Das Leben ist ein Lernprozess und ich für meinen Teil bin jemand, der lieber nach vorne als nach hinten blickt. Doch manchmal bekomme ich den Eindruck, dass das „Vorne“ mich mehr an das „Hinten“ erinnert, als mir lieb ist.
Feministinnen erleben derzeit Gegenwind von vielen Seiten. Sie werden als radikal und transfeindlich (TERF) bezeichnet, als gescheiterte Marketing-Nummer (Stichwort feministische Außenpolitik) belächelt oder als bevormundende Sprachpolizei (Gendern) abgelehnt. All dies erzeugt ein Klima der Aggression, das uns auf dem Weg zu einer auf Chancengleichheit basierenden Gesellschaft nicht weiterbringt.
In den vergangenen Jahren hatte ich den Eindruck, dass das Verunglimpfen von „Emanzen“ nicht einmal mehr an düstersten Stammtischen für großartige Lacher sorgt. Nun entdecke ich immer wieder Podcasts und Kommentare, die mich eines Besseren belehren. Allerdings spricht niemand mehr von „Emanzen“, sondern das Reizwort der Stunde sind die „Woken“ und die entsprechende ablehnende Haltung ist „Anti-Woke“.
Als ich nun bei einem Interview erschrocken aufgerissene Augen erntete, nachdem ich mein progressives weibliches Gegenüber fragte, ob sie sich als „woke“ bezeichnen würde, kam ich ins Nachdenken. Darf man „woke“ noch sagen oder ist es von mir unbemerkt zu einer Verhöhnung mutiert? Wikipedia beruhigte mich. „Wokeness“ bezeichnet nach wie vor ein „erwachtes“ Bewusstsein für mangelnde soziale Gerechtigkeit und Rassismus.
Was ist nur passiert, dass ein solches Anliegen von einer ziemlich großen Personengruppe abgelehnt wird? Nur die Schuld bei einer Seite zu suchen, die uns einfach zu verbohrt und rückschrittlich erscheint, greift meiner Meinung nach zu kurz. Möglicherweise fördert „Wokeness“ nicht nur Bewusstsein, sondern überfordert auch. Häufig höre ich, dass gerade in der Wirtschaft mehr postive praktische Beispiele und weniger Vorschriften erwünscht wären, um die gewünschte Transformation zu mehr Diversität und Inklusion umzusetzen.
Bei SHEconomy und auch mit WEconomy bemühen wir uns, für unsere Community genau diese Aufgaben zu erfüllen. Falls uns dabei der erhobene Zeigefinger auskommt oder wir nicht nah genug am wirtschaftlichen Alltag liegen, sind wir dankbar für ehrliches Feedback. In Zeiten, in denen Anti-Woke zum politischen Schlagwort wird, sollten wir uns umso mehr um eine deutliche Formulierung unserer Ziele bemühen.
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