Equal Pay Day, Weltfrauentag – es ist erschütternd, dass diese beiden Tage so nahe beieinander liegen: Der eine erklärt nämlich unter anderem, warum der andere so bitter notwendig ist.
Frauen bekommen nach wie vor im Schnitt um 18 Prozent weniger bezahlt als Männer – in Deutschland wie Österreich. Damit stehen die beiden Länder um fünf Prozentpunkte schlechter da als der EU-Durchschnitt.
Erst dieser Tage brachte das Kreditkartenunternehmen Mastercard eine Studie zum Thema Frauen und Finanzen heraus, bei der insgesamt 12.000 Frauen in ganz Europa befragt wurden. Bleiben wir in unseren Breiten: Jede dritte Frau in Deutschland fühlt sich von ihrem Mann finanziell abhängig und 72 Prozent der Befragten sehen im Einkommens-Gap den Hauptgrund für ihre Abhängigkeit. In Österreich sind die Zahlen kaum weniger deprimierend: 62 Prozent der Frauen denken sogar, dass sie es niemals schaffen werden, aus ihrer finanziellen Abhängigkeit herauszufinden.
Die Ursachen dafür liegen in beiden Ländern ähnlich: keine flächendeckende Kinderbetreuung, eine sehr hohe weibliche Teilzeit-Beschäftigungsquote, fehlendes finanzielles Wissen (wobei die Österreicherinnen interessanterweise besser abschneiden als der EU-Durchschnitt) und geringe bis gar keine Ersparnisse.
Ginge es den Männern nach, müsste sich an dieser Situation nicht so bald etwas ändern. Einer Studie der Erste Bank zufolge halten nämlich 64 Prozent der männlichen Österreicher die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen für überbewertet. Die Zahl ist deshalb interessant, weil 36 Prozent der ohnedies schon unterbezahlten Frauen auch alle Haushaltsabgaben tragen müssen (Deutschland: 34 Prozent). Nur 44 Prozent der Befragten teilen sich die Ausgaben im Haushalt gleichmäßig auf, in Deutschland sind es nur 42 Prozent. Dieses Ungleichgewicht ist schrecklich und einer modernen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts unwürdig.
Es gibt auch gute Nachrichten. Immerhin fühlen sich 70 Prozent der deutschen Bürgerinnen – also die Mehrheit – finanziell unabhängig, ein Zustand, den in Österreich vor allem die Generation 60+ genießt (82,4 Prozent). Ganz konkret bedeutet das: Es gibt in Gelddingen mehr Role Models, als (junge) Frauen gemeinhin annehmen würden, allerdings betreten diese viel zu selten die familiäre Bühne. Denn gerade in wertkonservativen Ländern wie Deutschland und Österreich gilt es selbst heute oft als unschicklich, wenn Frauen über Geld reden („berechnende Schlampe“) und unverschämt, wenn diese solches einfordern („karrieregeiles Luder“).
Geht es um Geld und Unabhängigkeit, zeigt sich, wie stark wir als Gesellschaft in den Glaubenssätzen der Nachkriegsgeneration gefangen sind. Und es hakt ganz stark bei der Frage nach dem Selbstwert: Denn leider spiegelt sich der Wert, den Frauen ihren eigenen Fähigkeiten und Leistungen zuordnen, auch beim Thema Geld wider. Neben all den Ungerechtigkeiten, die Frauen heute erleben, ist dies eine, die sie sich selbst zufügen. Wer nun beginnt, selbst an dieser Schraube zu drehen, bewegt vermutlich schneller und mehr für sich als die im Schneckentempo besser werdenden, äußeren Faktoren. Daher: Seien Sie fair zu sich, schauen Sie auf Ihren Wert und auf die Role Models in Ihrem Umfeld. So machen Sie den Weltfrauentag zu Ihrer Erfolgsgeschichte.