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Auf einem guten Weg

Manchmal laufen die Dinge nicht ganz so, wie sie eigentlich sollten. Sie kennen das bestimmt. Letztendlich steht jeder von uns vor Herausforderungen. Manche lassen sich schnell und mit wenig Aufwand lösen, manche ganz und gar nicht. In diesem Jahr durfte ich viele tolle Gespräche mit beeindruckenden Frauen führen. In diesen Momenten wird einem oft klar, dass es eine große Sache gibt, die gar nicht läuft wie sie sollte und sich auch nicht mit wenig Aufwand schnell lösen lässt. Sondern nur gemeinsam, und das lieber früher als später. Natürlich rede ich von der Ungleichbehandlungen von Frauen in unserer Gesellschaft, besonders am Arbeitsmarkt.

Erst kürzlich durfte ich eine tolle Studie lesen und aufarbeiten, in der es um die Entwicklung des europäischen Arbeitsmarktes ging und besonders um die Zugänglichkeit der Arbeitswelt für Frauen. Die gute Nachricht: es tut sich was! Aber dazu gleich mehr. Wenn ich mir die Zahlen und Entwicklungen so anschaue, muss ich immer an die Worte von einer Frau denken, mit der ich im Sommer ein spannendes Interview hatte. Sie sagte, dass die Probleme mit der politischen Situation und dem Krieg in der Ukraine, die Teuerungen und schwierigen Situationen in der Zukunft nur dann stemmbar sind, wenn wir nicht auf gut die Hälfte der Bevölkerung verzichten und ihr den Einstieg in wichtige Berufe und Branchen, beispielsweise MINT-Bereich, nicht unnötig schwer machen. Das hat mich einerseits beeindruckt, andererseits hat es mir auch zum Denken gegeben. Wieso passiert das überhaupt in so großem Stil in unserer Gesellschaft? Wieso ermöglichen wir nicht allen Menschen Zugang zu wichtigen Branchen und motivieren und fördern sie bereits von Anfang an? Warum gibt es überhaupt noch einen Gender Pay Gap? Auch dazu gleich noch mehr.

Zurück zu den guten Neuigkeiten: die Entwicklung in Europa lässt sich messen, und die Daten, die belegen, dass immer mehr Frauen Zugang zum Arbeitsmarkt, Vollzeit-Stellen und guter Ausbildung bekommen, schauen gut aus. In den letzten 20 Jahren haben wir die USA überholt, wenn es darum geht, die weibliche Erwerbsbeteiligung am Arbeitsmarkt zu fördern. Österreich und Deutschland bewegt sich hier im europäischen Mittelfeld. Es geht also noch mehr. Hingegen schaut es furchtbar aus, wenn es um den Gender Pay Gap oder Frauen in Führungspositionen geht. Spannend ist hierbei – und damit sind wir wieder beim Gender Pay Gap – die Gründe hierfür sind praktisch nicht da. Es gibt keinen Grund, wieso Frauen für dieselbe Arbeit weniger verdienen als Männer. Trotzdem ist er da und es scheint, als würde er auch in nächster Zeit nicht weggehen.

Es bleibt also ein bitterer Beigeschmack übrig. Einerseits entwickeln wir uns weiter – im Kollektiv, als Gesellschaft und als Menschheit. Das ist gut. Andererseits sind noch so viele Lücken und dunkle Stellen, die es zu schließen und zu beleuchten gilt. Wenn es in der Geschwindigkeit weiter geht wie bisher, wird es wohl noch rund 100 Jahre dauern, bis alle Geschlechter gleichberechtigt im Arbeitsalltag sind. Das dauert zu lange und bringt mich wieder zurück zu den Gedanken, dass wir die Probleme, die uns noch bevorstehen, nur lösen können, wenn wir nicht auf die Hälfte der Bevölkerung verzichten.

 

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