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Gabriela Hearst – Designerin im Auftrag der First Lady

Bei der Inauguration des US-Präsidenten spielte die amerikanische Designerin Gabriela Hearst erstmals auf der großen Weltbühne mit. Fashionistas ist ihr Name aber schon länger ein Begriff – als neue Chefdesignerin des Hauses Chloè und radikale Verfechterin von Materialrecycling sowie nachhaltiger Luxusmode. Ein Porträt von Modebloggerin Alexandra Russ*.

Die Amtseinführung des 46. Präsidenten der USA, Joe Biden, am 21. Jänner dieses Jahres hat sich uns allen ins Gedächtnis eingeprägt. Jeder erinnert sich an den Auf- tritt der jungen Poetin Amanda Gorman, die mit ihrem Gedicht „The Hill We Climb” für Gänsehaut gesorgt hat. Und an die vielen bunten Outfits, wo mit jedem einzelnen ein Zeichen gesetzt wurde.

Am Abend der Amtseinführung entschied sich die First Lady, Jill Biden, für ein Ensemble der New Yorker Designerin Gabriela Hearst. Das weiße Seidenkleid und der gleichfarbige Kaschmirmantel der First Lady wurden aus bereits existierenden Stoffen genäht und von Hand bestickt. Die Blumenstickerei repräsentierte jeden Bundesstaat und sollte so die Einigkeit der USA betonen. Das Ensemble wurde in New York genäht und bestickt, um ein Zeichen für mehr Nachhaltigkeit, einen ressourcenschonenden Umgang in der Modebranche und das lokale Handwerk zu setzen.

Die Designerin Gabriela Hearst, geborene Perezutti, wuchs auf der 7.000 Hektar großen Rinderfarm ihrer Familie mitten in Uruguay auf. Ein nachhaltiges und ökologisches Leben war für Hearst auf der Ranch mit eigener Strom- und Wasserversorgung normal. Sie sei mehr unter Tieren als Menschen gewesen, betont Hearst immer wieder. „Drei Stunden sind es bis in die nächst- gelegene Stadt”, erzählt sie, die diese Ranch seit 2011 in siebenter Generation selbst führt.

„Besser man hat keinen Herzinfarkt”, meinte sie ein anderes Mal lachend im Interview mit der Onlineplattform Matchesfashion. Hearst hatte erkannt, dass die natürlichen Ressourcen der Ranch Hand in Hand gehen mit der Mode, die sie macht. Dass es sich bei der Farm auch noch um eine zertifizierte Merinoschaf-Farm handelt, kommt der Modedesignerin sehr gelegen. Um den öko- logischen Fußabdruck gering zu halten, wird die Wolle vor Ort in Uruguay von der gemeinnnützigen Organisation Manos del Uruguay gesponnen und verarbeitet. Die Organisation hilft Frauen dabei, durch faire Bezahlung von ihrem Lohn leben zu können. Ihre Kollektionen werden von Hand gefertigt und lokal in New York produziert. Auf Viskose verzichtet Hearst.

Mode hatte im Leben von Gabriela Hearst immer eine große Rolle gespielt. Nachdem es auf der Farm weder einen Fernseher noch Spielkameraden gab, fing sie früh an, Skizzen zu zeichnen. Bereits als Teenager nähte sie Kleider für sich und ihre Freundinnen. Da es in Uruguay keine Modeschulen gab, besuchte Hearst eine englische Schule in der Hauptstadt Montevideo.

Mit Anfang zwanzig zog Hearst nach Stationen in Australien und Paris, wo sie als Model arbeitete, nach New York und studierte dort am Neighborhood Playhouse Theatre Performing Arts. 2004 folgte die Gründung ihres ersten Labels Candela. Der Stil war sehr verträumt und lieblich, es verband Gaucho mit Großstadt. 2012 wurde sie Mitglied des Council of Fashion Designers of America (CFDA). Nach dem Ausstieg bei Candela gründete sie 2015 ihr gleichnamiges Label, das mit nachhaltigem Luxus eine Lücke im gehobenen Segment füllte.

Hearst, die mit dem Medienerben August Hearst verheiratet ist, hatte von Anfang an die Langlebigkeit und Nachhaltigkeit ihrer Entwürfe im Blick. Sowohl die Qualität als auch das zeitlose Design waren für die Naturliebhaberin wichtig. Die Mode sollte einen so geringen Einfluss wie möglich auf die Umwelt haben: Kurze Trans- portwege und das Verwenden von bereits existierenden Stoffen aus früheren Kollektionen sind die Grundlagen ihrer Designs. Sie selbst nennt es „honest luxury“, also „ehrlichen Luxus“. Die Stücke sind von höchster Qualität, man muss dafür sehr tief in die Tasche greifen. Dafür hat man sie ewig und kann sie auch weitervererben.

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Fotomaterial© Getty Images

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