Die Energie von Julia Freudenberg ist ansteckend. Mit ihrem Credo „Hack the world a better place“ ist sie als Geschäftsführerin der Motor der 2014 gegründeten und gemeinnützigen Hacker School, die von den IT- und Medienmanagern David Cummins, Andreas Ollmann und Timm Peters ins Leben gerufen wurde. Ob auf Bühnen, in Podcasts oder bei Hackathons – bei jeder Gelegenheit wirbt Freudenberg mit Begeisterung und klaren Worten für die Arbeit mit Codes und Algorithmen.
Der „außerschulische Lernort“ mit Sitz in Hamburg führt Kinder und Jugendliche ab elf Jahren in die Welt des Programmierens ein und kooperiert dabei eng mit Schulen und zahlreichen Unternehmen aus ganz Deutschland. Ehrenamtliche Fachkräfte, von der Hackerschool „Inspirer“ genannt, vermitteln den Kids dabei spielerisch und ohne Druck die verschiedenen Coding-Grundlagen so, dass online oder vor Ort gleich kleine Projekte selbst entwickelt und umgesetzt werden können. Das Team will den Schulen dabei so wenig Arbeit wie möglich machen, ist etwa auch für Projekttage oder Berufsorientierung ansprechbar.
Gesellschaftlichen Wandel anstoßen
„Es ist wichtig, unsere Jugend mit den nötigen Skills für das 21. Jahrhundert, wie Kollaboration, Kreativität, Kommunikation und mehr zu versorgen“, sagt Julia Freudenberg. „Kindern und Jugendlichen die ersten Schritte in einer Programmiersprache, die ersten erlebbaren Ergebnisse mit viel Spaß zugänglich zu machen, ist eine große Motivation und gleichzeitig eine echte Chance, die Welt von morgen besser zu machen. Wichtig für mich ist auch, die digitale Bildung wirklich allen Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen. Nur so lassen sich für unsere Zukunft Chancengleichheit und Diversität erreichen.“
Diese Ansätze unterstützen alle, die sie hören. Besonders viel Lob erntet das Team dafür, Mädchen und Jungs gleichermaßen anzusprechen. Mehrfach wurde Julia Freudenberg als Persönlichkeit für ihr Engagement ausgezeichnet, unter anderem mit dem „Impact of Diversity“-Award und dem „Digital Social“-Award, die Hacker School erntete zum Beispiel den „Future Pionieers of Technology“-Award und holte Platz 1 bei „digital.engagiert“.
Doch mit Auszeichnungen und Aufmerksamkeit allein ist dem Unternehmen, das inzwischen 70 Mitarbeitende hat und mit diesem Jahr voraussichtlich insgesamt 30.000 Teilnehmende erreicht haben wird, nicht geholfen. Freudenberg und ihr Team wollen weiter wachsen und einen fühlbaren gesellschaftlichen Wandel anstoßen. Schon jetzt möchte sich mehr als die Hälfte der Teilnehmen den nach den Kursen künftig mehr mit IT beschäftigen, und die Hälfte der Teilnehmenden hat über die Hacker School mehr Berufsorientierung erhalten, zeigen interne Ergebnisse.
Vom Start-up zum Scale-up
„Die Hacker School steht gerade an einem der spannendsten Punkte ihrer zehnjährigen Geschichte und wandelt sich vom Start-up zum Scale-up“, berichtet Julia Freudenberg, die gemeinsam mit Karen Funk ein aktuelles Buch veröffentlicht hat. In einer Zeit, in der Geld für Investments von Firmenseite knapp ist und immer mehr Beschäftigte an der Belastungsgrenze stehen, ist dieser Wachstumssprung keine leichte Aufgabe. Denn: „Wir brauchen Commitment. Lippenbekenntnisse bringen uns nicht weiter“, bringt es Freudenberg auf den Punkt.
„Wir brauchen vor allem die Inspirer – also IT-Fachkräfte, Studierende und Azubis, die mit uns in den Schulen die Kurse geben. Und wir brauchen hier eine Planungssicherheit. Es funktioniert nur, wenn sich Unternehmen auch langfristig committen, mit der Hacker School zu kooperieren und diesen Weg mit uns zu gehen.“ Allein 2024 waren schon fast 700 Inspirer aus 145 Unternehmen und 14 Hochschulen für die Hacker School im Einsatz.
Herausforderungen nimmt sie an
Die überzeugte Netzwerkerin, die stets mit ihrer eigenen Werbefläche, dem Hacker-School-T-Shirt, unterwegs ist, meint, dass sie mit dem Konzept von „Corporate Volunteering“ auch ein attraktives Asset zu bieten hat. Purpose, Kultur und Werte sind hier die Schlagworte. „Skill-based Volunteering ist eine auf dem Silbertablett angebotene Möglichkeit, etwas für die Mitarbeitenden zu tun, die wir gern servieren.“
Den gesellschaftlichen Auftrag sieht Freudenberg hier ebenfalls bei Mittelständlern und Konzernen. „Wir machen das alles ja nicht, weil uns langweilig ist, sondern weil es existenziell für die Jugend und den Wirtschaftsstandort Deutschland, für die Sicherung der Demokratie und gegen den Fachkräftemangel ist“, sagt Freudenberg. „Hier sollten sich Unternehmen im ureigensten Interesse engagieren, um Nachwuchs zu generieren und den Mitarbeitenden ein gutes und befriedigendes Arbeitsumfeld zu geben.“
Auch Julia Freudenberg selbst treibt der Sinn ihrer Mission immer weiter an, auch wenn sie auf dem bislang erfolgreichen Weg bereits einige Rückschläge einstecken musste „Herausforderungen als Lerngeschenk akzeptieren“ – das ist die Devise von Freudenberg, die in ihrem „Leben in der Bahn“ von ihrem Mann und ihren beiden Kindern unterstützt wird. Ihre Energie zieht sie vor allem aus den Momenten, in denen auch die Schüler:innen wachsen: „Wenn aus Desinteresse plötzlich Motivation wird. Wenn Kinder, von denen man es gar nicht erwartet hätte, Fragen stellen über berufliche Möglichkeiten. Für den Moment das Gefühl zu haben, gerade wirklich etwas bewegt und verändert zu haben – das ist großartig!“