Mit Employer Branding, herkömmlichen Mitarbeiterbindungsprogrammen und Corporate Influencern wird versucht zu retten, was zu retten geht. Das mag vordergründig funktionieren, doch langfristig lassen sich Talente damit nicht mehr binden. Unternehmen stehen vor einem Dilemma: Entweder sie passen sich den neuen Gegebenheiten an oder riskieren ihren eigenen Untergang.
Traditionelle Managementmethoden sind nicht mehr zielführend
Jahrzehntelang waren Unternehmen auf Sicherheit, Stabilität und Effizienz ausgerichtet. Dies führte zu unserem Wohlstand, von dem wir heute profitieren. Doch in einer Welt, die sich rasch verändert, sind traditionelle Managementmethoden nicht mehr zielführend. „Erst dann auf Veränderungen im Markt zu reagieren, wenn der Leidensdruck kaum mehr auszuhalten ist, kann fatale Folgen haben“, sagt Elena Springub, selbstständige Leadership Consultant. „Quelle, Kodak oder auch Nokia haben es uns vorgemacht, weitere Unternehmen werden folgen“, da ist sie sich sicher. Die Beispiele zeigen auf beeindruckende Art und Weise, was passiert, wenn man zu lange alten Strategien, Überzeugungen und sicher geglaubten Marktanteilen hinterher läuft.
Stimmung in Unternehmen sinkt
Leider erleben wir immer noch viele Unternehmenslenker, die daraus scheinbar nichts gelernt haben. Sie setzen weiterhin auf komplexe, langwierige Change-Prozesse. Unmengen an Mitarbeitenden müssen Zielen hinterher rennen, die weder sinnvoll noch erstrebenswert erscheinen. Da wundert es nicht, dass in Deutschland rund 70 % der Change-Vorhaben scheitern. Zusätzlich sinkt die Stimmung in deutschen Unternehmen Jahr für Jahr, wie eine Gallup-Studie zeigt:
- 87 % der Mitarbeitenden identifizieren sich nicht mehr mit ihrer Arbeit.
- 67 % der Arbeitnehmenden machen Dienst nach Vorschrift.
- 18 % haben bereits innerlich gekündigt.
- Mehr als 60 % der Führungskräfte fühlen sich aufgrund der vielfältigen Anforderungen erschöpft.
„Ich sehe hier dringenden Handlungsbedarf für deutsche Unternehmen. Die Unternehmensspitze und ihre Führungsebenen darunter haben die Aufgabe ein Umfeld zu schaffen, in dem Menschen wieder gerne zur Arbeit kommen. Damit sie sich einbringen und bereit sind, die Veränderungen unserer Zeit aktiv mitzugestalten. Wenn Arbeit wieder mehr Sinn bringt, Spaß macht und Mehrwert stiftet, dann binden sich Talente auch wieder an ein Unternehmen“, weiß Springub aus eigener Erfahrung. Viele Jahre hat sie ihre Bereiche in genau dieser Form aufgestellt und zu überdurchschnittlich guten Ergebnissen geführt.
Bei Führungskräften muss Umdenken stattfinden
Das Gute ist: Unternehmenslenker und Führungskräfte haben es in der Hand. Sie haben einen maßgeblichen Hebel, dass sich Menschen wieder wohler in ihren Unternehmen fühlen. Sie sind es, bei denen ein Umdenken stattfinden muss. Wenn sie den Wandel als Konstante verstehen, schaffen sie den notwendigen Rahmen für langfristige und tiefgreifende Organisationsveränderungen. Veränderungen, die die „Organisationen der Zukunft“ entstehen lassen. Organisationen, die die Fähigkeiten besitzen, sich jederzeit schnell und flexibel an neue Gegebenheit anzupassen und sich permanent neu zu (er)finden.
Organisationen der Zukunft
Unternehmenslenkern gelingt der Sprung in ein neues Zeitalter der Organisationsentwicklung erst dann, wenn sie ihre eigene Haltung, ihr Verhalten und ihr Tun an die Herausforderungen und Chancen unserer Zeit anpassen. Im Konkreten gelingt es ihnen, „Organisationen der Zukunft“ zu bauen, wenn sie folgende Aspekte in ihrem eigenen Handeln umsetzen.
Auf das Positive in der Veränderung fokussieren
Unser kultureller Hintergrund lässt uns tendenziell auf Defizite und Gefahren fokussieren, statt auf das Positive. Um Veränderungen schnell begegnen zu können, ist das fatal. Wichtiger denn je ist es, dass Unternehmenslenker lernen, auf Chancen und Möglichkeiten zu fokussieren und Mitarbeitenden Gestaltungs- und Handlungsspielräume einräumen, statt auf starre Vorgaben zu setzen. Mitarbeitende wollen sich entfalten statt als Erfüllungsgehilfen wahrgenommen zu werden. Dazu braucht es ein Loslassen von alten Managementweisheiten und ein intensives Beschäftigen mit zukunftsorientierten Modellen, wie sie beispielsweise Martin Seligman, Begründer der positiven Psychologie (1998), Otto Schamer mit der „Theory U“ (2009) oder auch David Cooperrider und Diana Whitney mit „Appreciative Inquiry“ (1999) entwickeln.
