StartBusinessDie Debatte um die 4-Tage-Woche – ein gekonntes Schauspiel

Die Debatte um die 4-Tage-Woche – ein gekonntes Schauspiel

In der aktuellen Debatte um das neue Arbeiten ist sie nicht mehr wegzudenken: Die 4-Tage-Woche. Mehr Arbeit in weniger Zeit – das geht doch nicht!, liest man vor allem von Unternehmer:innen. Mehr Sinn und Selbstbestimmung schreien die anderen. Es scheint eine endlose Diskussion, die keinen Ausweg findet. Für Mission Female Member und Leadership-Expertin Elena Springub liegt die Lösung auf der Hand.

Die deutsche Wirtschaft schrumpft, statt zu wachsen. Da kommt die Debatte zur 4-Tage-Woche gerade recht. Die Verfechter der alteingesessenen Arbeitsmodelle fühlen sich bestärkt: Zurück auf den Wachstumspfad geht es nur, wenn alle hart mit anpacken. Und das bitte in gewohnter Form. Doch genau diese gewohnte Form bringt unsere Wirtschaft dorthin, wo sie aktuell steht: in die Stagnation.

Was also nur tun, wenn alte Modelle mehr zum Problem als zur Lösung beitragen?

„Wir müssen uns davon verabschieden, dass wir die besten Arbeitsergebnisse erreichen, wenn wir alle im Schnitt 5 Tage die Woche arbeiten“, so Elena Springub, C-Level Beraterin und Dozentin für Leadership & Business Performance. Gleichzeitig ist sie der Meinung, dass die 4-Tage-Woche die Probleme in deutschen Unternehmen ebenso wenig lösen wird. „Die Debatte, dass wir zukünftig alle nur noch 4 Tage arbeiten, ist aus meiner Sicht die Falsche. Es geht nicht um die Anzahl der Tage, die uns als Menschen zufriedener macht, sondern die Möglichkeit selbst entscheiden zu können, wann, wo und wie wir arbeiten.“ Ziel muss es sein, Arbeitszeitmodelle so zu flexibilisieren, die sich den Bedürfnissen und Anforderungen von Arbeitnehmenden anpassen. Je nach Lebensphase können Mitarbeitende frei wählen, wann und wie viel sie arbeiten. Die Lösung zum Problem liegt damit auf der Hand.

Was Springub meint, ist offensichtlich. Doch für viele Unternehmens-Entscheider*innen scheint diese Aufgabe immer noch unlösbar. Weil es selbst an der Vorstellung fehlt, wie Arbeit in Zukunft organisiert werden kann. Dazu braucht es den Mut, die eigene Denke zu hinterfragen.

„Es geht nicht um die Anzahl der Tage, die uns als Menschen zufriedener macht, sondern die Möglichkeit selbst entscheiden zu können, wann, wo und wie wir arbeiten.“

„Wir dürfen lernen, darauf zu vertrauen, dass Arbeitnehmende ihren Arbeitgeber nicht betrügen wollen. In der Regel kommen wir zu Arbeit, um etwas zu erreichen, persönlich voranzukommen und gemeinsam mit Kollegen etwas zu (er)schaffen. Spätestens wenn ich Entscheider*innen frage, wie es mit ihrer eigenen Arbeitsmoral bestellt ist, stellen viele fest, dass sie ihren Angestellten Unrecht tun“, sagt Springub.

Zudem wollen viele Top Manager*innen an ihren Ergebnissen gemessen werden und nicht an ihrer Präsenszeit im Büro. Interessanterweise tendieren sie dazu, ihre Mitarbeitenden von 9.00 – 17.00 Uhr einzubestellen. Weil man eben genau da zu arbeiten hat.

Doch wie wäre es, wenn Arbeitnehmende entsprechend ihrer persönlichen Tagesbestzeit arbeiten? Wie würde sich das auf Produktivität, Leistungsbereitschaft und Arbeitsmoral auswirken? Ein Experiment, das sich lohnt. Da ist sich Elena Springub sicher. „Natürlich ist es immer noch Aufgabe einer Führungskraft zu schauen, dass Mitarbeitende nicht ausschließlich in den frühen Morgenstunden oder in der Nacht arbeiten. Das überfordert nicht selten sie selbst, Kolleg*innen und das Arbeitsumfeld. Doch hin und wieder sind es genau diese Zeiten, in denen die besten Ergebnisse entstehen.“ Das weiß sie aus eigener Erfahrung.

