Wenn ein Manager eine Tochter bekommt, steigt sowohl der Frauenanteil unter seinen Beschäftigten als auch der Anteil der an Frauen ausgezahlten Löhne. Was können wir daraus schließen?
Eine Studie der italienischen Bocconi Università und der dänischen Aarhus Universitet zeigt, dass die Geburt einer Tochter eine Einstellungsänderung in Sachen Gender bei Managern bewirken kann. Der sogenannte „Tochtereffekt“ macht sich dadurch bemerkbar, dass der Anteil der weiblichen Beschäftigten um 2,9 Prozent steigt und sich die an Frauen ausgezahlten Löhne sogar um 4,4 Prozent erhöhen. Nachweisen konnten dies die Forscherinnen Maddalena Ronchi und Nina Smith in ihrer 2021 erschienenen Studie „Daddy’s Girl: Daughters, managerial decisions, and gender inequality“.
Der Tochtereffekt führt also dazu, dass Arbeitnehmerinnen, die in Einrichtungen arbeiten, in denen männliche Manager eine zusätzliche Tochter im Gegensatz zu einem Sohn erziehen, unter bestimmten Umständen eine Verbesserung ihrer Arbeitssituation erfahren. Nachdem ein Manager seine erste Tochter bekommen hat, neigt er etwa verstärkt dazu, männliche Arbeitnehmer durch Frauen mit vergleichbarer Ausbildung, sowie ähnlichen Arbeitsstunden und Einkommen zu ersetzen. Durchwegs positiv scheint der Tochtereffekt jedoch nicht zu sein: es ließ sich umgekehrt nämlich kein Anstieg des Anteils von Arbeitnehmerinnen feststellen, die teilzeitbeschäftigt sind oder Kinder im Vorschulalter haben. Das Vater-werden des Managers hat also keinen nachweisbaren begünstigenden Einfluss auf die Work-Life-Balance weiblicher Beschäftigter zu haben.
„Es gibt keinen Kompromiss zwischen Gerechtigkeit und Effizienz.“
Die Studie zeigt außerdem, dass kurzfristig zwar keine signifikanten Auswirkungen auf die Leistung des Unternehmens zu erkennen waren, was vor allem auf die ähnlichen Eigenschaften der neuen weiblichen Angestellten im Vergleich zu den zuvor männlichen Angestellten zurückzuführen sei. Mittel- und längerfristig scheinen sich die veränderten Personalentscheidungen jedoch positiv auf das Unternehmensergebnis auszuwirken. Die Forscherinnen fassen zusammen: „Unsere Analyse zeigt, dass es in dem von uns untersuchten Kontext keinen Kompromiss zwischen Gerechtigkeit und Effizienz gibt.“
Tochtereffekt nachahmen
Nun kann keine Maßnahme etabliert werden, die männlichen Führungskräften vorschreibt, Töchter in die Welt zu setzen. Es sollte jedoch darauf fokussiert werden zu untersuchen, welche Maßnahmen den Tochtereffekt so nachahmen können, dass sich die Entscheidungsfindung von töchterlosen Managern auf eine ähnliche Art und Weise verändert. So konnten die Forscherinnen der erwähnten Studie etwa feststellen, dass bei Managern eine schnelle Verhaltensreaktion zu erkennen ist, wenn sie stärker mit Themen der Gleichstellung der Geschlechter konfrontiert sind.
Die Forscherinnen Maddalena Ronchi und Nina Smith werteten dänische Registerdaten zwischen den Jahren 1992 und 2017 aus und verknüpften dabei individuelle Karriereverläufe mit Längsschnittdaten zur Haushaltsstruktur. Pro Führungskraft wurde jedes Jahr das Unternehmen identifiziert, in dem er arbeitete, die Merkmale der von ihm betreuten Mitarbeiter*innen sowie die Anzahl, das Geschlecht und das Alter seiner Kinder. So konnten die Forscherinnen einen Zusammenhang zwischen der Veränderungen der familiären Situation von Managern durch Geburtsereignisse und der Geschlechterstruktur im Unternehmen feststellen.