Verteilen kann nur, wer etwas zu verteilen hat. Und wer könnte dies besser als die Ultra-Reichen – jetzt, da die meisten Staaten ultraverschuldet sind? Seit die Co-Initiatorin der Bewegung #taxmenow, Marlene Engelhorn, im Bestseller „Geld“ ihr unverdientes Schicksal als Erbin verarbeitet hat, hat die Diskussion rund um eine Vermögens- und Erbschaftssteuer wieder Fahrt aufgenommen. Mittlerweile wird sie in der Politik fortgesetzt, was ein echtes Verdienst der #taxmenow-Bewegung ist. Keine Frage, absurde CEO-Einkommen, steigende Armut und ein im Mittelstand breit angekommenes Gefühl von Ungerechtigkeit geben ihr recht.
Dennoch zeigt die Debatte, wie sie derzeit öffentlich geführt wird, Schwäche. Denn die Lösungsansätze sind nur halbherzig oder einfach nicht zu Ende gedacht. Marlene Engelhorn zum Beispiel will von ihrem Millionenerbe den Großteil an die Öffentlichkeit rückverteilen, aber nur, wenn sich der Staat mittels Vermögenssteuer das Geld von ihr holt. Sollte ihr Wunsch ernst gemeint sein, ginge das einfacher: Indem sie etwa eine GesmbH gründet und sich mit einem Wahnsinnsgehalt anstellt. Damit würden nicht nur extrem hohe Lohnnebenkosten, sondern auch eine Mega-Lohnsteuer anfallen – ein erheblicher Teil ihres Geldes käme via Staatsverteilung der Allgemeinheit zugute.
Die „Millionärssteuer“, von der die Politik derzeit spricht, wäre aber eine (weitere) Massensteuer: Angesichts der in den letzten 15 Jahren dramatisch gestiegenen Immobilienpreise – und bei einer Abschaffung des Einheitswerts – würde diese mehr Häusl‘- und Wohnungsbesitzer:innen treffen, als diesen wohl über weite Teile selbst bewusst ist. Und erneut nicht die Ultra-Reichen, die im Allgemeinen wenig selbst besitzen.
Deren Vermögen ist meist in Stiftungen geparkt, für die es in Deutschland eine eigene Regelung gibt: Alle 30 Jahre wird ein theoretischer Erbfall simuliert, auf dessen Basis die Stiftung eine Steuer abführen muss. Jetzt könnte man über einen neuen Zeitrahmen diskutieren: Warum nicht alle fünfzehn Jahre? Dies würde der in der Soziologie gängigen Bemessung von Generationen entsprechen, die mittlerweile das öffentliche Bild bestimmt.
Das Modell ließe sich jedenfalls EU-weit, also auch in Österreich, gut anwenden. Es würde vor allem Sinn machen, weil es die „Richtigen“ erreicht – nämlich jene „Superreichen“, von denen die Politik immer spricht.