Sie führen gemeinsam als Geschwister-Doppelspitze das Familienunternehmen Babyone und sind Eltern. Jetzt haben Sie darüber hinaus zusammen ein Start-up gegründet und entwickeln unter „Elsa und Emil“ eigene Produkte, dazu kommt eine neue Handels-Eigenmarke „Little One“. War Ihnen langweilig?
Anna Weber: Als Unternehmer arbeiten wir kontinuierlich daran, uns weiter zu entwickeln. Die strategische Entscheidung, neue eigene Marken aufzubauen und sogar etwas selbst herzustellen, fiel kurz vor der Corona-Zeit. Die Überlegung war, dass wir die Erfahrung aus zahllosen Beratungsstunden unserer Verkäufer in den Märkten und unser Know-how noch besser einsetzen können, wenn wir eigene Produkte bauen.
Was versprechen Sie sich davon?
Jan Weischer: Strategisch sollen die neue Marke Elsa & Emil und unsere Handelsmarke Little One schon in ein paar Jahren einen zweistelligen Anteil am Umsatz bringen. Wir wollen neue Käufer:innen ansprechen und die Dachmarke Babyone neu aufladen. Trotzdem sollen die Marken auch unabhängig voneinander funktionieren.
Warum haben Sie sich als erstes Produkt „Elsa & Emil“ ausgerechnet für einen Kinderwagen entschieden?
J.W.: Unsere Überlegung war: Wenn wir einen Kinderwagen hinbekommen, also eines der komplexesten und beratungsintensivsten Produkte im Baby-Segment, dann schaffen wir alles. Das ist unser Kernprodukt, mit dem wir die neue Marke etablieren können.
Warum braucht es denn noch einen Kinderwagen in einem scheinbar gesättigten Markt?
A.W.: Weil wir hier unsere gesamte Erfahrung aus 35 Jahren Babyone, unseren Datenschatz und die Expertise unserer Kolleg:innen aus den Shops einfließen lassen konnten. Deswegen hat uns ein zehnköpfiges Co-Creation Team von Berater:innen aus unseren Fachmärkten in der Produktentwicklung unterstützt. Unsere Berater:innen wissen genau, wonach Familien fragen, welche Features wirklich nützlich sind und was immer wieder gern gekauft wird. Außerdem bewegen wir uns im mittleren Preissegment, geben lebenslange Garantie plus Service und die Kund:innen können per QR-Code nachverfolgen, wo das Produkt in China gefertigt wurde.
Empfinden die anderen Hersteller, mit denen Sie in den Babyone-Märkten zusammen arbeiten, Sie nicht als zusätzliche Konkurrenz?
J.W.: Wir haben extrem frühzeitig mit unseren Partnern gesprochen, Transparenz und Offenheit war uns hier sehr wichtig. Von der Entscheidung war jedoch niemand wirklich überrascht. Eigenmarken auszubauen, das machen aktuell viele Händler. Gleichzeitig bauen Hersteller vermehrt D2C (Direct to Consumer)-Shops auf oder verkaufen über Marktplätze, beides also ohne Zwischenhändler wie uns. Vor dieser Entwicklung stehen also alle, was nicht heißt, dass man nicht an anderer Stelle gut zusammenarbeiten kann.
Was ist der Unterschied bei der Leitung eines Familienunternehmens mit 1400 Mitarbeitenden in der gesamten Franchiseorganisation und der Geschäftsführung eines Start-ups mit weniger als 10 Beschäftigten?
A.W.: Im Start-up sind wir viel stärker operativ gefragt, da sind wir derzeit noch viel näher dran, als in der Geschäftsführung von Babyone. Die Funktionen, die wir einnehmen, sind allerdings dieselben wie im etablierten Unternehmen. Noch ist die Aufteilung der Kapazitäten allerdings „Work in Progress“. Da wir zu zweit sind, können wir aber flexibel agieren.
Sie starten mit der neuen Marke in einem der konsumschwächsten Jahre, die Babyone erlebt hat. Wie geht es Ihnen dabei?
A.W.: Unser Vater hat immer gesagt, dass es als Unternehmer manchmal gut ist, vorher nicht alles zu wissen und nicht alles planen zu können. Wir müssen sowieso immer wieder mutige Entscheidungen treffen, da passt auch die Einführung einer neuen Marke dazu.
J.W.: Genau das, wir hoffen, unser Mut zahlt sich aus. Natürlich bemerken wir den starken Geburtenrückgang 1:1 im Business. Aber mit den neuen Marken können wir neue Zielgruppen erreichen und unser Kerngeschäft ausweiten.
Warum arbeiten Sie im Marketing von „Elsa & Emil“ stärker mit Influencerinnen zusammen als mit Babyone?
A.W.: Wir müssen erst einmal Vertrauen für die neue Marke aufbauen. Und wir wollen die Anwendung und den Wagen zeigen, denn im Moment ist das Modell noch nicht auf der Straße zu sehen – Kinderwägen werden ja mit einem längeren Vorlauf gekauft bzw. bestellt. Unsere Zielgruppe ist stark auf Instagram unterwegs, da wollen wir sie noch besser abholen.
Wie ungewöhnlich ist es, dass aus einem Familienunternehmen heraus Geschwister selbst ein Start-up gründen?
J.W.: Wir kennen da eigentlich bislang kein anderes Beispiel. Es gibt viele Unternehmen, die in bestehende Start-ups investieren oder durch Zukäufe wachsen. Aber etwas Eigenes in dieser Form zu versuchen, das ist wohl eher ungewöhnlich.
Sie sind in diesem Jahr auch als Speaker und Speakerin bei der OMR in HH auf der Bühne. Warum ist es Ihnen wichtig, dort sichtbar zu sein?
A.W.: Die OMR ist eine große Vernetzungs-Plattform, so viele unserer Kontakte sind dort. Für uns ist es ein sehr gelungenes Beispiel für Storytelling, um Marken erlebbar zu machen. Die Chance wollen wir nutzen.