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Den Scheinheiligenschein wahren

Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht und wenn er auch… ganze Heerscharen von PR-Agenturen beschäftigt, um das Image aufzupolieren. Green und Gender Washing, alternative Fakten und vieles mehr haben das Vertrauen in die Entscheidungen der sogenannten Opinion Leader und Decision Maker beeinträchtigt. Politik- und vielmehr Gesellschaftsverdrossenheit nehmen zu.

Richtungsentscheidende Wahlen ähneln einem Tribunal ohne glaubwürdige Anklagenden. Die Klagen verhallen in den Shit-Stürmen. Viele richten sich nach dem Wind, wie es passt. Und ganz ehrlich: Wer hat sich nicht schon selber einmal ordentlich in die Tasche gelogen?

So gut wie wir gerne sein möchten, sind wir leider nicht. Klar, wir haben unseren Beckett gelesen (zumindest auszugsweise, vielmehr in Zitat-Happen, auch damit lügen wir uns in die Tasche mit Intellektuellenmasche): Scheitern, scheitern, besser scheitern.

Doch wer will sich das schon eingestehen und vor allem den anderen preisgeben? Wie schön wäre es, wenn wir zu unseren Fehlversuchen und Irrungen stehen könnten. Eine Frage der Courage, aber auch eines gesellschaftlichen Klimas, das in den sozialen Medien Gericht hält und gerne an den Pranger weiterreicht. Reflexion und Lösungssuche ist dabei Fehlanzeige.

Im Pulk der Empörten fühlt man sich sicher aufgehoben. Die moralischen Empörung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen. Die Analyse des Wiener Philosophen und Menschenkenners Helmut Qualtinger hat den Nachteil wahr und damit zutreffend zu sein. Sie sollte uns auch beim Blick in den Spiegel im Hinterkopf bleiben.

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