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Equal Pay Day: Fortschritt mit Lücken

Der Gender Pay Gap schrumpft – aber nicht schnell genug. Während in Österreich kleine Fortschritte messbar sind, stagniert die Lage in Deutschland. Eine neue Studie zeigt: Viele halten die Debatte für übertrieben, doch die GenZ setzt auf Transparenz und Fairness. Kommt nun endlich Tempo in die Gleichstellung der Gehälter?

„Heute ist besser“, lautet der Titel eines vielbeachteten Buchs, das der Stardesigner Stefan Sagmeister* im Vorjahr herausbrachte. Auf Datenbasis der letzten 200 Jahre will er beweisen, dass die Welt doch nicht so schlecht sei, wie sie sich derzeit anfühlt.

Sein Buch kommt mir deshalb in den Sinn, weil diese Woche in Österreich wieder so ein wichtiger Zahlentag stattfindet, der sich zwar jedes Jahr ein Stückchen zum Besseren wendet, aber uns Frauen dennoch schwer unzufrieden hinterlässt: der Equal Pay Day.

Mit ihm wird eine zentrale gesellschaftliche Schwachstelle aufgezeigt, und leider hat er selbst eine gewaltige Schwachstelle; nämlich, dass es verschiedene Berechnungsmodelle für ihn gibt. Für die einen findet er im Frühjahr, für die anderen im Herbst statt, je nachdem ob er von den Business and Professional Women (BPW), einem der größten internationalen Frauennetzwerke, oder der Gewerkschaft unter die Lupe genommen wird. Eine dritte Zahl wird von der Statista publiziert. Die prozentuellen Angaben der Institutionen divergieren immer wieder leicht, dadurch diskreditieren Gegenspieler den Equal Pay Day gern als „Unsinn“. Was er natürlich nicht ist.

Zu wenig Aufklärung, zu zaghafte Kommunikation

Tatsächlich gibt es unterschiedliche Berechnungsmethoden – je nachdem, ob nur Vollzeit oder auch Teilzeit, Bruttojahreseinkommen oder Stundenlöhne berücksichtigt werden. Und es wäre der Sache dienlich, würde man sich auf eine einheitliche Berechnung einigen. Auch das muss einmal klar festgehalten werden.

Aber kehren wir zum Ausgangspunkt zurück: Zumindest in Österreich sind die Dinge besser geworden: Als wir 2018 mit der allerersten Ausgabe von sheconomy herauskamen, lag der Gender Pay Gap bei 20 Prozent. 2021 fiel er auf den 21. Februar mit 17,2 Prozent und jetzt ist er auf den 13. Februar nach vorn gerutscht und beträgt 12,18 Prozent. Besser also, aber noch immer nicht gut.

In Deutschland sieht die Lage unerfreulicher aus, offenbar herrscht Stagnation: der 7. März 2025 ist „Tag für Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen“ – zum vierten Jahr in Folge (!) liegt der Pay Gap bei 18 Prozent. Dieser Zustand ist schwer verbesserungswürdig.

Nun brachte PwC Österreich eine „Gehaltsfairness-Studie“ ** heraus mit einem interessanten Ergebnis, das auch so manche (Nicht-)Entwicklung in Deutschland erklären mag. 69 Prozent der Befragten befanden: Die Gleichstellung bei Löhnen und Gehältern schreite zu langsam voran und drei Viertel dieser Gruppe sagten, dass es zu wenig Aufklärung darüber gäbe, weshalb Frauen weniger verdienen als Männer.

Richtig spannend wird es bei den geschlechterspezifischen Betrachtungen: Nur die Hälfte der Männer stuft die ungleiche Bezahlung als problematisch ein; jeder zehnte Mann meint, dass so eine Gehaltslücke gar nicht existiere. Ein Viertel von ihnen sagt, dass die Frauen an der Situation wohl selbst schuld seien, weil sie ihre Einkommensvorstellungen „zu zaghaft kommunizieren“ würden.

Verzicht für mehr Fairness: die Männer der GenZ

Bei den Frauen finden 52 (!) Prozent – aber hallo – dass die mediale Berichterstattung übertrieben sei, gleichzeitig wünschen sie sich mehr Wissen zu dem Thema (acht von zehn Befragten). 59 Prozent haben das Gefühl der Ungerechtigkeit in der Bezahlung.

Ein Lösungsansatz scheint sich, wie bei so vielen gesellschaftlichen Fragen derzeit, bei den ganz Jungen zu finden: 69 Prozent der GenZ sprechen offen über ihr Einkommen, 63 Prozent können einschätzen, wie viel ähnlich gestellte Kolleg:innen verdienen. Hier sollten sich die Älteren ruhig mal etwas abschauen! Und eine besonders erfreuliche Entwicklung: 24 Prozent wären bereit, auf einen Teil ihre Gehalts zu verzichten, um mehr Fairness zu erreichen –  vor allem junge Männer. Eindeutig: Heute ist besser.


* Der zweifache Grammy-Preisträger Stefan Sagmeister entwarf Covers für die Rolling Stones, David Byrne, Aerosmith… – und blickt auf Einzelausstellungen im Wiener MAK und im Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt zu den Themen „Glück“ und „Schönheit“ zurück. Das sheconomy-Interview zu „Heute ist besser“ lesen Sie hier.

** Für die PwC-Studie wurden 1000 Österreicher:innen befragt; sie lag der Tageszeitung „Die Presse“ exklusiv vorab vor, aus der wir die Zahlen übernommen haben.

Fotomaterial(c) Canva

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