StartInnovationEuroSkills: Frauen erobern berufliche Männerdomänen

EuroSkills: Frauen erobern berufliche Männerdomänen

Bei der Berufs-EM 2021 sind doppelt so viele Malerinnen wie Maler am Start. Generell geht der Trend hin zu immer mehr weiblichen Fachkräften.

Graz (OTS) – Bei den EuroSkills 2021 sind seit Donnerstag die besten Jungfachkräfte Europas auf Medaillenjagd. Dabei gehen immer mehr junge Frauen bei den rund 48 Bewerben an den Start, wie ein Blick auf die Statistik zeigt: Insgesamt sind mit 80 Teilnehmerinnen rund 21 Prozent des Starterfelds weiblich. Bei den Malern sind gar doppelt so viele Frauen (8) wie Männer am Start. Das österreichische Team umfasst sieben Teilnehmerinnen. Damit ist trotz einzelner Lichtblicke klar, dass es noch Luft nach oben gibt – vor allem im Vergleich zu den männlichen Teilnehmern: 287 junge Männer sind insgesamt mit von der Partie.

Weiblicher Trend zur Lehre

Dass der Berufsnachwuchs im Handwerk und in technischen Berufen weiblicher wird, zeigt auch ein Blick auf die bundesweite Lehrlingsstatistik der Wirtschaftskammer: Schon jeder zehnte weibliche Lehrling absolviert eine Lehre in bisherigen Männerdomänen wie Metalltechnik (Ende 2020 gab es in diesem Bereich bundesweit 1.081 weibliche Lehrlinge), Elektrotechnik (534 weibliche Lehrlinge), Tischlerei (467), Maler und Beschichtungstechniker (421), Kfz-Technik (344), Mechatronik (334), Karosseriebautechnik (115), Konstrukteur (91) und Elektronik (89). In Summe waren es 2020 rund 3500 junge Frauen, die bei der Berufswahl auf ein klassisches Handwerk setzen.

So haben sich die Lehrlingszahlen bei den jungen Frauen in den Berufsgruppen Bau/Architektur/Gebäudetechnik (von 657 auf 1.186), Elektrotechnik/Elektronik (von 295 auf 651) sowie Holz/Papier/Glas/Keramik (von 383 auf 644) seit dem Jahr 2005 verdoppelt. Noch stärker ist die Zahl der weiblichen Lehrlinge im Bereich Maschinen/Fahrzeuge/Metall gestiegen, nämlich von 854 im Jahr 2005 auf zuletzt 2.077 (2020).

Steigender Frauenanteil

Dementsprechend kontinuierlich steigt der Frauenanteil in den Ausbildungsbetrieben: Bei den Mechatronikern liegt er mittlerweile bei 11 Prozent, bei den Metalltechnikern 10 Prozent und bei den Tischlern sogar 14,9 Prozent. Beim neuen Lehrberuf Applikationsentwicklung/Coding sind bereits 15,3 Prozent der Lehrlinge weiblich. Besonders deutlich wird der Vormarsch der Frauen im Bereich der Metalltechnik – ein Berufsfeld, das beim Ranking der beliebtesten Lehrberufe bei Mädchen bereits auf Platz sieben rangiert. Ebenso weit vorne im Bereich der Top-Mädchen-Berufe ist Elektrotechnik (Platz 12), Tischler (Platz 15) und Maler (Platz 19).

Startrampe ins Berufsleben

„Eine Lehre ist eine perfekte Startrampe ins Berufsleben“, erklärt EuroSkills-Initiator Josef Herk. „Vielen ist gar nicht bewusst, welche Möglichkeiten dieser Berufseinstieg eröffnet. Lehrlinge und Lehrabsolventen werden von den Betrieben händeringend gesucht. Dass sich immer mehr junge Frauen für klassische Handwerks- und technische Berufe entscheiden, ist ein äußerst positives Signal“, so Herk. „Umso mehr freut es mich, dass es gelungen ist, den jungen Fachkräften bei den EuroSkills in Graz eine Bühne bieten zu können.“ In den nächsten drei Tagen rittern Europas beste Jungfachkräfte um die begehrten Medaillen, am Sonntag findet die große Schlussfeier statt.

Malerin Lisa Janisch, die bei den EuroSkills in Göteborg 2016 Gold holte, spricht auch als Botschafterin für die Heim-EM jungen Frauen in Männerdomänen Mut zu: „Es erfordert oft viel Mut, wenn man in so genannten Männerdomänen einsteigen will. Doch der Blick über den eigenen Tellerrand macht sich rasch bezahlt. Wir brauchen junge engagierte Frauen, die für Technik und Handwerk brennen.“


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