Das WU ZBP Career Center schafft einen Raum für Begegnungen zwischen Studierenden und Unternehmen. Mitten im Trubel der Career Calling haben wir mit Geschäftsführerin Ursula Axmann gesprochen.
Warum sind Messen wie die Career Calling so wichtig?
Diese Messen sind deshalb wichtig, weil der persönliche Kontakt entscheidend ist. Papier und Website sind geduldig, da lassen sich also sehr einfach Dinge festhalten, aber Personen, die miteinander arbeiten wollen, müssen sich auch verstehen und zueinander passen. Und genau diese Möglichkeit gibt es bei der Career Calling. Nicht nur für die Studierenden, sondern auch für die Firmen. Erst im persönlichen Kontakt merkt man, ob einem das Unternehmen tatsächlich liegt. Oft ist es ja so, dass man schon lange davon träumt bei einem Unternehmen zu arbeiten, dann aber erst bei der persönlichen Begegnung dahinter kommt, dass es gar nicht stimmig ist. Es ist eindeutig besser, man bemerkt das im Vorfeld und nicht im Job.
Wie lange gibt es die Career Calling schon?
Die Messe gibt es seit mittlerweile mehr als 30 Jahren. Viele Firmen, die auch heute hier ausstellen, begleiten uns schon von Anfang an. Auf diese Weise wird der Bedarf an jungen Wirtschafts- und UniabsolventInnen sehr gut deutlich.
Welche Rückmeldungen bekommen Sie von den Unternehmen? Oder anders gefragt, wie viele Karrieregeschichten haben hier begonnen?
Genau solche Rückmeldungen kommen glücklicherweise sehr häufig. Ich habe erst im letzten Jahr einen Marketing Manager eines großen Konzerns am Podium sprechen gehört, der mir danach erzählt hat, dass er damals, vor 25 Jahren, über die Messe einen Job gefunden hat. Oft erfährt man diese Dinge erst sehr viel später, aber es passiert definitiv sehr viel.
Leider ist es immer noch so, dass sich junge Berufseinsteigerinnen weniger zutrauen als ihre männlichen Kollegen. Haben Sie auch den Eindruck? Wie gehen sie damit um?
Ja, das ist schon auch immer wieder mein Eindruck. Im ZBP Career Center nehmen wir uns deshalb sehr viel Zeit für die Studierenden und AbsolventInnen. Wir analysieren mit ihnen ihre Schwächen, aber auch ihre Stärken und zeigen ihnen dadurch, wie gut sie eigentlich schon sind. Auffallend ist auch – und das betrifft nicht nur die jungen Frauen, sondern auch die jungen Männer – dass der Druck im Moment enorm hoch ist. Alle glauben, dass sie alles schon gemacht und gesehen haben müssen. Solche Anforderungen und die möglichen Fehleinschätzungen, die damit einhergehen, lassen sich ebenfalls am besten im persönlichen Gespräch klären. Mit den Studierenden gemeinsam versuchen wir deshalb herauszuarbeiten, was sie können und was sie eigentlich möchten. Aufgrund dieser Infos probieren wir dann die richtige Firma zu finden. Was den Frauenanteil an der WU angeht, kann ich sagen, dass dieser mittlerweile sehr ausgeglichen ist. Zur Messe waren gestern Abend mehr Frauen als Männer angemeldet. Es kann aber sein, dass sich das durch die Anzahl der spontanen BesucherInnen wieder ausgeglichen hat.
Es gibt ja mittlerweile auch schon mehr Absolventinnen als Absolventen, die darüber hinaus auch meistens bessere Studienerfolge vorweisen können. Trotzdem sitzen in den Führungsetagen mehr Männer …
Dieser Tatsache liegen unterschiedliche Faktoren zugrunde. Und man sollte nicht vergessen, dass diejenigen, die jetzt in Vorstandspositionen sitzen, bereits ein gewisses Alter erreicht haben. Damals gab es noch nicht so viele Frauen, die studiert haben und das spürt man auch heute noch. Natürlich spielen aber auch noch andere Themen mit. Die Betreuung von Kindern und älteren Angehören zum Beispiel. Gerade in diesen Bereichen gibt es gesellschaftlich noch sehr viel zu tun. Zusätzlich braucht es vielleicht auch andere Modelle der Arbeitszeiteinteilung. Gerade bei den Jungen spielt flexibles Arbeiten eine sehr große Rolle. Mehr und mehr wird zum Beispiel auch die Frage gestellt, ob man eine Führungsposition auch in Teilzeit übernehmen kann. Obwohl das mittlerweile sehr gut möglich ist, trauen sich das viele nicht und auch die Firmen sind zurückhaltend.
Haben Sie konkrete Tipps für junge BerufseinsteigerInnen?
Am wichtigsten ist es, bereits während des Studiums Praxiserfahrung zu sammeln. Das tun glücklicherweise auch schon viele. Darüber hinaus empfehle ich den Studierenden und AbsolventInnen erstmal auf sich selbst zu schauen, bevor sie den Lebenslauf schreiben. Es ist unglaublich wichtig, die eigenen Stärken kennenzulernen und für sich selbst herauszufinden, was man eigentlich möchte. Das übersehen leider sehr viele. Eine Messe wie die Career Calling ist dafür eine gute Plattform. Um für sich selbst herauszufinden, ob der Funktionsbereich oder die Branche passt, sind natürlich auch Praktika sehr wichtig. Wir holen im Jahr rund 400 Unternehmen an die WU, um persönliche Kontakte herzustellen und den Studierenden genau diese Möglichkeiten zu geben. Dabei konzentrieren wir uns nicht nur auf die großen Konzerne, sondern möchten den Studierenden ein möglichst breites Angebot liefern.
Sie erwähnten bereits, dass den AbsolventInnen Flexibilität sehr wichtig ist. Worauf kommt es den Generationen Y und Z im Arbeitsleben sonst noch an? Zeichnen sich hier Trends ab?
Diese Generationen stellen eine gute Work-Life-Balance in den Vordergrund. Dazu kommt, dass sie verstärkt auf den Sinn der Tätigkeit schauen. Dadurch ist auch der Wunsch nach einem hohen Einstiegsgehalt etwas zurückgefallen. Die Studierenden sind außerdem deutlich informierter als früher. Durch das Internet und Social Media bekommen sie sehr viel mehr mit. Mir ist in letzter Zeit oft aufgefallen, dass die Fragen an die Firmen sehr zielgerichtet kommen.
Die Career Calling fand am 23. Oktober in der Messe Wien statt. Mit rund 140 ausstellenden Unternehmen ist sie Österreichs größte Karrieremesse.
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