Alles schwarz in diesen Tagen. Black Week ist angesagt, und auch am heutigen Cyber Monday schlagen uns Rabatte über Rabatte entgegen.
Gerade in Zeiten der wirtschaftlichen Unsicherheit, wo das Geld nicht mehr ganz so locker sitzt, sind diese Aktionswochen für viele Unternehmen ein Rettungsanker. Sie bieten die Möglichkeit, Lagerbestände zu räumen, die Umsatzzahlen vor dem Jahresende zu pushen und Kundenbindungen durch aggressive Reduzierungen zu stärken (oder die Leute glauben zu lassen, es gäbe einen Rabatt). Viele kleine und mittelständische Unternehmen erhoffen sich durch diese Events Sichtbarkeit in einem hart umkämpften Markt. Doch der Preis für diesen kurzfristigen Erfolg ist hoch: Rabatte fördern Impulskäufe, keine nachhaltige Kundenbindung. Die langfristigen Konsequenzen für Unternehmen sind oft weniger rosig: Margen sinken, die Kundschaft gewöhnt sich an stetig sinkende Preise.
Schnäppchenjäger:innen greifen dabei oft zu Produkten, die sie weder brauchen, noch lange nutzen – eine Praxis, die Ressourcen verschwendet und den Klimawandel fördert. Hinzu kommt: Der Großteil der Gewinne aus den Umsätzen landet nicht bei europäischen Unternehmen. Die Dominanz großer globaler Plattformen wie Amazon oder der großen chinesischen Billig-Anbieter verschärft die ohnehin angespannte wirtschaftliche Lage kleiner Unternehmen und Händler in Europa.
Die Shopping-Welle in diesen Tagen können auch Aktionen wie der Green Friday kaum ausgleichen, zu stark hat sich die Marketingwoche schon etabliert. Aber es lohnt sich, genauer hinzuschauen und gezielt bei Unternehmerinnen und Gründerinnen im eigenen Umfeld zu kaufen. Weiblich geführte Unternehmen agieren häufig kundenorientierter und nachhaltiger, viele Geschäftsmodelle sind darauf ausgerichtet, Ressourcen zu schonen.
In der vergangenen Woche durfte ich das erneut beim Treffen von Encourage Ventures erleben, das Gründerinnen aus dem Bereich Climate Tech vorstellte. Die Vereinigung mit Hauptsitz in München bringt Start-ups, in denen mindestens eine Frau im Gründerteam ist, in der Frühphase ihres Gründungsvorhabens mit Angel Investorinnen zusammen, um ihnen systematisch Zugang zu Kapital, zu Wissen und Ressourcen zu ermöglichen.
Diese Arbeit ist derzeit umso wichtiger, da der Frauenanteil laut aktuellem Deutschen Start-up Monitor erstmals seit 2021 wieder sinkt. Der Anteil der Gründerinnen verringerte sich auf 18,8 Prozent – im Vorjahr waren es noch 20,7 Prozent.
Auch politische Entscheidungen sind gefragt, etwa ein Mutterschutz für Unternehmerinnen. „Das deutsche Start-up-Ökosystem ist auch in 2024 weder vielfältig noch inklusiv oder offen und gleichermaßen einladend für alle, die gründen möchten. Damit geht viel Innovationspotenzial und Spirit verloren. Gerade dann, wenn weibliche Gründerinnen aus dem Umfeld der Wissenschaft oder Forschung hier gleichberechtigt mitmischen möchten und Förderung für ihre Ideen brauchen. Das kann sich die deutsche Wirtschaft nicht mehr leisten“, warnt Silvia Hänig von Encourage Ventures im Interview mit Sheconomy.
Es muss ja nicht gleich ein „Female Founders Friday“ oder „Women-Led Monday“ werden. Aber ein genaueres Hinschauen, ob im Weihnachtsgeschäft, bei größeren Anschaffungen oder bei B2B-Investitionen, könnte wichtigen Impact schaffen.
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