Frauke van Bevern ist Director Brand und Corporate Communications bei der Berliner Volksbank. Welche Rolle die Digitalisierung für die Bank spielt, wie die Community gestärkt wird und warum ihre Neugier ein wichtiges Asset ist, erzählt sie im Interview.
Sie arbeiten für eine Genossenschaftsbank – wie zeitgemäß ist dieses Modell heute noch in Zeiten von Online-Banking, Neo-Banken und Co.?
Aus meiner Sicht so zeitgemäß wie selten zuvor. Genossenschaftsbank heißt ja: Unsere Kundschaft besteht zu einem Großteil aus unseren Mitgliedern und Anteilseigner:innen. Die Förderung unserer Mitglieder steht bei diesem Modell an erster Stelle, nicht die Gewinnmaximierung. Dazu kommt der regionale Fokus. Die Globalisierung stößt aktuell in vielen Bereichen an ihre Grenzen, das Regionale dagegen erlebt ein Revival, ebenso wie gut funktionierende Communities. Und die haben wir.
Was heißt das konkret?
Wie wir sagen: Wir sind der Region verpflichtet. Und unseren Mitgliedern. Das heißt: Wenn wir etwa eine Veranstaltung organisieren, schauen wir zunächst innerhalb unseres eigenen Ökosystems, wer uns unterstützen kann. Ein konkretes Beispiel: Auf einem von uns ausgerichteten Event werden das Catering, der Fotograf und die Vermieter der Location mit größter Wahrscheinlichkeit Kunden und Mitglieder der Berliner Volksbank sein. Wir stehen in engem Kontakt mit unseren Mitgliedern und schaffen so auch viel Vertrauen.
Wie pflegen Sie diesen Kontakt?
Da sind wir auf alten und neuen Wegen gleichermaßen unterwegs. Unsere gedruckten Kundenmagazine B-Stern, m. und unser Podcast sowie unser Filialnetz sind zum Beispiel weiter feste Strategiebestandteile. In die Filialen wird weiter investiert, statt abgebaut. Auch die telefonische Beratung und Betreuung ist bei uns sehr wichtig. Gleichzeitig bauen wir auch die digitalen Kanäle aus und auch Social Media ist natürlich nicht mehr wegzudenken. Auf den verschiedenen Plattformen sind wir entsprechend mit einer adäquaten Tonalität unterwegs. Außerdem setzen wir stark auf Online-Formate.
„Beim Thema Leadership muss ich lernen zu verlernen“
Wie sieht das aus?
Wir organisieren zum Beispiel für unsere Mitglieder und Kunden, aber auch für Nicht-Kunden Webinare zu aktuellen Themen, von Erbschaft über Nachhaltigkeit bis hin zu Cybersecurity. Für junge Gründer:innen bieten wir beispielsweise Formate zur Liquiditätsplanung. Die Expert:innen kommen dabei ebenfalls zum Großteil aus unserem eigenen Netzwerk, was wiederum die Bindung an unsere Marke stärkt. Das hat uns ganz besonders in der Corona-Zeit geholfen.
Was haben Sie in dieser Zeit gelernt?
Für uns war es ganz wichtig, den Kontakt zu unseren Mitgliedern und Kund:innen nicht abbrechen zu lassen und mit klaren Botschaften nach außen zu gehen. Das hieß vor allem, zuerst die interne Kommunikation zu stärken. Das war für uns der Erfolgsfaktor Nummer eins in der Krise – der Vertrieb musste ja wissen, was nach außen getragen werden soll und darf, dafür haben wir uns täglich eng abgestimmt und auch mal „hands on“ mit Formaten wie eben den Webinaren gearbeitet. Diese Bausteine haben wir weiter beibehalten und fahren sehr gut damit.
Wie bauen Sie die Marke heute auf?
Wir erzählen Geschichten – über Geld, aber eben vor allem über die Menschen, die damit arbeiten. Geld ist das Blut der Wirtschaft, und das wollen wir greifbar machen – nicht zu werblich, sondern nahbar.
Eine persönliche Frage – Sie gehören als Managerin zur Generation 50+ und gehen damit auch offen um. Wie schaffen Sie es, am Puls der Zeit zu bleiben und jüngere Mitarbeitende gut zu führen?
Ich bin unglaublich neugierig, und diese Neugier verschwindet nicht mit dem Alter. Für mich gehört es zur Eigenverantwortung, auf dem neuesten Stand zu bleiben, sei es bei Technologien wie KI, im Branding oder in der Strategieentwicklung, bei Social Media oder beim Thema Leadership. Ich muss aber zugeben: Ich muss lernen, zu verlernen. Sozialisiert wurde ich ja mit einer „klassischen“ Führungsausbildung in einem hierarchisch organisierten Unternehmen, und da verändert sich gerade alles rasant – Hierarchiestufen werden abgebaut, dafür wachsen die Ansprüche an Partizipation und Mitbestimmung. Manchmal habe ich das Gefühl, nicht allen Generationen in meinem Team gerecht werden zu können. Trotzdem gehe ich diese neuen Wege gern mit.
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