Eine „one size fits all“-Lösung gibt es nicht.

Doch eine „one size fits all“-Lösung gibt es nicht. Je nach Branche und Unternehmenssituation braucht es unterschiedliche Ansätze. So können 100% flexible Arbeitszeiten bei Bürojobs recht einfach umgesetzt werden, wohingegen in der Pflege, im Einzelhandel oder auch produzierenden Industrien andere Modelle angewandt werden müssen. Schließlich wollen wir auch weiterhin am Samstag bis mindestens 21 Uhr einkaufen gehen oder auch am Sonntag am Krankenbett engagierte Pfleger*innen vorfinden.

Hier gilt es beispielsweise Schichtmodelle neu zu denken: Müssen immer alle Arbeitnehmenden in einem gleichen Modell arbeiten? Geht es nicht auch hier darum, Arbeitnehmende nach ihren präferierten Schichtzeiten, passend zu den aktuellen Lebensumständen, einzusetzen? „Natürlich sind Schichtmodelle komplex und nicht jede einzelne Präferenz kann grundsätzlich berücksichtigt werden. Doch gibt es mittlerweile viele Apps, die es Betrieben ermöglichen, flexible Zeitmodelle zu hinterlegen. Schnell, effizient ohne dass Fehler passieren“, so Elena Springub.

Es bleibt also spannend, welche individuellen Antworten sowohl Unternehmen als auch Wirtschaft und Politik auf das Arbeitszeitendrama der Deutschen finden.

Wer in der Lage ist, Arbeitnehmenden in Bezug auf das persönliche Arbeitsmodell entgegenzukommen, diskutiert weder heute noch morgen über eine 4-Tage-Woche. Davon ist Elena Springub überzeugt. Sind Vertrauen, Mut und Flexibilität in der Unternehmenskultur selbstverständlich, fühlen sich Arbeitnehmende ihrem Unternehmen verbundener. Lust und Spaß an der Arbeit steigen und führen zu mehr Einsatzbereitschaft. Sehen wir die Debatte der 4-Tage-Woche also als Sinnbild für eine deutsche Wirtschaft, die verstehen muss, dass sie neue Wege beschreiten muss, um den Anforderungen dieser Tage gerecht zu werden.


Über die Person:

Elena Springub ist Vorbild und Expertin für moderne und humane Führung. Als Beraterin und Sparringspartnerin arbeitet sie mit ihren Kund:innen daran, die Arbeitswelt von morgen maßgeblich neu zu gestalten. Sie ist davon überzeugt, dass der Erfolg unternehmerischer Brillanz in der Kombination aus menschen-orientierter Führung mit gleichzeitigem Blick auf die Business Performance liegt. Darüber hinaus besitzt Elena Springub einen Lehrauftrag für Leadership und setzt mit ihren Studierenden wichtige Impulse für die Führung von morgen. Im Rahmen unterschiedlicher Mentoring Initiativen fördert sie seit vielen Jahren mit Leidenschaft junge Talente.

In den letzten 14 Jahren hat Elena Springub viele große transformatorische und organisationale Projekte verantwortet, zuletzt die Strategie und Steuerung des internationalen IoT Geschäfts der Deutschen Telekom AG. Elena bringt 9 Jahre Führungsverantwortung im DAX-Konzern mit, davon 6 Jahre als Leitende Angestellte – 2017 war sie dort die jüngste Leitende Angestellte. Sie verantwortete in ihrer Konzernkarriere unterschiedliche Teams, in Teilen von über 100 Mitarbeitenden. In all ihren Rollen zeichnet sie sich durch ihre klare Haltung zu humaner Führung aus. Sie fokussiert bewusst auf die Potenziale von Mitarbeiter*innen, fördert und fordert diese und formt damit high performing Teams.

Mission Female GmbH

Mission Female bietet erfolgreichen Frauen ein exklusives Netzwerk von Vertrauen und Austausch auf Augenhöhe und stärkt sie aktiv bei ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung. Dabei engagiert sich das 2019 von Frederike Probert gegründete Business-Netzwerk aktiv für mehr Female Power in Wirtschaft, Gesellschaft, Medien, Kultur, Sport und Politik und vereint erfolgreiche Frauen branchenübergreifend auf höchster Ebene mit einem Ziel: Gemeinsam beruflich noch weiter voranzukommen. Immer persönlich, vertraulich und verbindlich ganz nach dem Motto #strongertogether.

https://www.missionfemale.com/ 

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