Vielfalt, Toleranz und Gleichberechtigung sind Themen, die im Fußball eine immer wichtigere Rolle spielen. Ein erfolgreiches Zusammenspiel klappt nur, wenn Verbände, Institutionen und die Wirtschaft sicherstellen, dass insbesondere weibliche Talente gefördert und unterstützt werden – sowohl auf als auch neben dem Platz.
Ein Beispiel dafür, wie DEI in einer so männlich dominierten Sportart letztendlich gelingen kann, ist die Workshop-Reihe „Future Leaders in Football“, die vergangenes Wochenende in Berlin gastierte und mehr oder weniger parallel zu den beiden UEFA Euro 2024 Viertelfinal-Spielen über die Bühne ging.
„Bei dem Leadership-Programm geht es um die Bestärkung und Fortbildung vor allem von Frauen, die im Fußball Führungspositionen anstreben oder bereits innehaben und in ihren Ländern zum Teil vor gesellschaftlichen Herausforderungen stehen“, erläutert Heike Ullrich, Generalsekretärin beim Deutschen Fußball-Bund (DFB).
Ein internationales Netzwerk
Seit seiner Gründung im Jahr 2020 durch den DFB, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) hat das Programm bedeutende Fortschritte gemacht. Bisher haben 90 Teilnehmende von den Inhalten der Leadership-Workshops profitiert, und die erlernten Inhalte wurden in rund 25 Fußballverbände weltweit integriert. In Berlin kamen Teilnehmerinnen aus 17 Nationen und von vier Kontinenten zu einer Highlight-Edition zusammen, um ihre Kompetenzen weiter zu vertiefen.
Ina Hommers, Generaldirektorin für Kundenbeziehungen und Geschäftsentwicklung bei der GIZ, betont die Bedeutung sicherer Räume für den Austausch: „Die Nachwuchskräfte werden vor allem dabei unterstützt, sichere Räume zu schaffen, in denen sie diesen Austausch generieren und voneinander lernen können. Dieses Netzwerk wird auch genutzt, um eigene Projekte zu entwickeln, die die Teilnehmerinnen in ihre Länder und Regionen nehmen, um dort Fußball und die Rolle von Frauen im Fußball voranzutreiben.“
Inspirierende Persönlichkeiten und Erfolgsbeispiele
Bei der Closing Ceremony wurde deutlich, welchen Stellenwert das Projekt für die Teilnehmerinnen hat. Rinesa Kryeziu, eine 22-jährige Fußballerin aus dem Kosovo, schilderte ihre Erfahrungen: „Future Leaders in Football ist eine zweite Familie für mich geworden.“ Sie arbeitet mittlerweile für den Fußballverband in ihrem Heimatland und ist Schiedsrichterin.
Jihan Alfindi aus dem Irak teilte ihre bewegende Geschichte: Im Alter von zwölf Jahren wurde ihr untersagt, Fußball zu spielen. Heute, im Alter von 27 Jahren, studiert sie an der Deutschen Sporthochschule in Köln und arbeitet für die Menschenrechtsorganisation HÁWAR.help sowie das Projekt SCORING GIRLS*. „Ohne die Unterstützung von Future Leaders in Football wäre ich nicht dort, wo ich heute bin“, erklärte sie selbstbewusst.
Fatameh Sharif Noghabi aus dem Iran erzielte durch ihre Teilnahme einen großen Erfolg: Sie hat es geschafft, dass Fußballspiele der Frauen in ihrem Land mittlerweile im Fernsehen übertragen werden. „Dieses Netzwerk hat mir Türen geöffnet, von denen ich vorher nicht einmal wusste, dass sie existieren“, berichtet sie stolz.
Die ehemalige Nationalspielerin Almuth Schult findet das Format „unheimlich wichtig“. Man müsse Frauen ermutigen, weiter ihre Arbeit zu leisten und Frauen im Fußball sowie den Frauenfußball weiter nach vorn zu bringen. „Es ist noch nicht in jedem Verband verankert und deshalb bin ich sehr froh, dass es Formate wie Future Leaders in Football gibt, die diese Entwicklung unterstützen.“
Fortsetzung des Leadership-Programms wird angestrebt
Future Leaders in Football belegt, dass es mit konkreten Projekten möglich ist, Fähigkeiten und Kompetenzen zu vermitteln, um Gleichberechtigung im Sport zu schaffen. Der Weg dazu ist eingeschlagen, aber noch lange nicht beendet. „Wer heute in diesem Raum war und diese Energie gespürt hat, der hat gesehen, dass wir weitermachen müssen“, sagt Heilke Ullrich. „Unsere Aufgabe ist es, gemeinsam mit den Partnern zu überlegen, wie wir mit diesen Frauen die nächsten Jahre gestalten, aber auch weitere Frauen zu inspirieren, an dem Programm teilzunehmen.“