillberaterinnen), aber eben auch für medizinische Behandlungen, wie künstliche Befruchtung, oder Angebote wie Social Freezing, da nicht alles von Krankenkassen übernommen wird.
- Emotionale Unterstützung: Coaching-Angebote, Ausbildung von Führungskräften in Sozialkompetenz und Empathie sowie kleine Aufmerksamkeiten, die Wertschätzung zeigen.
Diese Maßnahmen sind nicht nur Ausdruck von Wertschätzung und Verständnis gegenüber den Mitarbeitenden, sondern sie wirken sich auch positiv auf das Unternehmen aus. Fast alle Befragten (98 %) sehen in der Familienfreundlichkeit einen Grund, bei ihrem Arbeitgeber zu bleiben.
Wechseljahre, das Ende der weiblichen Fruchtbarkeit
Die Wechseljahre sind ein weiterer wichtiger Lebensabschnitt, der spezifische Herausforderungen für Frauen am Arbeitsplatz mit sich bringt. Symptome wie Hitzewallungen, Erschöpfungszuständen, Schlafstörungen oder Konzentrationsschwierigkeiten bis hin zu Depressionen können die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen.
Unternehmen, die sich dieser Phase bewusst sind und Unterstützung anbieten, können die Lebensqualität ihrer Mitarbeiterinnen erheblich verbessern. Dazu gehören beispielsweise flexible Arbeitszeiten, Zugang zu (medizinischer) Beratung und ein offenes Gesprächsklima, das es Frauen erleichtert, über ihre Bedürfnisse zu sprechen.
Und diese Herausforderung wird weiter anwachsen: Wir wissen heute bereits, dass aufgrund des demographischen Wandels 2030 ein Viertel der weiblichen Mitarbeitenden in den Wechseljahren sein wird.
Der Nutzen für die Unternehmen?
Abgesehen von der offensichtlichen menschlichen Komponente, zeigen die Studienergebnisse handfeste ökonomische Vorteile für Unternehmen auf:
- Erhöhung der Mitarbeiterbindung: Die Loyalität der Angestellten steigt, was die Fluktuation reduziert.
- Steigerung der Produktivität: Zufriedene und ausgeglichene Mitarbeiter sind produktiver.
- Attraktivität als Arbeitgeber: Insbesondere für junge Talente, die Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance legen, werden solche Unternehmen attraktiver.
- Vorreiterrolle: Unternehmen, die frühzeitig handeln, positionieren sich als progressive und emphatische Arbeitgeber.
Die Rolle der psychologischen Sicherheit im Arbeitsumfeld
Die psychologische Sicherheit und das Gefühl, in entscheidenden Lebensphasen unterstützt zu werden, spielen eine immer größere Rolle bei der Wahl des Arbeitgebers.
In einer Zeit, in der die Bindung der Mitarbeitenden an ihr Unternehmen abnimmt, können „female experiences“ ein entscheidender Faktor für die Mitarbeiterbindung und -gewinnung sein. Sie signalisieren, dass ein Unternehmen nicht nur Wert auf die fachliche Leistung legt, sondern auch das persönliche Wohlergehen seiner Mitarbeitenden ernst nimmt.
Female Lifecycle Management ist somit nicht nur ein Zeichen für eine fortschrittliche Unternehmenskultur, sondern auch ein strategisches Instrument, um im Wettbewerb, die besten Talente zu gewinnen. Sie verdeutlichen, dass es möglich ist, Familie und Karriere erfolgreich zu vereinbaren, und positionieren Unternehmen als attraktive Arbeitgeber für die Zukunft.
Zur Autorin:
Julia Neuen ist Geschäftsführerin von peaches Benefits und Consulting, Deutschlands umfangreichster Plattform für Family Building- und Fertility Benefits. peaches zählt zu den innovativsten HR Startups und entwickelt für Unternehmen ein passgenaues Female Experience Management, um die weiblichen Fluktuationspunkte zu lösen, Female Retention neu zu denken und um Unternehmen attraktiv für weibliche Führungskräfte zu positionieren. Sie ist Mutter von 4 Kindern und gilt als Pionierin der Female Tech Branche. 2019 gründetet sie ihr erstes Health Tech Startup „storchgeflüster“, welches in kürzester zum Marktführer wurde und heute eine Lücke im Gesundheitssystem schließt.
Mission Female GmbH:
Mission Female bietet erfolgreichen Frauen ein exklusives Netzwerk von Vertrauen und Austausch auf Augenhöhe und stärkt sie aktiv bei ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung. Dabei engagiert sich das 2019 von Frederike Probert gegründete Business-Netzwerk aktiv für mehr Female Power in Wirtschaft, Gesellschaft, Medien, Kultur, Sport und Politik und vereint erfolgreiche Frauen branchenübergreifend auf höchster Ebene mit einem Ziel: Gemeinsam beruflich noch weiter voranzukommen. Immer persönlich, vertraulich und verbindlich ganz nach dem Motto #strongertogether.
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