Das Ego der Allgemeinheit in den Fokus stellen
Durch die Komplexität unserer Welt kann Veränderung nicht mehr allein im stillen Kämmerlein wichtiger Management-Etagen stattfinden, sondern muss gemeinsam über alle Teams entwickelt werden. Zu glauben, dass nur Managementetagen die richtige Richtung einschlagen können, ist seit jeher ein Irrglaube. So ist beispielsweise schon die amerikanische Revolution durch die Boston Tea Party, ein der bekanntesten Bürgerbewegung, entstanden.
Veränderungen im Team entstehen lassen
Mitarbeitende wehren sich nicht prinzipiell gegen Veränderungen, sondern lediglich dagegen, verändert zu werden. Führungsetagen müssen verstehen, dass sie den Handlungsrahmen anpassen müssen, nicht aber den Menschen. Dann beginnen sie Arbeit anders zu organisieren. Dadurch entsteht echte Anerkennung, Wertschätzung und Sichtbarkeit der Leistung aller im Team. Eine echte Chance, die Bindung von Talenten ans eigene Unternehmen massiv zu steigern.
Veränderung in kleinen kontinuierlichen Schritten denken
Das eine große Change-Projekt, das ein Unternehmen rettet, hat endgültig ausgedient. Wer Wandel als Konstante wirklich verstanden hat, weiß, dass Veränderungen heute in kleinen kontinuierlichen Schritten passiert: Ausprobieren, Adaptieren, Anders machen, das ist die Devise. Dazu braucht es ebenso den Mut zu scheitern und die positiven Aspekte aus diesem vermeintlichen Scheitern in die nächste Iterationsschleife mit einfließen zu lassen.
Neugierig sein
Sich immer wieder in Meetings und Einzelgesprächen zu fragen: Was kann ich heute hier konkret Neues lernen, für mich mitnehmen und ab morgen anwenden? Das zeigt Anerkennung und Aufrichtigkeit gegenüber dem Wissen aller im Unternehmen.
Sich Zeit nehmen und zuhören
Den eigenen Teams Aufmerksamkeit schenken, zuhören und mit wirklichem Interesse und Neugierde verstehen wollen, worum es wirklich geht. Erst dann geht es darum eigene Ideen und Veränderungsoptionen abzuleiten. Und bitte immer mit dem Fokus nur dann zu verändern, wenn Veränderung Sinn macht.
Vertrauen schenken
Sich selbst, dem eigenen Team und dem Veränderungsprozess gegenüber. Nur wer diese Königsdisziplin sicher beherrscht, wird langfristig Transformation in Gang bringen.
„Tiefgreifende Organisationsveränderungen sind möglich, wenn sie im Unternehmen wirklich gewollt sind“, sagt Elena Springub. Aus ihrer Sicht ist die Zeit reif dafür. Für sie sind die persönliche Haltung und das notwendige Durchhaltevermögen in den nächsten Jahren entscheidend, ob es Unternehmen gelingt, eine „Organisation der Zukunft“ für sich zu bauen. Neben der Fokussierung auf das Unternehmensergebnis braucht es mutige Unternehmenslenker, die den Menschen mit seinem Wissen und seiner Leistungsfähigkeit an die Spitze stellt. Denn am Ende erzielen Menschen die dringend benötigten Ergebnisse. Wer das versteht, bindet Talente, erzeugt Sinn und eine Organisation, in der es lohnt, tagtäglich Leistung zu erbringen.
2024 steht noch in den Startlöchern. Der perfekte Zeitpunkt zum Überdenken aktueller Organisationsstrukturen.
Zur Person:
Elena Springub ist Vorbild und Expertin für menschliche Führung. Als Beraterin und Sparringspartnerin arbeitet sie mit ihren Kund*innen daran, die Arbeitswelt von morgen maßgeblich neu zu gestalten. Sie ist davon überzeugt, dass der Erfolg unternehmerischer Brillanz in der Kombination aus menschen-orientierter Führung mit gleichzeitigem Blick auf die Business Performance liegt. Elena setzt sich dafür ein, dieses neue Führungsverständnis in Organisationen zu tragen und dort zu verankern. Als gefragte Speakerin setzt sie in Organisationen vor allem in Sachen moderner Führung und new work wichtige Impulse, die zum Nachdenken und Gestalten anregen.
Mission Female GmbH:
Mission Female bietet erfolgreichen Frauen ein exklusives Netzwerk von Vertrauen und Austausch auf Augenhöhe und stärkt sie aktiv bei ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung. Dabei engagiert sich das 2019 von Frederike Probert gegründete Business-Netzwerk aktiv für mehr Female Power in Wirtschaft, Gesellschaft, Medien, Kultur, Sport und Politik und vereint erfolgreiche Frauen branchenübergreifend auf höchster Ebene mit einem Ziel: Gemeinsam beruflich noch weiter voranzukommen. Immer persönlich, vertraulich und verbindlich ganz nach dem Motto #strongertogether.