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Franziska von Hardenberg: „Die Worte ‚mach es nicht’ können auch ein Ansporn sein“

In unserer Serie "Hätte ich das bloß früher gewusst" sprechen erfolgreiche Frauen über die entscheidenden Wendepunkte in ihrer beruflichen Laufbahn. Dieses Mal verrät die Founderin von The Siss Bliss, eine der schillerndsten Figuren der deutschen Gründerszene, ihre Learnings.

Für Franziska von Hardenberg, Gründerin von The Siss Bliss und Bliss Bang Capital ist Disziplin das A und O, und ohne Durchhaltevermögen wäre sie heute nicht da, wo sie ist. Ihr Marketing- und Kommunikationsstudium half ihr, ihre Marke strategisch aufzubauen – doch die Zeit bei Rocket Internet war der wahre Gamechanger. Dort sammelte sie nicht nur wertvolle Kontakte, sondern legte den Grundstein für ihren späteren Erfolg. 2022 wurde sie schließlich zur Unternehmerin des Jahres gekürt.

Eines ihrer Geheimrezepte für Erfolg? Den Mut, genau die Dinge anzupacken, die andere für unmöglich halten, und sich nicht von Zweifeln bremsen zu lassen. Also „Mach es nicht“ – als kleine Provokation, genau das zu tun, was andere für unmöglich halten.

 Was war der großer Game Changing Moment?

Wahrscheinlich der Moment, als ich beschlossen habe, mein eigenes Unternehmen zu gründen – das war 2011. Ich wusste schon immer, dass ich Unternehmerin werden wollte, sogar schon mit zwölf Jahren, vielleicht sogar früher. Dennoch habe ich viel Wert auf eine solide Ausbildung gelegt. Ich habe studiert und dann fünf Jahre in der Start-up-Welt und in einem klassischen Corporate-Unternehmen gearbeitet. Als der richtige Zeitpunkt gekommen war, die passende Idee da war, habe ich den Sprung gewagt – und das hat mein Leben grundlegend verändert.

Wieviel Mut hat das erfordert?

Ich denke, die Sache mit dem Mut ist oft eher eine Außenperspektive. Ich selbst empfand es nicht als besonders mutig, eher als natürlich. Andere Menschen sind in meinen Augen mutiger. Da ich immer diesen starken inneren Drang hatte, Dinge zu bewegen und etwas anders zu machen, war es für mich einfach der nächste Schritt. Mut gehörte sicher dazu, aber für mich fühlte es sich eher wie eine logische Konsequenz an.

Was hättest du zu Beginn deiner Karriere gebraucht, was damals noch nicht vorhanden war, aber heute verfügbar ist?

Zum Glück habe ich Marketing und Kommunikationswissenschaften studiert, was mir sehr geholfen hat. Besonders am Anfang von The Siss Bliss war ich froh, dass ich Photoshop, InDesign und andere Tools beherrschte, weil ich die gesamte Grafikarbeit selbst machen konnte. Das ersparte mir zunächst die Notwendigkeit, einen Grafiker einzustellen. Da ich es liebe, starke Marken aufzubauen, konnte ich so von Anfang an alles selbst umsetzen.

Heute gibt es so viele Tools wie Canva, die es jedem ermöglichen, Designer zu sein. Diese Vorlagen und Tools erleichtern es ungemein, professionelle Marken zu gestalten. Man muss sich nicht mehr mit unschönen Designs oder Pitch-Decks herumschlagen – das ist definitiv eine große Veränderung im Vergleich zu meinen Anfängen.

In welchen Situationen denkst du heute: „Hätte ich das bloß früher gewusst“?

Für mich ist es tatsächlich die Erkenntnis, dass am Ende alles gut wird. Ich habe in den letzten 20 Jahren extrem viel gearbeitet, schon ab 21. Es gab viele Momente, in denen ich verzweifelt war und nicht weiterwusste. Als Gründerin rennt man oft im vollen Sprint gegen eine Wand – und das immer wieder. Das erfordert viel Disziplin und Durchhaltevermögen.

Sowohl beruflich als auch privat war es eine herausfordernde Zeit. Ich bin seit fast 20 Jahren mit meinem Mann zusammen, wir haben zwei wundervolle Töchter und haben uns den Traum eines eigenen Hauses erfüllt, das wir zwei Jahre lang saniert haben. Die letzten zehn Jahre waren geprägt von intensiver Arbeit: Gründung, Familienaufbau und persönliches Wachstum. Jetzt, mit 40, habe ich das Gefühl, dass sich langsam alles an die richtige Stelle fügt. Dafür bin ich unglaublich dankbar.

Was hatte den größten Impact auf deine Laufbahn, und was war dein größter Karriere-Boost?

Der größte Einfluss auf meine Karriere war definitiv meine Zeit bei Rocket Internet. Ich war sehr früh dabei, zu Zeiten der Gründung von Zalando, und habe dort meine ersten Startup-Erfahrungen gesammelt. Da ich aus keiner Unternehmerfamilie stamme und kein Netzwerk in diesem Bereich hatte, war das eine komplett neue Welt für mich. Diese drei Jahre waren eine hervorragende Ausbildung und haben meine Karriere nachhaltig geprägt.

Der größte Boost kam durch viele Erlebnisse und Entscheidungen, bei denen ich „Ja“ gesagt habe. Zum Beispiel 2013, als ich mit Philipp Rösler, dem damaligen Vizekanzler, nach Silicon Valley reiste, was die Grundlage für mein heutiges Netzwerk war. Oder die Begegnung mit Angela Merkel: Ich durfte einen Salonabend mit ihr und 40 führenden Tech-Unternehmern moderieren – ein unvergessliches Erlebnis. Diese Ereignisse haben meine Karriere beflügelt, aber sie waren nie das Ziel. Sie ergaben sich aus meiner Leidenschaft, Menschen miteinander zu verbinden und gemeinsame Projekte zu ermöglichen.

Was sind deiner Meinung nach die Rahmenbedingungen, die es braucht, damit mehr Frauen Führungspositionen erreichen und erfolgreicher als Unternehmerinnen werden?

Es ist schwierig. Wenn ich gefragt werde, welchen Rat ich geben würde, antworte ich oft: „Mach es nicht.“ Und das weckt oft erst den Ehrgeiz. Als ich die Idee zu Blooming Days hatte und sie einer Freundin erzählte, sagte sie irgendwann: „Wenn du es nicht machst, mache ich es.“ Das war der Startschuss, und plötzlich war klar, dass ich es durchziehen musste.

Ich glaube, es hilft, Frauen stärker zu vernetzen und mehr Möglichkeiten zu schaffen, damit sie ihre Netzwerke aufbauen können. Es hat sich schon viel getan, aber ich sehe, dass Frauen sich zunehmend gegenseitig unterstützen – ähnlich wie Männer es oft ganz selbstverständlich tun. Ich hoffe, dass wir diesen Zusammenhalt weiter stärken, damit mehr Frauen den für sie richtigen, selbstbestimmten Weg einschlagen – ob in Unternehmen oder als Gründerinnen.

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